Das Kleeblatt ballert sich zum "Kärwa-Sieg"

30.9.2013, 22:19 Uhr
Der erste Streich: Das 1:0 besorgte Zoltan Stieber selbst, zwei weitere Treffer bereitete der Ungar vor.

© Sportfoto Zink / WoZi Der erste Streich: Das 1:0 besorgte Zoltan Stieber selbst, zwei weitere Treffer bereitete der Ungar vor.

Fürths Trainer Frank Kramer schickte die gleiche Elf wie bei der Pokal-Niederlage in Hamburg auf den Platz. Beim Gegner aus Sachsen stand mit Mickael Poté nicht nur ein hochqualitativer Stürmer, sondern auch gleichzeitig ein ehemaliger Wunschkandidat der Kleeblatt-Macher für den vereinseigenen Angriff. Dem Mann aus dem Benin gelang jedoch in bisher acht Saisonspielen noch kein einziger Treffer für die SGD und er steht somit sinnbildlich für die missliche Situation der Sachsen. Bemerkenswerte Anekdote: Seit nunmehr 20 Spielen sind die Sachsen ohne Auswärtssieg.

Michaelis-Kirchweih, 110. Geburtstag der Spielvereinigung - der Rahmen für eine große Fußball-Party war im Ronhof angerichtet. Die Nordtribüne stellte vor allem wegen zweiterem eine sehenswerte Choreografie auf die Beine. Von Anpfiff an suchten die Fürther die Offensive, pressten früh. In der fünften Minute legte Zoltan Stieber von der Grundlinie zurück auf Florian Trinks, doch dessen Innenseit-Stoß wehrte Dresdens Keeper Benjamin Kirsten per Fußreflex ab. Doch auch die Sachsen wagten sich aus ihrem Bau. Anthony Losilla nahm einen abgewehrten Ball zentral vor dem Kleeblatt-Strafraum sehenswert aus der Luft, setzte seinen Scherenschlag aber knapp über das weiß-grüne Gehäuse.

Dynamo-Keeper Kirsten hat in der laufenden Saison schon mit der einen oder anderen Unsicherheit für Stirnrunzeln im sächsischen Lager gesorgt. In der 10. Minute gab es dann wieder Gelegenheit für derlei Gesichtsgymnastik. Eine Flanke von rechts wehrte er viel zu kurz in die Mitte ab, Zoltan Stieber probierte es mit einer Direktabnahme und traf damit am verdutzten Kirsten vorbei zur frühen Fürther Führung. Im Anschluss verflachte die Partie merklich. Die Spielvereinigung kontrollierte geschickt die Partie, ließ hinten nichts anbrennen. Dresden beschäftigte sich mit teils diskutablen Entscheidungen von Referee Tobias Welz. Wolfgang Hesl verlebte bis dato einen geruhsamen Montagabend.

Hesl blockt und bleibt liegen

Dieser war in der 34. Minute vorbei, da wurde es für den Ex-Dresdner im Fürther Tor schmerzhaft: Cheikh Gueye sprintete nach Herzenslust über die rechte Seite, flankte präzise auf Zlatko Dedic, der per Kopf auf Robert Koch ablegte, dessen Versuch im Fünfmeterraum Hesl mit vollem Einsatz blockte. Sukalo-Vertreter Stephan Fürstner kratzte den Ball dann von der Linie. Schmerzverzerrt blieb die Nummer eins der Kleeblätter liegen, konnte nach kurzer Behandlung jedoch weiterspielen.

Das Zusammenspiel der beiden Berlin-Helden Stieber und Trinks - bereits in Minute 5 erprobt - erlebte fünf Minuten vor dem Pausenpfiff eine Wiederauflage. Fürstner erkämpfte den Ball zunächst in der Dresdner Hälfte, Stieber ging über halbrechts auf und davon, legte umsichtig auf Trinks ab, dessen Schuss aber Kirsten reaktionsschnell mit der rechten Faust über den Kasten lenkte. In dieser Szene zeigte der Dynamo-Schlussmann sein ganzes Können und bestätigte im Hinblick auf das 0:1 die These, dass bei ihm Licht und Schatten sehr schnell wechseln können. Auch wenn die Kramer-Elf keine glanzvollen ersten 45 Minuten auf den Rasen gezaubert hatte, so verdiente sie sich die Pausenführung durch gute Raumaufteilung, taktische Disziplin und ihren zielstrebigen Tempogegenstöße auf das gegnerische Tor. Trotz aller Bemühungen zeigten die Sachsen, warum sie im Keller der 2. Liga feststecken, über weite Strecken wirkte der Spielaufbau bei Dynamo zu limitiert, behäbig und darüber hinaus auch zu ungenau.

