Brecko: "Natürlich ist Frankfurt Favorit"

17.5.2016, 12:33 Uhr
Hat der Club wirklich nur eine "kleine Chance" gegen die Eintracht? Das zumindest sieht Miso Brecko so.

© Sportfoto Zink / DaMa Hat der Club wirklich nur eine "kleine Chance" gegen die Eintracht? Das zumindest sieht Miso Brecko so.

Die drei mittelalten Herren murrten ein wenig. Sie sind immer da beim 1. FC Nürnberg, die anderen, sagten sie im Nieselregen, kämen ja bloß, wenn einmal etwas los ist – gemeint war die Abordnung vom Fußball-Bezahlsender, dessen Ü-Wagen gestern am Trainingsgelände stand.

Mehr los als sonst ist tatsächlich beim 1. FC Nürnberg. Zum Ligaspiel nach Paderborn waren am Sonntag ganze vier Journalisten mitgereist, am Tag darauf gab es Besuch von Fernseh- und Radioteams sowie Gesprächswünsche von Zeitungsredaktionen überall im Land. Raphael Schäfer - assistiert von den netten Damen der Pressestelle - durfte deshalb Interviews am Laufband geben, per Telefon, vor Mikrofonen, vor Kameras.

Die Rückkehr des Oldies pünktlich vor Nürnbergs Relegationsspielen gegen Eintracht Frankfurt macht nicht nur den Club glücklich, sondern auch Journalisten, Schäfer hat ja viel zu erzählen. Er hat gleich zwei Relegationen mit Nürnberg gewonnen, 2009 gegen Cottbus und 2010 gegen Augsburg, Gegentore: null.

"Schön, wenn man vorher viel über das Spiel und den Gegner reden kann", sagte Schäfer während einer kurzen Pause im Redemarathon und lächelte, er meinte: Man kann noch so viel reden, am Ende entscheidet sich alles auf dem Platz. Einen kleinen Vorteil sieht der 37 Jahre alte Routinier aber tatsächlich. "Als Zweitligist", erinnert sich Schäfer an 2009, "hatten wir es leichter"; die Relegation 2010 – als Erstligist gegen Augsburg – sei anstrengender gewesen, "da ist der Druck dann einfach größer, weil du natürlich der Favorit bist."

Dass das diesmal Eintracht Frankfurt ist, steht für Schäfer außer Frage, Nürnbergs Kapitän Miso Brecko sieht das genauso. "Natürlich ist Frankfurt Favorit, aber wir müssen alles versuchen, unsere kleine Chance zu nutzen." Wie klein die ist? "In Prozent kann man das nicht sagen", meint Brecko, die Lust auf die Herausforderung, erklärt er dafür, sei umso größer: "Es ist für mich, für uns, für unsere Fans ein absolutes Highlight", das soll besondere Kräfte freisetzen.

Jeweils rund 50.000 Zuschauer in den Stadien, Millionen am Bildschirm: "Eine riesige Freude" soll das für Stürmer Guido Burgstaller werden, "ein richtig geiles Spiel". "Leidenschaft und Einsatzbereitschaft", darauf setzt auch Nürnbergs Sportvorstand Andreas Bornemann, "zwei Fußballfeste" würde er sich wünschen, nach denen "einer überglücklich und einer tieftraurig sein" werde. Aber: "Das gehört eben dazu."

Der relative Rummel wird bis Montagabend, wenn das Rückspiel in Nürnberg über alles entscheidet, anhalten, die drei mittelalten Herren werden immerhin nicht tieftraurig sein, wenn es vorbei ist. Die Fußballer wrden alles tun für ein gutes Ende. "Wir brauchen zwei gute Tage", sagt Nürnbergs Energiebündel Tim Leibold, "in die werden wir Herz und Leidenschaft hineinlegen."

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