Comeback der Olympiasieger: NHTC gewinnt Spiel eins der Abstiegs-Playdowns

26.4.2021, 06:00 Uhr
Wieder mittendrin nach fast einem Jahr Pause: Christopher Wesley (links) am Sonntagnachmittag mit Dario Benke und Frederic Wolff im Abstiegskampf der Hockey-Bundesliga.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / Thomas Hahn Wieder mittendrin nach fast einem Jahr Pause: Christopher Wesley (links) am Sonntagnachmittag mit Dario Benke und Frederic Wolff im Abstiegskampf der Hockey-Bundesliga.

Irgendwann um den Jahreswechsel wollte Christopher Wesley nicht mehr länger zusehen. Im Frühjahr 2020 hatte er seine große Karriere als Hockeyspieler beendet, was er im Alltag beim Blick in den Spiegel spürte, dann, wenn die unangenehme Zahl auf der Waage aufleuchtete und die Klamotten dort zwickten, wo sie früher locker saßen. Erst kochte und dinnierte er in einer bekannten Fernsehshow, dann kam Weihnachten, Silvester - und am Ende der Schock.

Nach einem Dreivierteljahr ohne Sport und den Freuden des Lebens nicht abgeneigt musste sich Wesley eingestehen, dass er es sich sehr gut hatte gehen lassen. "Ich habe kontinuierlich zugelegt und hatte am Ende 15 Kilo mehr drauf", erzählt er. Also hat er beschlossen, doch wieder etwas mehr Sport zu machen - immer mit dem Wissen um die schwierige Lage seines Nürnberger HTC.

Der taumelte in der ersten Bundesliga dem Abstieg entgegen, in der seit 2019 laufenden Saison verließen sie die Spieler den Platz meist als Verlierer. "Ich habe mir schon im Winter gedacht, dass es zu den Relegationsspielen kommen wird", sagt Wesley, der sich entschloss, seiner Mannschaft, seinem NHTC helfen zu wollen. Also hat er eine "Hardcore-Diät" gestartet, ist mit seinen alten Kollegen laufen gegangen und hat in zwei Monaten wieder sein altes Gewicht erreicht.

Als wären sie nie weg gewesen

Eigentlich wollte er sich auch immer öfter wieder auf dem Hockeyplatz an der Siedlerstraße sehen lassen, "dann sind die Corona-Zahlen aber in die Höhe geschnellt", so Wesley, der als Vater zweier kleiner Kinder kein Risiko eingehen wollte. Vor ein paar Tagen hat er dann aber doch wieder seine Hockeytasche gepackt, ist auf den Kunstrasenplatz gelaufen und hat das gemacht, was er sein ganzes Leben lang gemacht hat: Hockey gespielt.

Am Sonntagnachmittag stand er wieder auf dem Platz, so, als wäre er nie weg gewesen. Doch er war nicht der einzige aus der goldenen Generation des Vereins. Christof König hatte ebenfalls schon länger mittrainiert - und dann war da noch der größte Hockeyspieler, den diese Stadt je hervorgebracht hat. Max Müller wurde 2008 mit der deutschen Nationalmannschaft Olympiasieger, 2012 gewannen Müller und Wesley sogar gemeinsam olympisches Gold.

"Für mich und Max war klar, dass wir das Team unterstützen, wenn Hilfe benötigt wird", sagt der 34-Jährige. Mit Müller in der Verteidigung und Wesley weiter vorne auf dem Feld, mit der Erfahrung eines Christof König und einem ganz neuen Spirit führte der NHTC im ersten Playdown-Spiel gegen Krefeld nach einer halben Stunde mit 2:0. Kurz vor Schluss nahmen die Gäste ihren Torhüter vom Feld und glichen noch aus.


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Als wäre der Abstiegskampf nicht schon aufreibend genug, musste die Entscheidung im Penaltyschießen fallen. Den ersten Ball schnappte sich Wesley wie selbstverständlich und verwandelte, auch Jon Mechtold, Moritz Haustein und Leif Bechhold trafen, während Steffen König im Tor zwei Versuche Krefelds hielt. Endstand: 6:4.

Am kommenden Wochenende geht es zum Rückspiel nach Krefeld. Mit einem weiteren Sieg bleibt der NHTC in der Bundesliga. Auch Müller und Wesley werden dabei sein - nach einer anstrengenden Arbeitswoche. Für ihren NHTC, den Verein, bei dem sie zu Olympiasiegern wurden, werden sie nochmal alles geben.

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