Burchert ist glücklich: "Eine besondere Saison für mich"

14.1.2019, 16:10 Uhr
Hat sich in Fürth zum absoluten Leader entwickelt: Torwart Sascha Burchert.

© Sportfoto Zink / WoZi Hat sich in Fürth zum absoluten Leader entwickelt: Torwart Sascha Burchert.

Während gerade die jüngeren Spieler ununterbrochen von der Bundesliga träumen, hat Burchert auf dem Talente-Sprungbrett einen Wohlfühlplatz entdeckt. "Es ist schon eine besondere Saison für mich. Ich bin auch richtig gut rein und in einen Flow gekommen", lässt der 29-Jährige sein erstes Halbjahr als Stammkeeper revue passieren: "Es hat richtig Spaß gemacht. Sieben, acht Spiele lang haben wir in der ersten Halbzeit kein Gegentor."

Weil bis zur Winterpause aber zehn weitere Partien folgten, in denen Burchert am Ende einer Schießbude vorstand, durfte er noch "ein paar neue Sachen dazulernen". Und zwar: "Den Umgang mit so vielen Gegentoren." 

Auch wenn einem Keeper kein Fehler anzukreiden ist, hinterfrage er sich trotzdem ständig. Ein Gedanke schießt auch ihm immer wieder reflexartig durch den Kopf: "Was hättest du anders machen können?" Doch bis auf den Schnitzer in Darmstadt, wo er einen mit dem Oberkörper begrabenen Ball doch noch unter dem Bauch und zwischen den Beine durchrutschen ließ, war nichts Belastendes dabei. "Bis dahin war die Runde für mich top, ich hatte nicht ganz das Gefühl, unbezwingbar zu sein, aber ich wusste, der Gegner muss erst einmal an mir vorbei." 

Obwohl das in späteren Partien keine große Kunst mehr sein sollte, Fürth in sieben Spielen 19 Tore kassierte, litt sein Selbstvertrauen nicht mehr wie noch in früheren Phasen seiner Karriere. "Den Rückhalt der Mannschaft zu spüren, obwohl ich viele Gegentore bekommen hatte, war wichtig für mich. Alle, egal ob die Verteidiger oder der Trainer, haben weiter auf mich gesetzt. Ich habe das Vertrauen gespürt und der Spaß ist geblieben." 

Burchert blieb auch mental stabil. Nach dem bitteren 0:5 zu Hause gegen Aue war er aber froh, als er daheim angekommen, die Tür ins Schloss ziehen konnte und so die Gedanken an den Fußball aussperrte. "Ich hatte zum Glück Besuch, das war ganz cool. Da waren Kiddies um mich herum, da vergisst man ganz schnell." 

Seine Gedanken hat er sich später gemacht und seine Sorgen als anerkannter Co-Kapitän öffentlich sowie intern geteilt. Noch nicht jeder hatte begriffen, dass alle gemeinsam das Tor verteidigen müssten. "Vor dem letztem Spiel gegen Sandhausen wollten wir dann Ruhe haben." Burchert vermied weitere öffentliche Aussagen. Sein einmaliger Appell wirkte. "Wir haben ein bisschen zurückgefunden zu den einfachen Dingen, die öffentlich negativ ausgelegt, als Rückschritt dargestellt werden." 

Das Kleeblatt ging mit einem 0:0 in Sandhausen einigermaßen stabilisiert in die Winterpause. Und er persönlich? Mit ein wenig Glück hätte seine Karriere ja einen steileren Verlauf nehmen können. "Ich habe ja für Hertha BSC ein paar Bundesligaspiele gemacht", erinnert der gebürtige Berliner und hält einen Moment inne: "Ich kriege gerade Gänsehaut, ungelogen."

"Ich war damals noch nicht so weit"

Während gerade in Fürth junge Spieler ihre Träume von der Bundesliga preisgeben, kann er bereits davon erzählen. "Das ist ein ganz anderes Event. Es geht auch um drei Punkte, aber es ist ein ganz anderes Niveau und es geht viel schneller. Ich freue mich, dass alle das Ziel haben, aber ich kann auch sagen, dass es eine ganz andere Welt ist." Wehmütig? Nein. Auch Burchert würde liebend gerne wieder erstklassig halten, "aber ich kann auch einschätzen, wie schwer es ist, dahin zu kommen. Ich war damals noch nicht so weit. Und das weiß ich halt".

Er weiß aber auch, dass er seine Grenzen neu verschoben hat. "Ich war mit 18, 19 Jahren zu ehrgeizig. Das war mein Problem. Jetzt habe ich diese Lockerheit, mit Fehlern und Situationen umzugehen und kann ich das auch genießen. Die zweite Liga macht mir richtig viel Spaß." 

Für Burchert käme deshalb eine Reservistenrolle bei einem deutschen Erstligisten vorerst nicht mehr infrage. Er könnte sich jedoch vorstellen, eines Tages noch einmal im Ausland zu spielen. Nur zu gerne erinnert er sich an das halbe Jahr beim norwegischen Erstligisten Valerenga Oslo. "Es war eine Erfahrung, die man für sich selbst sammelt. Es war die schönste Zeit in meiner Profilaufbahn", sagt Burchert: "Bevor ich nach Fürth kam." 

3 Kommentare