Erst Kampf, dann Kleeblatt-Attacken

In der zweiten Hälfte kamen zunächst Freunde intensiver Zweikämpfe auf ihre Kosten. Überharte Fouls waren allerdings nicht dabei. Filigraner Fußball, temporeiche Angriffe oder ideenreiche Einzelaktionen waren so häufig zu finden wie eingfleischte Cluberer im Block 12. Nach gut einer Viertelstunde in Halbzeit zwei durchbrach Ilir Azemi die Diaspora an Torchancen, als er von Sebastian Schuppan bedrängt am SGD-Sechzehner abzog, der Ball jedoch knapp am Winkel vorbei rauschte. Nun hatte das Kleeblatt Lunte gerochen. Ein öffnender Pass aus dem Mittelfeld setzte Stieber in Szene, der von rechts in den Strafraum zog, dort wieder seinen Lieblings-Passempfänger Trinks suchte und dieser unter Beteiligung von Dresdens Romain Bregerie zum 2:0 einnetzte. In der Entstehung leistete sich Tim Sparv jedoch ein Handspiel, im Grunde hätte der Treffer gar nicht zählen dürfen.

Drei Minuten später lieferten sich Zsolt Korcsmar und Benjamin Kirsten nach einem Eckball ein Privatduell. Erst köpfte der ungarische Verteidiger platziert, scheiterte jedoch an dem auf der Linie bärenstarken Gästetorhüter, der Nachschuss von Korcsmar wurde ebenfalls von Kirsten per Reflex pariert. Auch wenn das wohl nicht sein Hauptanliegen an diesem Abend war, so gab Mickael Poté ein schlechtes Bewerbungsschreiben für ein etwaiges Engagement beim Kleeblatt ab. In der 68. Minute hatte der weiter torlose und heute wirkungslose Angreifer Feierabend. Dresdens Trainer Olaf Janßen brachte frische Kräfte für die geplante Schlussoffensive, während Kramer Tom Weilandt vom Feld nahm und für ihn den defensiver orientierten Niko Gießelmann brachte.

Defensiv ortientiert? In der 75. Minute schnappte sich der omnipräsente Stieber den Ball, lief an zahlreich pomadig agierenden Dynamo-Defensivkräften vorbei, legte quer auf den völlig freien Gießelmann und dieser netzte eiskalt zum 3:0 ein. Die Messe war nun gelesen, im Gästeblock herrschte dennoch lautstarker Fangesang, während auf dem Rasen Tim Sparv ein Knallbonbon zündete. Aus der Distanz zog der Finne fulminant ab, sein harter und platzierter Schuss schlug für Kirsten völlig unerreichbar im Netz ein. Auch wenn die Spielvereinigung in den letzten Minuten im Siegesrausch noch zweimal dem Dresdner Tor gefährlich wurde, es blieb beim 4:0. Das Kleeblatt ist nun wieder Spitze in der 2. Liga und kann mit breiter Brust zum alten Trainer Mike Büskens und dessen strauchelnder Fortuna aus Düsseldorf reisen.

Für Matchwinner Stieber hatte der Tag auch noch eine andere Positiv-Meldung bereit: Er wurde nach langer Zeit wieder für die ungarische Nationalmannschaft nominiert.

 

Fürth: Hesl - Brosinski, Mavraj, Korcsmar, Baba - Fürstner, Sparv - Weilandt (73. Gießelmann), Trinks (84. Pledl), Stieber - Azemi (80. Füllkrug)

Dresden: Kirsten - Gueye, Bregerie, Mravac, Schuppan - Losilla, Menz (68. Aoudia) - Ouali, Koch - Dedic, Poté (68. Benyamina)

Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden) | Zuschauer: 12.520 | Tore: 1:0 Stieber (10.), 2:0 Bregerie (Eigentor, 63.), 3:0 Gießelmann (75.), 4:0 Sparv (86.) | Gelbe Karten: Weilandt - Poté

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