Club-Abschied amtlich: Freiburg krallt sich Kammerbauer

30.1.2018, 14:04 Uhr
Club-Abschied amtlich: Freiburg krallt sich Kammerbauer

© Sportfoto Zink / WoZi

Die Verabschiedung von Vereinsseite fällt lapidar, im Anschluss an ihren Informationsgehalt aber durchaus nachvollziehbar aus."Patrick und sein Berater haben uns mitgeteilt, dass er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. In Abwägung aller sportlichen und wirtschaftlichen Aspekte haben wir dem Wunsch des Spielers und seines neuen Vereins entsprochen und ihn vorzeitig ziehen lassen. Wir bedanken uns bei Patrick Kammerbauer für seine Zeit beim Club und wünschen ihm für seine weitere Zukunft alles Gute", lässt Andreas Bornemann auf der FCN-Website wissen.

Was sich in der Causa Kammerbauer schon in den Tagen zuvor herauskristallisiert hatte, wurde von Nürnbergs Sportvorstand am Dienstag nur noch einmal bestätigt. Der begabte Defensiv-Allrounder, der seit 2007 für den Club die Fußballstiefel schnürte, verlässt den FCN - und das sofort. Der 20-Jährige wechselt zu (noch) klassenhöheren Freiburgern. Die obligatorische sportärztliche Untersuchung hat Kammerbauer an der Dreisam bereits hinter sich. Am Nachmittag werden die Breisgauer ihren Winter-Zugang präsentieren. 

Kammerbauer, der zuletzt noch via Bild über mangelnde Wertschätzung beim Club geklagt hatte, wünscht sich Spielzeit. Ob er sie beim Erstligisten aus dem Südwesten bekommen wird, muss man sehen. Am Freitag jedenfalls, als seine Noch-Kollegen bei Union einen wichtigen Sieg im Aufstiegsrennen bewerkstelligten, war Kammerbauer außen vor. Beim 1:0 in Berlin blieb für den Youngster nur ein Bankplatz übrig. Beim Restrunden-Restart gegen Regensburg wenige Tage zuvor hatte es "Kammer", wie ihn seine Freunde rufen, nicht einmal ins 18er-Aufgebot des FCN geschafft.

Vielleicht nahm Andreas Bornemann auch darauf Bezug, als es am Sonntag nach dem Köpenick-Coup darum ging, zu erklären, warum die Weiterbeschäftigung des Club-Talents, dessen Arbeitspapiere im Sommer ausgelaufen wären, über das Saisonende hinaus nicht möglich war. “Es war in den Gesprächen zu spüren, dass Patrick und sein Berater seine Situation anders eingeschätzt haben als wir, also eher in Richtung erste Elf“, erklärte Nürnbergs Kaderplaner den NN. "Wir haben gesagt, dass das mal sein kann, dass es aber Phasen geben wird, in denen es vielleicht nur knapp für die Bank reicht. Hätte er es geschafft, sich in der ersten Elf zu etablieren, hätte sich das an seinem Gehalt bemerkbar gemacht. Aber dass immer der Verein in Vorleistung gehen soll, selbst wenn er Zweifel hat, das kann nicht sein. Es ist ja nicht so, dass er seit zwei Jahren uneingeschränkter Stammspieler ist", gab der Sportvorstand Einblick in die gescheiterten Vertragsgespräche und seine Sicht der Dinge.

Dass man jetzt im Winter auseinandergeht, konnte man im Sommer derweil nicht ahnen. Michael Köllner hatte Kammerbauer vor Saisonbeginn als “absoluten Gewinner der Vorbereitung“ bezeichnet. Nach Rundenstart durfte sich Nürnbergs Trainer bestätigt fühlen. Der Jura-Youngster überzeugte nicht nur den Coach in der anspruchsvollen Rolle des Solo-Sechsers. Der Boulevard nannte den rot-schwarzen Shootingstar einen “kleinen General“, was verdeutlichen sollte, dass Kammerbauer in den ersten Partien nicht nur als eifriger Zweikämpfer auffiel, sondern auch strategisches Geschick ins Club-Mittelfeld einspeiste. 

Auch wenn später - der Club weilte im Wintertrainingslager an der Costa Blanca - dem 20-Jährigen ein Bekenntnis zum FCN  zögerlich über die Lippen ging, musste man trotz des im Sommer auslaufenden Vertrags zu dieser Zeit noch nicht vom nahenden Arbeitsende Kammerbauers am Valznerweiher ausgehen. Nach 31 Zweitliga-Spielen, in denen dem Franken ein Treffer glückte, erfolgte dies nun trotzdem. Mit einer Ablösesumme im unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich wird sich der Club über den letztlich nachvollziehbaren Abgang trösten. 

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