Club-Reservist mit WM-Traum: Gislason vor dem Abflug?

13.10.2017, 06:29 Uhr
Beim 1. FC Nürnberg war Rurik Gislason zuletzt nicht die Option, die er gerne wäre - und die er sein müsste, um auch in der isländischen Nationalmannschaft eine Rolle zu spielen.

© Sportfoto Zink / DaMa Beim 1. FC Nürnberg war Rurik Gislason zuletzt nicht die Option, die er gerne wäre - und die er sein müsste, um auch in der isländischen Nationalmannschaft eine Rolle zu spielen.

Das "Huh!" schallte tausendfach durch die Straßen von Reykjavik. Die Feier nach Islands historische Qualifikation für eine WM dürfte auf dem weit entfernten Festland noch zu hören gewesen sein. Wie es sich im Epizentrum der Feierlichkeiten anfühlte, darüber hält sich Rurik Gislason bedeckt. "Wir hatten viel Spaß", grinst der Offensivspieler des 1. FC Nürnberg nach seiner Rückkehr. Seine straffen Augenlider verraten keinen alkoholischen Exzesse.

Bis in die Morgenstunden soll in der Hauptstadt der Ausnahmezustand zelebriert worden sein. "Das ist das Größte, was wir in unserer Sportgeschichte jemals erreicht haben. Es ist schön, ein Teil davon zu sein", erzählt Gislason noch, ehe die nächste Frage das Funkeln in seinen Augen löscht.

Der Glaube an den Stammplatz

Der Nationalstolz macht die ungeliebte Rolle als Ergänzungsspieler in Islands Auswahl erträglich. Doch in Nürnberg ist er oft nicht einmal das. Warum er nicht dauerhaft spielt, ist längst ein leidiges Thema, zu dem er schon zu oft Stellung nehmen musste und sich, politisch immer penibel korrekt, doch nur in Phrasen verlor.

Das Team stehe über allem, sagte er dann, ohne seine Enttäuschung zur Schau zu stellen. Auch dass er davon überzeugt sei, es noch zum Stammspieler schaffen zu können, wurde er nicht müde zu wiederholen. Der Glaube an sich und eine bessere Zukunft trieb Gislason an. Doch nun scheint die Resignation zu überwiegen.

Zu wenig Spielpraxis

"Ich habe in den letzten zweieinhalb Jahren mein Bestes hier in Nürnberg gegeben, aber offensichtlich ist es nicht genug", bricht die Enttäuschung aus ihm heraus. Ein Auslöser für den Stimmungswandel dürfte auch die WM-Qualifikation seiner Heimat sein. Wenn Islands Coach Heimir Hallgrimsson im Sommer sein Team für Russland nominiert, dürfte Gislasons Chance ohne Spielpraxis im Verein gen null tendieren.

Und der 29-Jährige hat nicht mehr das Gefühl, dass Club-Coach Michael Köllner noch einmal auf ihn bauen wird. In der laufenden Saison kam er bisher nur zu drei Kurzeinsätzen – und nur zu 29 in den letzten zweieinhalb Jahren. Im Sommer läuft sein gut dotierten Dreijahresvertrags in Nürnberg aus. Doch dann wird er wohl schon nicht mehr hier sein. Gislason kündigt seinen Abschied schon für die Winterpause an. "Lass uns nicht darüber reden. Alles, was ich sagen kann, ist: Januar ist nicht mehr weit weg..."

Nürnberg könnte noch eine kleine Ablöse für ihn erzielen und er seinen Traum leben. Als Island bei der EM 2016 für Furore sorgte, fehlte Gislason verletzt: "Damals war ich als TV-Experte dabei. Aber diesmal hoffe ich auf dem Platz zu stehen."

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