Corona-Pause im Vereinssport - warum sie schmerzt

25.1.2021, 06:10 Uhr
Eine Frau joggt alleine am Main-Donau Kanal. Es eine der wenigen Möglichkeiten, im Lockdown Sport zu treiben. 

© Schaufler Eine Frau joggt alleine am Main-Donau Kanal. Es eine der wenigen Möglichkeiten, im Lockdown Sport zu treiben. 

Fast alle sind irgendwie von der Pandemie betroffen. Weil sie Covid-19 selbst durchmachen müssen, weil sie Angehörige eines der rund 50.000 Todesopfer sind, die das Virus alleine in Deutschland bisher gefordert hat, oder weil sie in einer der Branchen arbeiten, von denen niemand weiß, ob sie je wieder zu alter Stärke zurückfinden werden. Corona bedeutet Tod, Krankheit, Einsamkeit, Existenzangst. Ist es angesichts dieser Dramatik überhaupt angemessen, über den Stillstand im Amateursport zu klagen?

Kaum jemand wird bestreiten, dass es derzeit einige sehr viel drängendere Probleme gibt als die Belange der Amateursportler. Und ebenso muss man anerkennen, dass die Zwangspause in der derzeitigen Situation unumgänglich ist. Trotzdem bedeutet der Verlust des Vereinslebens für viele Menschen einen ernsthaften Einschnitt in ihr Leben. Mitglied eines Vereins zu sein, das hat eben eine andere Qualität als die Joggingrunde nach Feierabend. Oder der Besuch im Fitnessstudio, der derzeit ja ohnehin ebenfalls ausfällt.

Werte und Sozialkompetenz

Vereinsleben, das bedeutet, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein. Menschen um sich herum zu haben, die die eigene Leidenschaft teilen, sich für die selben Dinge interessieren. Und manchmal sogar, Freunde fürs Leben zu finden. Da gibt es den Fußballtrainer, der seit Jahren ehrenamtlich auf dem Platz steht, um Kindern Werte wie Zusammenhalt, Teamgeist, Disziplin und Rücksichtnahme zu vermitteln.

Da gibt es die Handballerin, die beim Training mit ihren "Mädels" den anstrengenden Arbeitsalltag für kurze Zeit vergessen kann. Und da gibt es den jugendlichen Basketballer, der seit Monaten alleine in seinem Zimmer sitzt, gefangen vor dem Bildschirm beim Homeschooling, und der gar nicht mehr weiß, wohin mit seiner Energie. Ihnen allen fehlt ein wichtiger Teil ihres Lebens.

Gemeinschaft gibt Halt

Ganz zu schweigen von denjenigen, die in ihren Sportkameraden die Familie gefunden haben, die sie außerhalb des Vereins nie hatten. Oder jenen, denen die Begegnungen am Spielfeldrand oder im Vereinsheim Halt geben. Sie vielleicht sogar davor bewahren, abzugleiten in den Alkohol oder eine Depression. Diese soziale Funktion ist es, die den Vereinssport so wertvoll macht – und seinen Wegfall so schmerzhaft. Für den Einzelnen, aber auch die ganze Gesellschaft.


Corona bringt Ehrenamtliche im Amateursport an ihre Grenzen


Bis es weitergeht auf dem Rasen und in der Halle, wird es noch dauern. Genug Zeit also, einmal zum Hörer zu greifen oder die Webcam anzuschalten. Um in Verbindung zu bleiben mit denen, die sonst Siege und Niederlagen mit einem teilen. Verein, das bedeutet dem Ursprung des Wortes nach, "eins werden" oder etwas "zusammenbringen". Nicht nur auf dem Platz, sondern auch in den Herzen. In der Krise ist das wichtiger denn je.

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