Bye, Bye, Belek! Der Club hebt heuer nicht ab

10.11.2016, 10:34 Uhr
Süden war gestern: Club-Youngster Philipp Hercher wird im Winter wohl nicht am Strand spurten.

© Sportfoto Zink / JüRa Süden war gestern: Club-Youngster Philipp Hercher wird im Winter wohl nicht am Strand spurten.

Es hätte einen Reiz gehabt: Der 1. FC Nürnberg setzt ein Zeichen, trotzt der politisch unruhigen Lage in der Türkei und bezieht sein Winter-Trainingslager wie schon in der Vergangenheit in Belek. Nürnbergs Partnerstadt, Antalya, der vor kurzem eine Delegation um Oberbürgermeister Ulrich Maly einen Besuch abgestattet hat, wäre hoch erfreut gewesen. Der Gedanke hätte neben einem solidarischen Ansatz auch einen finanziellen Hintergedanken gehabt. Allzu teuer wäre den Club der Trip ins 40 Kilometer östlich von Antalya gelegene Belek nicht gekommen.

Doch diesmal muss die türkische Provinz, wie es scheint, nicht nur auf Besuch aus Mittelfranken, sondern auch auf alle anderen Erst- und Zweitligisten verzichten. Die Herrschaft von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und deren Auswirkungen schrecken ab. Schon im vergangenen Winter waren die Flüge aus Deutschland weniger geworden. Bis dahin hatten über den Jahreswechsel internationale Klubs in Belek die Hotels unter sich aufgeteilt. Die Herbergen sind üppig dimenisioniert, die Rasenplätze haben mitunter Golfplatzqualität und das Klima ist um diese Jahreszeit meist frühlingshaft. Die Preise lagen deutlich unter jenen, die an Spaniens Küsten verlangt werden. Der großen Nachfrage trug man dort eifrig Rechnung und drehte stetig an der Preisschraube, ehe sich der Küstenstreifen in der Türkei mit seinen neu errichten Bettenburgen zum Fußballmekka für Vorbereitungscamps entwickelte.

In einer internen Umfrage der Deutschen Fußball-Liga gab kein Verein an, sein Trainingslager in der Türkei abhalten zu wollen. Die Liste der Schreckensnachrichten ist lang. Über allem steht der gescheiterte Putschversuch in Istanbul vor fast vier Monaten. Ein Selbstmordattentat am Flughafen der auf zwei Kontinenten gelegenen türkischen Metropole forderte 48 Tote. Im Oktober schlug eine Rakete in der Nähe von Antalya ein; sie galt angeblich einem türkischen Militärfahrzeug. Im Team und bei den Verantwortlichen des FCN waren diese Vorfälle ein Thema. Eine Mehrheit "pro Belek" ließ sich nicht finden.

"Die Tendenz geht" Richtung Valznerweiher  

Einige Vereine zieht es nun wieder ins kostspieligere Spanien oder an die Algarve nach Portugal, was dort zu weiter steigenden Preisen führt. "Die sind jenseits von Gut und Böse", konstatiert Nürnbergs Sportvorstand Andreas Bornemann. Große Klubs hingegen müssen kaum noch selbst für ihre Reisen bezahlen, die Branchenführer der Topligen werden von Scheichs beispielsweise nach Dubai eingeladen. Wird aus einem losen Kontakt für den Traditionsverein nichts, verbringt der FCN das erste Mal
seit langem den Winter wieder in heimischen Gefilden - gleichsam wie übrigens die SpVgg Greuther Fürth. "Die Tendenz geht dahin", sagt Bornemann.

Die Bedingungen auf der Anlage am Valznerweiher seien ausreichend um sich auf die Rückrunde vorzubereiten. Einige Plätze sind mit einer Rasenheizung ausgestattet. Außerdem steht dem Verein auch ein eigener Kunstrasenplatz zur Verfügung. Die zu überbrückende Periode ist diesmal sowieso besonders kurz. Dreieinhalb Wochen liegen zwischen dem Trainingsauftakt Anfang Januar und dem Rückrundenauftakt am 29. Januar gegen Dynamo Dresden.

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