Corona und der Profi-Fußball: Härtetest fürs Miteinander

16.3.2020, 20:27 Uhr
Sandhausen hält zusammen. Aber hält der deutsche Profifußball in Zeiten der Krise auch zu Sandhausen?

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Sandhausen hält zusammen. Aber hält der deutsche Profifußball in Zeiten der Krise auch zu Sandhausen?

Echt? Der Fußball in der bewegt nicht? Das ist natürlich widersinnig, denn wenn der Betrieb, irgendwann, erst wieder läuft, ist alles schnell vergessen, wie all die anderen Zumutungen, die dieses unverwüstliche Spiel dem Publikum beschert.

Zeit- und Geldfrage: Sommer, Sandhausen, Solidarität?

Wie es jetzt – bis Sommer, bis Herbst? – weitergeht, ist trotz allem eine berechtigte Frage, seriös beantworten lässt sie sich bei allen Bemühungen noch längst nicht. Der Bundesliga geht es wie den meisten Unternehmen, sie wird finanziellen Probleme bekommen, die man als erheblich bezeichnen darf, es geht um ein Minus in hoher dreistelliger Millionenhöhe. Die fehlenden Einnahmen aus Fernseh-, Zuschauer- und Marketing-Einnahmen, vermutlich bald ein Einbruch bei Geldern von Sponsoren, die wegen der Krise selbst in Schwierigkeiten geraten, werden einen Einschnitt bedeuten, wie ihn die Branche zuletzt bei der Insolvenz der Kirch-Mediengruppe erlebte.

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Die Appelle an die Solidarität liefen damals ins Leere, jetzt wird man den nächsten Versuch erleben - unter etwas veränderten Vorzeichen, denn diese Krise ist nicht hausgemacht. Ob das die bekannten Verhaltensmuster ändert, ist die Frage. Im Fußball ist noch mehr als genug Geld unterwegs, es ist allerdings, wie auf vielen Lebensfeldern, sehr ungleich verteilt.

Denn der sogenannte Solidarpakt der Liga besteht im Wesentlichen aus dem Verzicht der Spitzenklubs auf eine Einzelvermarktung, die TV-Gelder werden unter allen 36 Vereinen aufgeteilt – nach einem Schlüssel, der die Reichen reicher macht und die ärmeren immerhin am Leben hält. Wer viel einspielt, bekommt auch mehr heraus, die Leute gucken Bayern München, nicht den SV Sandhausen. Ohne die Sandhausens gäbe es aber auch keine zwei erfolgreichen Profiligen.

 

 

Es geht nur gemeinsam, nur: Ob die Idee von zum Beispiel Solidaritätsfonds nur eine romantische Vorstellung ist, könnte eine der Fragen sein. Irgendwie muss sich der Fußball helfen, selbst, auf staatliche Unterstützung dürfte ein Betrieb, der rund 40 Prozent (im Ausland mehr) seiner Ausgaben für immens hohe Personalkosten aufwendet, natürlich nicht rechnen. Etwa 1,4 Milliarden Euro gibt die Bundesliga pro Jahr für Spielergehälter aus, der durchschnittliche Lohn noch eines Drittliga-Profis liegt bei 120.000 Euro. Diese Kosten, das ist jetzt eine Idee, ließen sich ohne größere Schmerzen für die Betroffenen reduzieren. Dafür bedürfte es – wie bei einem Solidarpakt der Klubs – der Freiwilligkeit. "Ich bin nicht der Zuversichtlichste, was das angeht", sagt Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Noch trotzt der Egoismus der Krise.

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