"Das Ausscheiden bei der WM traf mich wie ein Hammer"

12.7.2011, 19:06 Uhr

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NZ: Herr Fuchs, wie geht es Ihnen mit ein paar Tagen Abstand? Ist der Schock einigermaßen verdaut?

Michael Fuchs: Seit gestern Abend, heute habe ich mich damit abgefunden. Jetzt geht es darum, wieder nach vorne zu schauen.

NZ: Was ist Ihnen denn im Moment des Abpfiffs durch den Kopf gegangen?

Fuchs: Das war weniger der Moment des Abpfiffs, es war eher die Zeit, als es aufs Ende zuging, dass man sich immer wieder denkt, das kann doch nicht wahr sein! Aber am ganzen Samstagabend habe ich das noch nicht realisiert. Natürlich weiß man es, aber man nimmt es nicht wahr. Es ist einfach so unrealistisch. Man denkt sich, nein, das ist jetzt nicht so. Erst am Sonntagfrüh beim Aufwachen weiß man, es ist so – und dann trifft es einen wie ein Hammer.

NZ: Woran hat das Scheitern gelegen? War es eine Kopffrage?

Fuchs: Das kann ich nicht sagen. Wir werden uns irgendwann in nächster Zeit beim DFB treffen, um das zu besprechen. Da möchte ich jetzt auch nicht spekulieren und sagen, das und das war verkehrt. Dazu kann ich erstmal noch gar nichts sagen.

NZ: Das entscheidende Tor war eine Kette von drei Fehlern. Torfrau Nadine Angerer hat selbst gesagt, sie habe sich verspekuliert. Wie haben Sie das Tor erlebt, wie beurteilen Sie es?

Fuchs: Im Spiel so gut wie gar nicht, weil man von der Bank aus einen Blick aufs Spielfeld hat, bei dem man keine Räume einschätzen kann. Da sah man nur: Die Torhüterin hechtet sich, der Ball geht rein. Aber wie, sieht man zunächst nicht. Ich habe es dann in der Nacht angeschaut – wir kriegen ja von der Fifa die DVD zum Spiel zur Verfügung gestellt, und die habe ich auf meinem Computer eingespielt und nachts noch mehrfach angeschaut, in Zeitlupe, aus verschiedenen Perspektiven. Aus meiner Sicht hat sie sehr gut gestanden, bevor der Schuss kommt, hat die richtige Position gehabt. Doch dann hat sie sich entschieden, ins kurze Eck zu gehen, und der Ball kam eben fast genau dahin, wo sie zuvor gestanden war. Da hat Nadine sich verspekuliert, hat ähnlich gedacht wie im Handball, dass die Verteidigerin – weil Saskia Bartusiak ja reingerutscht ist – die eine Seite abdeckt und sie sich auf die andere Seite konzentrieren kann – aber es war halt in dem Moment die falsche Entscheidung.

NZ: Wie lange läuft denn Ihr Vertrag beim DFB noch?

Fuchs: Bis 31. August 2011.

NZ: Wissen Sie schon, wie es weitergeht? Hat es schon Gespräche gegeben, oder treten Sie eine Lehrerstelle zum neuen Schuljahr an?

Fuchs: Die Gelegenheit, als Lehrer anzufangen, ist aller Voraussicht nach nicht gegeben, weil die Stellen für September ja schon vergeben sind. Ich werde jetzt in nächster Zeit, möglichst bald erstmal schauen müssen, welche Angebote es gibt, ob es vom DFB ein Angebot gibt, was es sonst für Angebote gibt, und dann werde ich entscheiden müssen, wie es weitergehen soll. Ich habe jetzt noch keine konkreten Pläne – erster Ansprechpartner ist natürlich der DFB, aber ich weiß auch nicht, was man dort vorhat. Die Planung war eigentlich die, dass ich noch ein Jahr machen wollte beim DFB bis zu Olympia und dann an die Schule gehen wollte. Aber da muss man sehen, wie weit das für den DFB auch Sinn macht.

NZ: Wobei der Zeitpunkt jetzt denkbar ungünstig ist, weil die Jobs alle vergeben sind.

Fuchs: Stimmt, viele Jobs sind vergeben. Aber es ist auch nicht so, dass ich in totaler Panik oder Not wäre.

NZ: Jetzt ist für Sie wohl erst einmal Urlaub angesagt, nachdem Sie inklusive WM-Vorbereitung monatelang unterwegs waren?

Fuchs: Jetzt ist erst mal angesagt, die ganzen Sachen aufzuarbeiten. Wir werden am Mittwoch im Trainerteam zum Halbfinale nach Frankfurt gehen, dann am Samstag nach Sinsheim zum Spiel um Platz drei und am Sonntag zum Endspiel. Und dann werden wir uns in nächster Zeit zusammensetzen und versuchen, das zu beleuchten, was so war. Anfang August kommt ein Kumpel von mir aus den USA mit einer Mannschaft zu Besuch. Irgendwann kommt dann schon noch Urlaub, ja, aber ich muss auch sagen, ich habe jetzt keinen Bock, wieder irgendwo im Hotel zu leben, sondern bin erstmal froh, in meinem eigenen Bett zu schlafen. Deswegen habe ich auch noch keinen Urlaub gebucht und werde wahrscheinlich Mitte, Ende August einen Bekannten in England besuchen.

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