Club-Taktgeber Geis: "Hier kriege ich die Wertschätzung"

26.10.2019, 05:57 Uhr
Club-Taktgeber Geis:

© Foto: Daniel Marr/Zink

"Alles versucht, alles gegeben", krächzte Johannes Geis noch in ein Mikrofon, bevor er am Freitagabend endlich seine linke Wade herunterkühlen durfte. Die Probleme verfolgten ihn bereits etwas länger, schon vor den 100 Minuten in Aue hatte er etwas gespürt, "dann war’s weg und dann kam’s wieder". Der Arzt stellte einen verhärteten Muskel fest, keine dramatische Verletzung, aber eben eine, die jeden Schritt zur Qual werden lassen kann, so wie im Erzgebirgsstadion ab zirka 20 Uhr.

Dass Geis so noch zwei Tore erzielte für seinen Club, ging fast ein wenig unter hinterher, es hätten ja eigentlich drei sein müssen. Weil er sich in der neunten Minute der Nachspielzeit nicht mehr besonders frisch gefühlt hatte, überließ er vorm finalen Strafstoß etwas überraschend Michael Frey den Ball.

Die dadurch entstandenen Irritationen kann Geis mit etwas Abstand durchaus nachvollziehen. "Wenn man’s von außen sieht, vielleicht schon", sagt Geis, der zehn Minuten vorher noch souverän vom Punkt verwandelt hatte. Dann aber: Schmerzen. "Michael ist der zweite Schütze", erklärt Geis, ihm tat das Bein weh, also habe er sich gedacht: "Es ist besser, wenn er schießt, ich werde ihm den Ball immer wieder geben, wenn er sagt, er fühlt sich gut." Außer Geis ist voll funktionsfähig, "dann mach ich ihn selbst rein".

Ohne seine Wadenprobleme wäre er auf jeden Fall angetreten; das dicke Ende der jüngsten Dienstreise ist mittlerweile aber abgehakt, auch Geis schaut lieber nach vorn und auf den Sonntag, wenn der SSV Jahn Regensburg im Max-Morlock-Stadion gastiert und es wohl unter anderem mit ihm zu tun bekommt. "Ich denke, es sieht gut aus", so beschrieb Geis am Donnerstagnachmittag seinen Gesundheitszustand, nachdem er sich rund eine halbe Stunde zunächst individuell und danach mit Fabian Schleusener etwas bewegt hatte. Am Freitag konnte Geis dann bereits wieder voll mit der Mannschaft trainieren - seinem Einsatz dürfte also nichts mehr im Wege stehen.

 

Falls Geis doch passen müsste, wären gleich zwei Stammkräfte zu ersetzen, der Ex-Regensburger Asger Sörensen fehlt ja gesperrt. Zudem ist das Mitwirken von Georg Margreitter äußerst fraglich; wegen Achillessehnenproblemen blieb er am Donnerstag im Vereinszentrum.

"Ich bin wieder da"

Abgesehen von seiner Blessur fühlt er sich eigentlich prima, was durchaus eine besondere Erwähnung verdient. Immerhin fing Geis Mitte August praktisch ohne Vorbereitung beim 1. FC Nürnberg an und durfte gleich mal 90 Minuten in der Ingolstädter Arena rauf- und runterrennen. Wegen seines überstürzten Einstiegs packen sie Geis derzeit noch in Watte, beim kleinsten Zipperlein muss er kürzertreten, um bloß nichts zu riskieren.

Viel zu wichtig ist der ehemalige Junioren-Nationalspieler bereits für seinen neuen Verein, für den er bereits fünfmal getroffen hat, so oft wie noch nie zuvor - selbst in einer ganzen Saison. Geis freut es besonders, "dass ich der Mannschaft so helfen konnte, ein Zeichen, dass ich mich hier pudelwohl fühle".

Dass seine Umtriebigkeit in der Offensive auch beim 3:4 in Aue ein wenig auf Kosten der defensiven Stabilität ging, nehmen sie beim Club billigend in Kauf; Geis soll mit seiner Erfahrung im Zentrum den Takt vorgeben und nicht im eigenen Strafraum herumgrätschen, dafür sind andere zuständig.

"Ich habe viel erlebt"

Seine Freiheiten gefallen ihm natürlich, wie auch der ganze Club. "Sehr dankbar" ist er, "dass sie mir die Chance und das Vertrauen so gegeben haben", sagt Geis, im Sommer für ein paar Wochen vereins- und damit arbeitslos. Keine einfache Situation für einen dereinst gefeierten Jungstar, der seine Lektionen aber gelernt zu haben scheint.

Fürth, Mainz, Schalke, Sevilla Köln: "Ich habe viel erlebt, ich weiß, wie es ist, wenn man überstürzt den Verein wechselt und sich dann vielleicht nicht so wohlfühlt", sagt er, "da leidet bei mir auch die Leistung drunter." In Nürnberg ist das anders; "hier kriege ich die Wertschätzung, hier bin ich voll integriert, daher weiß ich das auch sehr zu schätzen."

Aber jetzt möchte er wieder Vollgas geben, "ich bin wieder da", sagt Johannes Geis. Obwohl er eigentlich gar nicht weg war.

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