Das denken Handballvereine in Erlangen und Landkreis über das Saison-Aus

22.2.2021, 10:13 Uhr
Das denken Handballvereine in Erlangen und Landkreis über das Saison-Aus

© Foto: Berny Meyer

Überrascht hat das vorzeitige Saisonende im bayerischen Amateurhandball wohl niemanden mehr. Wobei zumindest Attila Kardos, Trainer der Bayernliga-Frauen des HC Erlangen, über eine Sache doch erstaunt ist: "So früh haben wir nicht damit gerechnet." Der Bayerische Handball-Verband hatte ursprünglich einmal angedacht, die Saison womöglich in Turnierform zu beenden.

"Meines Wissens nach war der Endtermin dafür der 8. Mai. Wenn ich richtig rechne, hätten wir mit vier Wochen Vorlaufzeit noch locker bis Ende März Zeit gehabt", sagt Kardos, der die Entscheidung an sich aber nachvollziehen kann. Im Fokus steht für ihn nun die Aufstiegsfrage. Der BHV hat in seinem Rundschreiben zur Beendigung der Spielrunde angekündigt, dass es keine Auf- und Absteiger geben werde.

Für die HCE-Frauen lautete das Ziel in dieser Saison aber: Aufstieg in die 3. Liga. Den hatte das Team schon in der vergangenen Spielzeit sportlich geschafft, durfte von Seiten des eigenen Vereins aus finanziellen Gründen aber nicht.

Auch keine Aufsteiger in die 3. Liga?

Die 3. Liga findet unter dem Dach des Deutschen Handball-Bundes statt. Wird es auch keine Aufsteiger in diese Spielklasse geben? "Aus unserer Sicht ist das noch offen, da erfolgen gerade auch noch Klärungen durch unseren Verein", sagt Kardos. "Fatal" fände er es, wenn am Ende andere Verbände ihren Vereinen erlauben würden, in die 3. Liga zu gehen, der BHV aber nicht. "Wir wollen auf jeden Fall hoch und würden es auch über eine Aufstiegsrunde noch wollen, wenn es sein muss", sagt der Trainer.

Erleichterung bei der HG Eckental

Bei der HG Eckental, deren Frauen in der Bezirksoberliga antreten, nimmt man die Entscheidung dagegen mit einer gewissen Erleichterung auf. "Ich finde das positiv. Dieses ganze Hickhack, dass sie gesagt haben, wer zurückzieht, muss absteigen, das ging gar nicht. Im Amateurhandball kann man es sich nicht leisten, im Beruf alle zwei Wochen wegen eines Spiels in Quarantäne zu gehen", sagt Anke Lux. Ein "weinendes Auge" habe sie dennoch, sagt die zweite Vorsitzende und Cheforganisatorin bei der HG: "Auch ich befürchte, dass mit Sicherheit ein paar Kinder und Jugendliche weggebrochen sind, die nicht wieder zurückkehren werden."

TV Bruck sah schon Saisonstart kritisch

Beim TV 1861 Erlangen-Bruck hat man schon den Saisonstart Anfang Oktober sehr kritisch gesehen. Seinerzeit wandte sich der Verein gar mit einem offenen Brief an den Verband. "Demut, Ehrlichkeit und Bevölkerungsnähe" seien eher geboten als ein "erzwungener Start unter schwierigen Bedingungen", hieß es darin.

Keine Überraschung also, dass man beim TV das Saisonende begrüßt. "Es wäre eine fürchterliche Hängepartie geworden, da noch abzuwarten", sagt Roland Nixdorf, Trainer der Bayernliga-Mannschaft. "Wir freuen uns auch, dass uns die Beendigung der Bayernliga in Turnierform erspart bleibt."

"Das ist natürlich völlig crazy"

Er sage das nicht ohne Bedauern, sagt Nixdorf, denn natürlich freue man sich darauf, irgendwann wieder trainieren zu können. Und irgendwann auch wieder mehr als das. "Wir sind natürlich Wettkampfsportler, die davon leben, uns jede Woche zu messen. Aber es gibt Dinge, die wichtiger sind als Wettkampf." Die Brucker, die vor der Saison durchaus gerne im vorderen Drittel der Liga mitgespielt hätten, sind auch in der Krise nicht auseinandergefallen. "Die Mannschaft ist zusammengeblieben. Wir werden uns jetzt mal besprechen, aber das tut man am Ende jeder Saison." Nur, dass es in dieser Saison kein Spiel zu bestreiten gab. "Das ist natürlich völlig crazy", sagt Nixdorf.

Bei der Herzogenauracher Turnerschaft ist die Spielzeit für ein Team noch nicht vorbei: die Frauen in der 3. Liga. Die Entscheidung des DHB wird spätestens für März erwartet, alles andere als ein vorzeitiger Abbruch wäre derzeit allerdings eine Überraschung.

TSH konzentriert sich auf kommende Saison

Die BOL-Männer gehen aber nun genauso in die vorzeitige Pause wie die Landesliga-Reserve der Frauen. "Anders ergibt es auch keinen Sinn, die Entscheidung ist momentan die einzige logische Konsequenz", sagt Abteilungsleiterin Lena Mergner. "Und für Bewertungen ist einfach zu wenig gespielt worden." Intern konzentriert man sich bei der TSH schon länger auf die kommende Spielzeit.

"Es ist gut, dass jetzt Klarheit herrscht. Und die Mädels freuen sich, dass sie nicht den Turniermodus spielen müssen, der mal für die Landesliga angedacht war", sagt Elmar Ehrich, Trainer der TSH II. Ein Spiel gegen den HC Forchheim hat sein Team absolviert, "notgedrungen", sagt Ehrich. "Wir waren alle ziemlich angefressen, weil der BHV damals auf die Reaktionen der Vereine wenig Wert gelegt hat." Mit Online-Challenges und Laufplänen haben Trainer und Mannschaft sich länger bei Laune gehalten. "Aber ab Januar war ein bisschen die Luft raus, wir haben deshalb pausiert", sagt Ehrich. Das Saisonende kam für die TSH also zum richtigen Zeitpunkt.

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