Club vor Heimspiel: Nicht mehr reden, nur noch liefern

15.12.2019, 05:55 Uhr
Der Blick auf die Anzeigetafel sorgt auch bei Jens Keller regelmäßig für Ernüchterung.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Blick auf die Anzeigetafel sorgt auch bei Jens Keller regelmäßig für Ernüchterung.

Fünf Minuten dauerte die Pressekonferenz gestern Mittag bloß. Sieben Fragen von Journalisten, sieben Antworten von Jens Keller. Es gibt offenbar nicht viel zu bereden beim 1. FC Nürnberg. Nicht mehr. Das könnte unter anderem daran liegen, dass die meisten Fragen schon ein paar Mal gestellt worden sind in den vergangenen Monaten. Nach Ursachen für den nicht enden wollenden Abwärtstrend, nach Vorsätzen für das nächste Spiel. In dem zum x-ten Mal alles besser werden soll.

"Jeder ist jetzt persönlich gefragt, wie man aus der Situation rauskommt. Wir brauchen nicht groß reden." (Enrico Valentini nach dem 1:5 gegen Bielefeld).

Am Sonntag gastiert Holstein Kiel im Max-Morlock-Stadion, der Tabellen-Zehnte, um 13:30 Uhr geht’s los – und erneut wollen sich das über 28 000 Club-Anhänger antun. Nach zuletzt lediglich zwei Heimsiegen in 22 Versuchen, gegen Augsburg und Osnabrück. Ansonsten gingen die Zuschauer häufig maßlos enttäuscht nach Hause. Aber kommen trotzdem immer wieder. In der Hoffnung auf endlich schönere Zeiten. Am Montagabend in Stuttgart wäre es wohl auch mit etwas weniger Druck schwer geworden, gegen das nominell wahrscheinlich stärkste Aufgebot in der Zweiten Liga mehr mitzunehmen als eine achtbare Niederlage.

Der Club wird täglich vom Murmeltier begrüßt

So aber hat sich die Krise weiter zugespitzt; nicht auszudenken, was los sein dürfte, wenn Wunsch und Wirklichkeit auch am Sonntag gegen Kiel und am Freitag gegen Dresden unvereinbar bleiben sollten. Die Bedeutung der letzten Auftritte 2019 ist angeblich jedem bewusst. Jetzt weiß wirklich jeder, um was es geht, endgültig.

"Die waren Letzter, jetzt weiß jeder, um was es geht." (Johannes Geis nach dem 0:2 gegen Wehen).

Man hört die Botschaft wohl, allein fehlt vielen, die es gut meinen mit ihrem Club, allmählich der Glaube. Der berühmte Murmeltiertag scheint gerade in Endlosschleife zu laufen; Woche für Woche die gleichen Nachlässigkeiten und Fehler, Woche für Woche die gleichen Erklärungen. Oder mittlerweile eben keine mehr, die man nicht schon irgendwann mal gehört hätte. Der einst ruhmreiche 1. FC Nürnberg, darüber gibt es keine zwei Meinungen, nähert sich dem Abgrund, unter anderem von Wehen, Aue oder Sandhausen dorthin gedrängt.

Am Sonntag steht deshalb schon erheblich mehr auf dem Spiel als eine auch diesmal in Aussicht gestellte Wiedergutmachung für was auch immer. Dass der auffällig breitschultrige und muskulöse Trainer als eine Art Prellbock vorangehen möchte beim nächsten Versuch, ehrt ihn natürlich, ist aber auch Teil seines Jobs. "Unter dem Strich sehe ich mich natürlich auch in der Pflicht, da eine gewisse Stärke auszustrahlen", so antwortete Jens Keller am Freitagmittag auf eine der sieben Fragen.

Immerhin personell entspannt sich die Lage

Am Montagabend in Stuttgart wollte spätabends noch jemand von ihm wissen, ob der Effekt des Trainerwechsels bereits verpufft sei nach nur einem Punkt aus drei Partien unter seiner Regie. "Das wünsche ich mir eigentlich auch, dass es einen Effekt hat", entgegnete Keller, vielleicht ja am Sonntag, vielleicht am Freitag. Vielleicht auch gar nicht. Aufgeben ist jedenfalls keine Option, immerhin, sie werden es auch gegen Kiel wieder irgendwie probieren. Mit Hack, Sörensen und Sorg kehrten am Freitag drei Startelfkandidaten zurück in den Kreis der Mannschaft, auch Margreitter mischt nach seinen wochenlangen Achillessehnenproblemen wieder mit.

"Wir müssen uns da gemeinsam rauskämpfen, alles andere hilft nichts, da müssen wir gemeinsam durch." (Hanno Behrens nach dem 1:3 in Stuttgart).

Keller möchte eine "hohe Grundaggressivität" sehen und eine "hohe läuferische Bereitschaft", also das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte in einem professionellen Fußball-Betrieb. Es ist wohl wirklich alles gesagt.

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