Clemens beflügelt Darts-Deutschland - und will jetzt mehr!

28.12.2020, 17:13 Uhr
Clemens beflügelt Darts-Deutschland - und will jetzt mehr!

© John Walton/PA Wire/dpa

Held im kleinen Saarland, Hoffnungsträger in der großen Darts-Welt. Gabriel Clemens hat sich mit seinem Riesencoup gegen Weltmeister Peter Wright nicht nur in der deutschen Darts-Geschichte verewigt, sondern auch Träume von einem Premieren-Triumph im Londoner Alexandra Palace befeuert. "Peter ist Weltmeister und ein großartiger Typ. Ich bin so glücklich, ihn geschlagen zu haben. Das ist eine unglaubliche Nacht für mich", sagte der 37-Jährige nach dem hochdramatischen 4:3 über den Titelverteidiger, der nun vollkommen überraschend die Heimreise antreten muss.

Auch der Ministerpräsident schaut in den Ally Pally

Den ersten deutschen Achtelfinalisten in der WM-Geschichte würdigte nicht nur die euphorisierte Darts-Szene, sondern auch die heimische Politik. "Ein großartiger und historischer Sieg im legendären Ally Pally. Das ganze Saarland drückt weiter fest die Daumen", twitterte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) in der Nacht zum Montag. Der unterlegene Schotte Wright gratulierte ebenfalls, allerdings etwas nüchterner: "Er hat nicht nachgelassen und als er nachgelassen hat, konnte ich es nicht nutzen. Glückwunsch an ihn."

TV-Sender erwartet Top-Quoten

Wenn es Clemens am Dienstagabend (ab 19 Uhr/Sport1 und DAZN) in der Runde der letzten 16 mit dem Polen Krzysztof Ratajski zu tun bekommt, dürfen die übertragenden Sender für Darts-Verhältnisse Top-Quoten erwarten. Bereits das Duell mit Wright sahen in der Spitze 1,2 Millionen Menschen, wie TV-Sender Sport1 am Montag mitteilte. Im Durchschnitt waren es 720.000 Zuschauer.

Bei dem kleinen Pfeile-Märchen des gelernten Industriemechanikers aus der saarländischen Provinz könnte gegen Ratajski ein zusätzliches Kapitel dazukommen. Mit einem Sieg stünde Clemens im Viertelfinale, das an Neujahr ausgespielt wird. Es wäre eine weitere deutsche Premiere.

Kampf mit den Tränen und Sehnsucht nach dem Bett

Von der Dramatik her ist der Krimi gegen den bunten Paradiesvogel Wright aber kaum noch zu toppen. Selbst der sonst so nüchterne Clemens kämpfte im "Ally Pally" am Sonntagabend mit den Tränen, war dann "sprachlos" und stammelte dann bei Sport1 auf die Frage nach den weiteren Zielen - noch immer sichtlich bedient: "Keine Ahnung, da mache ich mir morgen Gedanken darüber. Im Moment bin ich mal froh, wenn ich im Bett liege." Er wolle "nicht zu weit vorausschauen". So sagt er das immer.

Für Clemens, der in seiner Heimat einen Darts-Shop betreibt und ein ganzes Expertenteam um sich geschart hat, geht mit der WM gerade einmal das zweite Jahr als Vollprofi auf der Tour zu Ende. Seine Arbeitsmontur als Mechaniker tauschte er 2019 ein gegen das Pfeile-Set und das Darts-Hemd, das in London nun die Deutschland-Fahnen zeigt und für Sponsoren immer begehrter wird.

"Ich kann zufrieden zurückblicken"

Den Schritt aus seinem gelernten Beruf heraus bereut "The German Giant" nicht, im Gegenteil. "Für mich liefen die Jahre bis jetzt ganz gut, ich kann zufrieden zurückblicken", sagte Clemens der dpa. Dass Clemens schon im dritten Anlauf und damit vor dem langjährigen deutschen Primus Max Hopp für die erste Achtelfinal-Teilnahme sorgt, bestätigt seine rasante Entwicklung.

Die ganz große Bühne, die ihm in London am Sonntag zuteil wurde, ist dem Saarländer eigentlich suspekt. Clemens schätzt seine Heimat und die Ruhe. Ginge es nach ihm, würde er am liebsten immer nur Pfeile werfen und die mit seinem Profisportler-Dasein verbundenen Medienpflichten so klein wie möglich halten.

Und wieder kein Favorit

Wenn er das Drama gegen den kunterbunten Wright als "eine der großartigsten Nächte in meinem Darts-Leben" bezeichnet, ist das bei Clemens schon ein mittelgroßer Gefühlsausbruch. Der Pole Ratajski ist zwar kein Gegner der Kategorie Peter Wright, wird aber trotzdem als leichter Favorit gegen Clemens ins Achtelfinale gehen.

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