Club-Neuzugang Dovedan: "Ich bin schon ein gechillter Typ"

15.7.2019, 12:12 Uhr
Club-Neuzugang Dovedan:

© Sportfoto Zink / DaMa

Beim offiziellen Fan-Fest am Samstagnachmittag hatte auch Nikola Dovedan das eine oder andere Bier in der Hand. Trinken durften es andere in der Saalfeldener Arena, Alkohol ist für Berufssportler ja nicht nur in Trainingslagern eher kontraproduktiv. Dovedan reichte die Becher deshalb auch nur weiter an durstige Anhänger seines neuen Vereins, der ihn seit Anfang des Monats als Rekordeinkauf für die Zweite Liga führt.

Kein Spieler hat in 119 Jahren 1. FC Nürnberg mehr gekostet als der kleine Österreicher, angeblich weit über zwei Millionen Euro musste der Club für ihn nach Heidenheim überweisen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen – die ihn aber nicht um seinen Schlaf zu bringen scheinen. "Damit hab‘ ich mich nicht beschäftigt", gibt Dovedan zu, "ich muss ganz ehrlich sagen: Das juckt mich nicht."

Mentor Peter Zeidler

Beim Gesprächstermin im Hotel Eder fehlt eigentlich nur seine französische Baby-Bulldogge, die noch locker in einen Maßkrug passen würde. Beim Testspiel in Bischofshofen am Mittwoch trug er das bisschen Hund fröhlich durch die Gegend, weil er zuschauen musste. Seine Freundin war mit ihrer Schwester die paar Kilometer herübergekommen aus Salzburg, wo sich der Sohn serbischer Eltern ebenfalls heimisch fühlt und auch einen Teil seiner Ausbildung durchlaufen hat.

Club-Neuzugang Dovedan:

© Sportfoto Zink / DaMa

Mit 16 ist er von der Wiener Austria zu Red Bull gewechselt und wäre möglicherweise immer noch da, wenn sein Mentor nicht erst im Sommer 2015 Salzburgs erste Mannschaft übernommen hätte. Peter Zeidler, zwischen 2005 und 2007 für die Club-Amateure verantwortlich, hielt ausgesprochen viel vom kleinen Tempodribbler, konnte ihn beim Farmteam in Liefering aber nicht zum Bleiben überreden.

"Zeitverschwendung" wäre es für Dovedan gewesen, wenn er bei Red Bull weiter auf den Tag X gewartet hätte. Eine Frage der Perspektive, "sonst wäre ich nicht weggegangen", sagt Dovedan, Stand jetzt Nürnbergs heißester Offensiv-Transfer des Sommers. Mindestens einer soll ja noch kommen, für jeden Mannschaftsteil, auch vorn wird sich der Club noch verstärken.

Das gute Gespür für Räume

Einer wie Dovedan hat ihnen zuletzt tatsächlich gefehlt; einer, der seine Rolle auf dem Feld während der 90 Minuten ungemein flexibel interpretiert. Mal ist er zweite Spitze, mal hängende, ebenso auf der rechten oder linken Seite zu finden. Dovedan ist überall und irgendwo. Und vor allem eben oft da, wo sich die womöglich entscheidende Lücke auftun könnte. "Ich habe ein gutes Gespür für die freien Räume", sagt Dovedan, von denen es in der neuen Saison allerdings nicht so viele geben wird wie in den vergangenen zwei Spielzeiten mit Heidenheim. Wer ambitionierte Ziele verfolgt, muss sich nicht wundern, wenn sich der Gegner erst mal hinten reinstellt, das wird auch der Club zu spüren bekommen. Noch ein Grund und wohl der entscheidende, warum sie Dovedan verpflichtet haben. "Nürnberg wird in den meisten Spielen Favorit sein, das wollen wir auf dem Platz auch so zeigen, den Gegner so bespielen", sagt er selbst. Also beinahe unentwegt Druck ausüben, mit und ohne Ball.

Schwimmen, wenn andere gehen

Die nötige Kondition dafür hat sich Dovedan unter anderem am Donnerstag beim Canyoning geholt, wo er schwimmen musste, was andere zu Fuß gingen. "Die sind halt 15 Zentimeter größer, ich bin nicht auf den Boden gekommen", lächelt Dovedan, der Mitte Juni mit den Heidenheimern bereits in einem offenbar laktatgetränkten Lauftrainingslager im Allgäu weilte. Auch sein neuer Trainer hat ein Faible für überdurchschnittlich gute Ausdauerwerte, sonst, das weiß Dovedan aus Erfahrung, "gibt’s wenig Punkte und viel schlechte Laune".

Schlechte Laune kann sich aber auch spontan zusammenbrauen, wie im Test gegen den FC Pinzgau, als ihn Landsmann Margreitter von hinten lautstark aufforderte, etwas aktiver zu werden. Dovedan blieb kurz stehen und knurrte zurück, auch das kann er; seine Kritikfähigkeit ist noch ausbaufähig, mit Margreitter habe er sich hinterher gleich ausgesprochen. Wie sich das gehört, in einem Profi-Betrieb.

Ansonsten fühlt er sich bestens aufgehoben bei seinen Nürnbergern. "Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, die sind alle charakterlich top", sagt Dovedan, "ich hab‘ mich von Anfang an wohlgefühlt." So ein Wohlfühlklima braucht er auch, um sein Leistungsoptimum abrufen zu können. Wenn Dovedan mal richtig heiß läuft, kann er den Unterschied ausmachen, darauf setzen sie natürlich beim Club. "Ich will unbedingt gewinnen", sagt Dovedan, "alles andere zählt für mich nicht." So reden Siegertypen, nur im Zweikampf mit seiner französischen Baby-Bulldogge, da ist Dovedan meist Verlierer. "Sie hält mich ganz schön auf Trab", sagt Dovedan und verzieht die Augen. Kleine Hunde, kleine Sorgen, ist halt so: "Ich bin schon ein gechillter Typ."

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