Club-Remis gegen Union: Kein Grund zur Sorge - oder doch?

21.8.2017, 11:27 Uhr
Sebastian Kerk bereitete in vier Saisonspielen bereits sechs Treffer vor - jetzt fehlt er dem 1. FC Nürnberg aber erstmal auf unbestimmte Zeit.

© Sportfoto Zink / JüRa Sebastian Kerk bereitete in vier Saisonspielen bereits sechs Treffer vor - jetzt fehlt er dem 1. FC Nürnberg aber erstmal auf unbestimmte Zeit.

Es lief fast schon zu glatt beim 1. FC Nürnberg: Keine frühe Diskussion um den Trainer oder einzelne Spieler, für fränkische Verhältnisse fast schon euphorische Stimmung bei den Fans und ein Kader, der in den ersten Spielen hielt, was er in der Vorbereitung versprochen hatte. Mit demenstprechend breiter Brust ging der FCN in das Spitzenspiel gegen den ebenfalls mit zwei Siegen gestarteten 1. FC Union Berlin. Am Ende bleibt ein Punkt und die Erkenntnis, dass die Moral stimmt - aber auch die Sorge um eine verletzte Stammkraft, nachdem Sebastian Kerk sich ohne Fremdeinwirkung die Achillessehne riss. "Die Verletzung rückt dieses Spiel ein bisschen in den Hintergrund", gab Club-Coach Michael Köllner nach dem Spiel zu.

Die linke Seite, die von Kerk und Tim Leibold beackert wurde, war gegen Union Berlin nämlich auch der wichtigste Anlaufpunkt im Nürnberger Spiel. 13 der 17 Club-Flanken sind über links geschlagen worden, für zehn davon zeigten sich die beiden genannten Flügelspieler verantwortlich. Im Passspiel bewies der FCN viel Risikobereitschaft, was die Berliner allerdings clever und konsequent zu verteidigen wussten. 21 Nürnberger Zuspiele fing Union ab, was auch der Tatsache geschuldet war, dass der Club über weite Strecken der zweiten Hälfte einem Rückstand hinterherlief.

Zum Rückstand kam es durch eine Premiere in dieser Spielzeit: Der Club kassierte wenige Minuten nach der Pause sein erstes Liga-Gegentor. Zuvor waren Nürnbergs Fußballer im Unterhaus fast 300 Minuten ohne Gegentreffer geblieben. Im weiteren Verlauf setzten die Gäste noch ein zweites Tor drauf, was die insgesamt aber ansehnliche Abwehrleistung nicht schmälern soll.

Die FCN-Verteidigung erlaubte Union nur vier Torschüsse, war nah am Gegenspieler und blockte so fünf Schussversuche der Hauptstädter ab - darunter ein ganz wichtiger Block von Enrico Valentini, der die frühe Führung durch Berlins Mittelfeld-Mann Damir Kreilach verhinderte. Zudem gewann der Club fast 91 Prozent der Tackles - gemeinsam mit dem SV Sandhausen, der am Samstag Dynamo Dresden demontierte, Spitzenwert an diesem Spieltag.

Der fränkische Altmeister ließ das Leder in seinen Reihen gut laufen, hatte am Ende mehr Ballbesitz (insgesamt fast 58 Prozent) als Union und eine solide Passquote von 76 Prozent. Einmal mehr überragend in dieser Kategorie: Kevin Möhwald, der 51 seiner 55 Passversuche an den Mann brachte.

Nichtsdestotrotz blieben Nürnbergs Hoffnungsträger in dieser Saison erstmals ohne Sieg und verloren zudem noch einen ihrer besten Spieler. Sebastian Kerk bereitete, inklusive seiner Vorlage am Sonntag, in der Liga bereits vier Treffer vor, im Pokal ließ er zwei weitere Assists folgen. Das zeigt, wie wichtig der Rotschopf für diese Mannschaft ist.

Der Club rettete sich aber, angetrieben von Kapitän Hanno Behrens, trotz des Verletzungsschocks um Kerk noch zum Last-Minute-Remis. Das macht Hoffnung und beantwortet auch die Frage, wie diese Mannschaft mit Rückschlägen umgeht. "Das ist ein top Start, der so nicht zu erwarten war", freute sich Köllner am Montagmorgen auf seiner Facebook-Seite. Die Sorgen der Vorsaison, da hatte der FCN nach drei Spielen nur zwei Punkte auf dem Konto und erholte sich gerade von einem desaströsen 1:6 in Braunschweig, sind Schnee von gestern - aber leider schon von der nächsten Sorge abgelöst worden.

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