Das Kleeblatt in der Krise: Wird es eng für Manager Yildirim?

6.11.2017, 16:30 Uhr
Während Mannschaft und Präsident sich am Samstag den Fans stellten, machte sich Fürths Manager Ramazan Yildirim rar.

© Sportfoto Zink / WoZi Während Mannschaft und Präsident sich am Samstag den Fans stellten, machte sich Fürths Manager Ramazan Yildirim rar.

Helmut Hack stand am Zaun. Der Präsident begab sich am Samstag nach der bitteren 2:3-Niederlage in Regensburg zu den Menschen, die Spieler kommen und gehen sehen und inzwischen mehr denn je um die Zukunft ihres Herzensklubs bangen müssen. Man kann und muss in diesen Tagen auch den Vereinschef kritisch hinterfragen. Stimmungen vermag der 68-Jährige aber wie kaum ein anderer aufzuspüren. Wobei das am Samstag keine Kunst war, es drohte nicht weniger als ein Zerwürfnis zwischen Fans und Mannschaft.

Um die 2000 Anhänger hatten das Kleeblatt begleitet, gemessen an der sonstigen Anziehungskraft des fränkischen Zweitligisten doch eine Zahl, die so etwas wie Hoffnung oder bedingungslose Unterstützung zum Ausdruck bringt. Doch weil ein Einzelner seine Enttäuschung über den Ausgang der Partie mit einem Stinkefinger in Richtung der herantrabenden Mannschaft dokumentiert, ziehen sich die Spieler in die Kabine zurück. Hack wird alarmiert, zögert nicht und sucht den Austausch. "Die Angst und die Ohnmacht der Fans verstehe ich", sagt Hack über das "respektvolle" Tete-a-Tete durch Aluminiumstangen. Später kommen auch das Team und alle Verantwortlichen. Fast alle Verantwortlichen.

Nicht mit dabei ist Manager Ramazan Yildirim. Und das ist wenig verwunderlich. Bei den Fans hat der Deutsch-Türke längst jeglichen Kredit verspielt. Ihm wird vorgeworfen, die derzeitige Misere mit einer völlig verfehlten Personalpolitik eingeleitet oder zumindest begünstigt zu haben. Völlig von der Hand zu weisen ist das nicht, wie sich auch in Regensburg zeigt. Einen Ersatz für den Gelb-gesperrten Linksverteidiger Maximilian Wittek kann der Kader nicht bieten. In Ermangelung von Alternativen muss der 19-jährige David Raum kurzerhand vom Stürmer zum Verteidiger umgeschult werden.

Nur ein Beispiel für etliche diskussionswürdige Personalentscheidungen Yildirims, die aufgrund der langen Verletztenliste kaum mehr zu kaschieren sind. Auch der Umstand, dass mit Wittek, Levent Aycicek (beide 1860 München), Manuel Torres (Karlsruhe) sowie Sebastian Ernst (Würzburg) gleich vier Absteiger der Vorsaison im Sommer verpflichtet wurden, mag in psychologischer Hinsicht gerade jetzt als Nachteil interpretiert werden. "Die Kaderplanung ist in Absprache mit mir und unserem damaligen Trainer geschehen", erklärt Hack beschwichtigend. Ist es ein Zufall, dass Radokis Wunschspieler Magyar und Wittek überzeugen, alle anderen den Erwartungen hinterherhinken?

Wenn am Laubenweg Krise angesagt ist, läuft Hack zu Hochform auf. Das war schon immer so, seitdem er die Spielvereinigung nach Jahrzehnten der Tristesse 1997 zurück ins Rampenlicht geführt hat. Auch jetzt ist der Vereinsboss gefragt. "Wir haben überall sportliche Schieflagen", räumt er ein. Der Nachwuchs, allen voran die U19, taumelt vor sich hin, die von Yildirim zusammengestellte Amateur-Elf blamiert sich regelmäßig, und die Mitarbeiter leben die Strukturen längst nicht so, wie sich der Chef das vorstellt. Die tragenden Säulen im gemachten Haus, das Hack einmal übergeben wollte, stellen sich als wenig belastbar heraus. Grabenkämpfe prägen das Bild, so wenig Einigkeit war selten.

Als Krisenmanager tritt Yildirim aber nicht in Erscheinung. Dabei wäre die Chance groß gewesen: Doch die Wortführer beim Spieleraufstand gegen Radoki wurden nicht abgemahnt oder in die Wüste geschickt und stattdessen der konsequente Kurs des damaligen Trainers gestärkt. Nun machen Gerüchte um Yildirims Ablösung die Runde. Mit dem langjährigen Fürther Rachid Azzouzi, jüngst Augenzeuge gegen Ingolstadt, soll der Nachfolger des glücklosen Sportdirektors parat stehen. Hack bestreitet das. "Wir haben keine Gespräche geführt." Noch nicht.

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