Das freundliche Gesicht der neuen Ice Tigers

26.2.2021, 12:42 Uhr
Gute Stimmung auf der Bank: Tyson McLellan (zwei Treffer) amüsiert sich während des Spiels gegen Mannheim mit Dane Fox (ein Treffer).

© Thomas Hahn/Zink Gute Stimmung auf der Bank: Tyson McLellan (zwei Treffer) amüsiert sich während des Spiels gegen Mannheim mit Dane Fox (ein Treffer).

Wenn ein Trainer sagt, dass ja jeder seine Meinung haben kann, darf man das als Journalist meist als Aufforderung verstehen, die eigene Meinung bitte nicht mehr offensiv einzubringen. Bei Frank Fischöder weiß man noch immer nicht, wie man das verstehen soll. Der Cheftrainer der Nürnberg Ice Tigers begegnet seinen Fragestellern auch weiterhin freundlich und respektvoll – nach einem 0:8 in Ingolstadt oder nach einem unglücklichen 3:4 gegen Mannheim. Zu Tyson McLellan hat er trotzdem eine andere Meinung.

Es war kein guter Abend, um nach der Tauglichkeit des 25 Jahre alten Mittelstürmers zu fragen. McLellan hatte gegen Mannheim zwei Tore erzielt, eines per präzisem Handgelenkschuss, das andere, indem er Ausnahmetorhüter Dennis Endras verlud, den dritten Nürnberger Treffer hat er initiiert. In etwas mehr als zwölf Minuten Eiszeit hatte der Kanadier einen Punkt mehr gesammelt als in elf Spielen zuvor. An mangelndem Selbstbewusstsein kann das bislang kaum gelegen haben. „Ich bin ein guter Schlittschuhläufer, schnell und ein smarter Spieler, das sollte mir hier gelegen kommen“, hatte McLellan noch vor seinem ersten Spiel in der DEL festgestellt – und dass er nicht der Größte sei.

Schnell und schlau

Das wiederum war so oft offensichtlich, dass McLellan meistens gar nicht erst dazukam, seine Vorzüge vorzuführen. McLellan war schon schnell, lag aber auch schnell auf dem Eis, wenn er seinen Gegnern zu nahekam. Weil er von Beginn an als Mittelstürmer eingeplant und eingesetzt wurde, wirkte sich das nicht vorteilhaft auf den Puckbesitz seiner Reihe auf. Zur Wahrheit zählt aber auch, dass McLellan bei den schlimmsten Auftritten seiner neuen Mannschaft gar nicht erst auf dem Eis stand. Beim 0:15 in zwei Spielen in Ingolstadt fehlte er verletzt. Seitdem er wieder da ist, sind die Ice Tigers plötzlich konkurrenzfähig.

Das liegt nicht nur an ihm. Die erste Trainingswoche mit allen Spielern (außer den langzweitverletzten Ramoser und Hessler) macht Fischöder für die Siege gegen Straubing und in Augsburg sowie die vielleicht beste Saisonleistung gegen Mannheim verantwortlich. Und natürlich ist es McLellan, der dem Aufschwung der Ice Tigers ein freundliches Gesicht gibt. „Wir wussten, dass wir ein schnellen und schlauen Spieler bekommen, das ist er definitiv. Man musste nur sehen, ob er auf DEL-Niveau funktionieren kann“, sagte Fischöder noch. „Ich glaube, dass er uns bewiesen hat, dass er das kann. Ist er schon ein Ausländer, der eine Mannschaft tragen kann?“

Wie bei den Pioneers

Die Eishockey-Mannschaft der University of Denver hat McLellan hat nicht tragen müssen. Auch bei den Pioneers wurde er als stellvertretender Kapitän nur in der dritten Reihe eingesetzt. Seine Verpflichtung für dieselbe Rolle in einer Profiliga war zumindest überraschend. Die ersten Spiele haben dann nicht unbedingt darüber aufgeklärt, warum Fischöder der 1,75 Meter große McLellan von befreundeten Scouts empfohlen worden war.

Aber hallo! Mittlerweile wird Tyson McLellan nicht nur gecheckt, mittlerweile checkt er auch. 

Aber hallo! Mittlerweile wird Tyson McLellan nicht nur gecheckt, mittlerweile checkt er auch.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Am Mittwochabend aber er trug er die Ice Tigers, obwohl es für einen Sieg gegen den souveränen Tabellenführer der Südgruppe dann doch nicht ganz gereicht hat. Fischöder aber beantwortete seine eigene Frage mit einem: „Nein. Aber es ist schön zu sehen, wenn sich die Jungs entwickeln.“ Diese Meinung kann man teilen.

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