Club-Gegner Heidenheim hat eine neue Super-Waffe

24.4.2021, 05:46 Uhr
Fuß hoch, Ball rein! Tim Kleindienst ist der Trumpf des 1. FC Heidenheim.

© Stefan Puchner/dpa Fuß hoch, Ball rein! Tim Kleindienst ist der Trumpf des 1. FC Heidenheim.

Wie war das Hinspiel?

Es war das erste von sechs sieglosen Spielen im Januar. Der Club war in allen Belangen den Gastgebern unterlegen. Der FCN hatte versucht, das eigene Spiel über links aufzuziehen. So wollten die Nürnberger ausnutzen, dass die Außen im 4-4-2 mit Raute nicht doppelt besetzt sind und Rechtsverteidiger Marnon Busch in der Defensivarbeit Probleme hat. Die Strategie scheiterte auch deshalb, weil Tim Handwerker keine einzige seiner Flanken zu einem Angreifer brachte. Heidenheim dagegen präsentierte sein übliches Spiel: sehr sprint- und laufintensiv, mit viel Geschwindigkeit und Laufarbeit den Gegner zu Ballverlusten zwingend und selbst beim Abspiel ins Tempo und Risiko zu gehend. Die Tore fielen zwar anders: Durch einen Chip-Pass über die Abwehr und eine Ecke, das intensive Spiel machte dem Club aber über weite Strecken zu schaffen. Besonders vor der Pause kam Nürnberg kaum zu Abschlüssen, danach wurde es etwas besser, meist aber nur nach Flanken und Standards. Am Ende stand ein verdientes 2:0 für den FCH. Heidenheim kletterte durch den Sieg auf Rang sieben, fünf Punkte hinter der Aufstiegsrelegation.

Was ist seitdem passiert:

Heidenheim spielt weiterhin eine solide Runde und kann den Post-Relegationsblues vermeiden. Der Abstand auf Rang drei beträgt nur zwei Punkte, allerdings ist das unter den Voraussetzungen der durch die Pandemie verschobenen Tabelle nur bedingt aussagekräftig. Kennzeichen für die Spielweise der Mannschaft von Trainer Frank Schmidt bleibt das Laufen: Laufstrecke, intensive Läufe, Sprints, in allen Kategorien führen die Ostalbstädter die Tabelle der zweiten Liga an.

Schmidt wählt in seiner Grundordnung oft die Raute, auch im Hinspiel gegen den FCN. Andere Formationen wie ein 4-1-4-1, 3-5-2 oder ein flaches 4-4-2 zeigt sein Team aber auch. Die Raute - das findet der Club ebenfalls gerade heraus, wie Robert Klauß in "Ka Depp" erklärte - verlangt auf Grund der geringeren Besetzung der Außen im Mittelfeld mehr Laufarbeit aus dem Zentrum heraus, ist also ein inhärenter Grund für die hohen Laufwerte der Heidenheimer.

Die besten Ballabfänger der Liga

Darüber hinaus dient das Laufen in Heidenheim generell dazu, in der Defensive in die Duelle zu kommen, um den Ball abzufangen. Das führt dazu, dass niemand mehr Bälle abfängt als der FCH. Zum anderen aber bleibt die Kugel auch nicht sonderlich lang in den Reihen der Heidenheimer, sie suchen schnell das Anspiel in die Spitze. Das wiederum bringt auch Laufarbeit mit sich.

Wie kann man sie knacken?

Nicht über Konter, hier hat Heidenheim bisher eine blütenweiße Weste. Auch dabei spielt sicherlich die Laufintensität eine Rolle. Die Konterverteidigung der Brenzstädter funktioniert so effektiv, weil die Spieler schnell umschalten und damit gut in die Rückwärtsbewegung kommen. Das heißt nicht, dass Heidenheim defensiv unverwundbar ist: Neun Gegentore nach Ecken, Einwürfen und Freistoßflanken sind beispielsweise ein relativ hoher Wert. Addiert man dazu noch die sechs Gegentore aus direkten Freistößen und Elfmetern kommt man auf knapp 40 Prozent der Gegentore nach ruhenden Bällen.

In den vergangenen Wochen gesellte sich zu den Problemen bei Standards noch ein anderer Faktor: Angriffe über die Flügel. Zu sehen war das beim 2:0 des VfL Bochum am Mittwoch als die Staffelung bei der Hereingabe von links nicht passte. Anfälliger ist in der Regel aber die rechte Seite mit Busch als Rechtsverteidiger und Jan Schöppner als (rechtem) Sechser im 4-4-2 oder 4-1-4-1. Die verlorenen Zweikämpfe der beiden machen knapp 32 Prozent aller verlorenen Duelle in der Verteidigungszone aus und fast die Hälfte aller gegnerischen Schüsse nach verlorenen Zweikämpfen.

Auf wen muss der Club aufpassen?

Tim Kleindienst ist seit Ende Januar wieder zurück und hat voll eingeschlagen. Acht Tore in neun Spielen – allerdings bei erheblicher xG Überperformance. (0,83 Tore/90 Minuten bei 0,5 xG/90 Minuten) – davon drei mit dem Kopf, zeigen, wie der 25-jährige dem Team hilft. Dazu passt auch, dass er der Heidenheimer mit den meisten Schüssen pro 90 Minuten und der besten Quote an im Tor untergebrachten Schüssen ist. Kleindienst ist derzeit in Form und brandgefährlich.

Ein vorteilhafter Zielspieler

Hinzu kommt eine andere Komponente, die Kleindienst liefert. Er ist nicht nur groß gewachsen, sondern auch kopfballstark. Kleindienst kann mit langen Bällen gefüttert werden und diese dann auch im Duell mit dem Abwehrspieler verwerten. Ein derartiger Zielspieler fehlte zuvor. Auch wenn man mit der Attribuierung von Ergebnissen an Einzelspieler vorsichtig sein muss, so lässt sich feststellen: In den Spielen ohne Kleindienst kommt Heidenheim auf 1,52 Punkte pro Spiel, mit ihm auf 1,78.

+++ Bock auf die Top-Teams: Der FCN freut sich auf Heidenheim +++

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