Club: Palikuca kündigt Defensiv-Verstärkungen an

3.1.2020, 06:22 Uhr
Club-Sportvorstand Robert Palikuca will für Jens Keller und sein Team Verstärkung nach Nürnberg lotsen.

Club-Sportvorstand Robert Palikuca will für Jens Keller und sein Team Verstärkung nach Nürnberg lotsen.

Der Spieler konnte damals eigentlich nicht viel dafür. Dass ihn der 1. FC Nürnberg Ende Januar des vergangenen Jahres unbedingt verpflichten wollte, war ja nicht seine Idee, dankend abzulehnen wäre Ivo Ilicevic trotzdem schwergefallen.

Also sagte der Vereinslose zu; sein stark leistungsbezogener Vertrag galt nur bis Saisonende und dürfte ihm deshalb nicht viel mehr als ein solides Grundgehalt eingebracht haben. Weil ihn sein Ex-Verein Kairat Almaty letztmals am 6. Oktober eingesetzt hatte (0:2 gegen Ordabasy Shymkent), warf Ilicevics Verpflichtung auch ein paar grundsätzliche Fragen auf. Unter anderem die: Wie lange er ungefähr brauchen würde, um auf Bundesliga-Niveau zu kommen.

Es dauerte tatsächlich bis Mitte März und bis zum 26. Spieltag, ehe Ilicevic erstmals auf der Bank saß. Drei Einsätze sind es letztlich für ihn geworden oder 36 Minuten. Eine große Hilfe konnte er dem Club auch wegen der Vorgeschichte wahrscheinlich gar nicht sein.

Für die Defensive

An seinem Beispiel zeigt sich mal wieder, dass Wintertransfers häufig wenig Sinn ergeben, erst recht, wenn der Markt wie im Januar angeblich nicht mehr hergibt als einen 34-Jährigen mit beachtlichem Trainingsrückstand. Der damalige Sportvorstand Andreas Bornemann musste sich ob seiner Zurückhaltung beim Einkaufen auch intern einiges anhören und knapp drei Wochen später sogar seine Papiere abholen.

Geld für Verstärkungen wäre ausreichend zur Verfügung gestanden, sickerte später durch, auch heuer ist die eine oder andere Nachbesserung drin. Bornemanns Nachfolger im Amt spricht aktuell von zwei Kandidaten, die zeitnah einen Vertrag beim Drittletzten der Zweiten Liga unterschreiben sollen, jeweils für die Defensive, wie Palikuca andeutet. Schon in den nächsten Tagen dürfte zumindest bei einem Vollzug gemeldet werden, ins Trainingslager nach Marbella (13. bis 22. Januar) sollen beide potenziellen Neuzugänge mitfliegen.

Das Anforderungsprofil ist schon länger klar: "Spieler, die voll im Saft stehen" sollen kommen und "gleich Kandidaten für die Startelf" sein, die Zeit drängt schließlich. Kein Thema mehr ist Maximilian Wittek von der Spielvereinigung Greuther Fürth, den Palikuca im Sommer gerne geholt hätte, Felix Bastians bleibt lieber in China.

Großer Kader, großes Budget?

Auch Palikuca hatte sich die vergangenen Monate etwas anders vorgestellt; dass es in 18 Partien nur drei Siege werden sollten im meist grauen Liga-Alltag, verbunden mit dem Sturz auf den unteren Relegationsplatz, lässt personellen Korrekturbedarf erahnen.

Am Samstag um 14 Uhr, wenn der Club mit seiner Vorbereitung beginnt, dürfte auch ohne Neuzugänge einiges los sein im Sportpark Valznerweiher. "Alle Spieler, die bei uns einen Vertrag haben, werden dabei sein", kündigt Palikuca an, das sind abzüglich der Verliehenen aktuell 26, wenn man mit drei Torhütern kalkuliert.

Von den angeblich Unzufriedenen hat sich laut Palikuca noch niemand bei ihm gemeldet und um die Freigabe gebeten, was entweder auf ein nach wie vor stolzes Gehaltsniveau beim 1. FC Nürnnberg hindeutet oder schlichtweg fehlende Interessenten. Das wiederum dürfte Jens Keller nicht passen, der ja bereits im alten Jahr verlauten ließ, seine Trainingsgruppe im neuen Jahr etwas verkleinern zu wollen.

Auch ohne Abgänge "werden wir das schon lösen", sagt Palikuca, etwa über individuelle Trainingsangebote oder die U21, wo mit Marek Mintal immerhin ein angehender Fußballlehrer das Sagen hat. Der Verein scheint bei möglichen Streichkandidaten offenbar etwas nachhelfen zu wollen; zumindest ganz hinten ist Palikuca froh um jeden Mann.

Dass der wahrscheinlich talentierteste Torwart im Kader vor seinem Comeback steht, wird auch dem Sportvorstand sehr gut gefallen. Christian Mathenia übt schon wieder auf dem Platz und möchte im Verlauf des zehntägigen Spanien-Aufenthalts ins Mannschaftstraining einsteigen. Und das nur rund drei Monate nach seinem Kniescheibenbruch.

Comeback gegen den HSV?

Bei einer Kollision mit Boris Tashchy vom FC Sankt Pauli hatte sich Mathenia am 6. Oktober so schwer verletzt, dass ihm einige Berufspessimisten bereits das persönliche Saison-Aus prophezeiten. Läuft weiter alles nach Plan, könnte Mathenia beim Zweitliga-Jahresauftakt am 30. Januar im Hamburger Volksparkstadion wieder zwischen den Pfosten stehen.

Ob daraus etwas wird, sollte sich in Marbella zeigen, wo sich auch Ivo Ilicevic ganz gut auskennt. 2012 hat er da mit dem HSV mal gegen Brügge gewonnen, das Trainingscamp des 1. FC Nürnberg im nahen Benahavis vor einem Jahr kam für ihn etwas zu früh. Bornemann intensivierte erst danach seine Spielersuche, trieb aber lediglich den vereinslosen Ilicevic auf. Spätestens danach wussten auch die Club-Fans: Nicht jeder Zugang im Winter macht wirklich Sinn.

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