Coronahilfe: So geht's den Neumarkter Sportvereinen

26.2.2021, 20:20 Uhr
Coronahilfe: So geht's den Neumarkter Sportvereinen

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, in der Öffentlichkeit nicht über Geld zu sprechen. Doch in diesen außergewöhnlichen Zeiten haben Privatleute, Unternehmen und auch Sportvereine ein verstärktes Mitteilungsbedürfnis. Letztere gaben nun im digitalen Meldesystem des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) Auskunft zu ihrer Kassenlage und den im Zusammenhang mit Corona zu erwartenden Einbußen im laufenden Geschäftsjahr.

Das Ergebnis: Im Vergleich zu den für 2020 hochgerechneten 200 Millionen Euro steht noch einmal mehr als eine Verdopplung der Schäden zu befürchten. Die Folgen könnten laut BLSV-Mitteilung "im schlimmsten Fall existenzbedrohend" sein. Deshalb setzte sich die dem Freistaat als Sprachrohr und Dienstleister für 12000 Vereine nahestehende Organisation "auch heuer wieder" für zusätzliche Fördermittel ein. "Ich bin mir sicher, dass wir bei der Politik Gehör finden", sagt der aus Nürnberg stammende Verbandspräsident Jörg Ammon. Schließlich führte die Umfrage im vergangenen Jahr zur Aufstockung der Vereins-Übungsleiterpauschale von 20 auf 40 Millionen Euro.

"Die Unterstützung hat uns enorm geholfen, gerade weil kein bürokratischer Aufwand damit verbunden war", berichtet Christian Lehmeyer vom SC Oberölsbach. Der hohe vierstellige Zuschuss ermöglichte dem auf knapp 2000 Köpfe angewachsenen Landkreis-Branchenprimus tatsächlich einen positiven Kassenabschluss, wobei die Mitgliedsbeiträge nach wie vor die lukrativste Einnahmequelle darstellen. Mit Blick auf den zu vermutenden Rückgang sonst üblicher Neu-Eintritte im Frühjahr hofft der Vorsitzende auf ein neuerliches Trostpflaster namens Übungsleiter-Pauschale, die bis zum 1. März beantragt sein muss. Darüber hinaus berieten sich die Verantwortlichen, ob sie sich um zusätzliche Wirtschafts-Hilfen bemühen sollen. Doch dabei wären statt des kostspieligen Unterhalts eines rege genutzten Fitness-Studios allein entgangene Veranstaltungs-Einnahmen berücksichtigt worden. "Das hätte sich nicht gelohnt", erklärt Lehmeyer.


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Zuversichtlicher auf den Extra-Bonus namens November- und Dezemberhilfe schielt wiederum Josef Bauer. Die entsprechenden Dokumente habe er nach Rücksprache mit einem Steuerberater eingereicht, verrät der Vorsitzende des Henger SV. Während das ausgebaute Kurs-Angebot in den vergangenen Jahren einen beträchtlichen Zuwachs auf inzwischen über 1900 Mitglieder bescherte, macht sich auf der Ausgaben-Seite die Pflege der momentan unberührten Anlage samt Kegelbahn und Turnhalle in der Kasse bemerkbar. Verminderte Erträge aus der Sportheim-Pacht trugen ihren Teil zum Minus bei, das Bauer auch im laufenden Jahr bei 45000 Euro verortet. Immerhin eine Entlastung in fünfstelliger Summe würde die Erhöhung der Übungsleiter-Pauschale für den Henger SV bedeuten. Spannend wird es für Josef Bauer Anfang März, wenn die hinausgezögerte Abbuchung der Mitgliedsbeiträge erfolgt. "Bisher sind wir mit 20 Abgängen glimpflich davongekommen."

"Unsere Währung ist die Bewegung"

Härter hat es derweil den in der Größen-Tabelle auf Rang 3 abgerutschten ASV Neumarkt erwischt. Rund 200 Mitglieder seien verloren gegangen, beklagt Vorstandsmitglied Josef Thumshirn. Da der Traditionsklub ohnehin unter Spardruck steht und nötige Instandsetzungsarbeiten auf seinem modernisierungsbedürftigen Gelände auf ein Minimum begrenzt, müssen "wir in der aktuellen Situation den Gürtel noch enger schnallen". Eine verdoppelte Übungsleiterpauschale verschaffe bestenfalls etwas Luft. Allein die Tennis-Sparte fährt – und das trotz einer bewilligten November-Entschädigung – mit ihrer Halle durch den Ausfall zweier Winter-Spielzeiten einen Verlust in fünfstelliger Summe ein, wie Schatzmeister Christian Gailler erzählt. "Die Abonnements waren schon verkauft, bevor der zweite Lockdown kam. Bei der Rückzahlung werden wir auf die Aktiven zugehen und kommunizieren, dass uns jede Kulanz das Leben erleichtert."

Einen effektiven Weg aus der Krise, darin sind sich die Vereinsvertreter einig, gibt es indes nicht zu kaufen. "Unsere Währung ist die Bewegung. Ich sorge mich daher am meisten, wie wir den Nachwuchs in den Mannschaftssportarten bei der Stange halten können", sagt Oberölsbachs Christian Lehmeyer. Seine Ringer wieder auf der Matte trainieren zu sehen, würde er jeder Geldspritze vorziehen.

Stadt und Landkreis bleiben Förderprinzipien treu

Aus den kommunalen Gremien ist von den Parteien bis dato kein Vorstoß zu vernehmen, den Vereinen zur Bewältigung der Corona-Krise spezielle Fördermittel zur Verfügung zu stellen. Das dürfte daran liegen, dass die bestehenden Zuwendungen ein hohes Niveau aufweisen.

So sieht denn der zuständige Hauptamtsleiter Thomas Thumann in einer "überschaubaren Zahl an Rückfragen" die Bestätigung der städtischen Linie, "keine konkreten Maßnahmen" zu ergreifen. Dafür überlasse die Stadt ihren Klubs diverse Grundstücksflächen pachtfrei zur Nutzung. Außerdem "werden für den Trainings- und Spielbetrieb grundsätzlich keine Hallengebühren fällig", sagt Thumann.

Neben einigen Gemeinden wie Berg oder Postbauer-Heng macht es der Landkreis genauso. Den Gegenwert dieser Leistungen beziffert Pressesprecher Michael Gottschalk tatsächlich auf knapp 500000 Euro pro Jahr. Zweckgebundene Zuschüsse für Bauprojekte schlagen im Haushalt 2020 obendrein mit 144000 Euro zu Buche. Auch hier ergebe sich laut Gottschalk kein Anlass, etwas an den Prinzipien zu ändern.

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