Dauerhafter Reservist: Fürths Funk macht sich Gedanken

19.1.2020, 15:20 Uhr
Dauerhafter Reservist: Fürths Funk macht sich Gedanken

© Foto: Wolfgang Zink

Ungewöhnlich deutlich hat sich Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi vor dem Abflug der SpVgg Greuther Fürth ins Trainingslager positioniert: Einen Konkurrenzkampf gebe es auf allen Positionen, nur zwischen den Pfosten nicht. "Sascha Burchert hat eine richtig gute Performance gezeigt in der Hinrunde. Er ist gesetzt."

Da das jetzt keine große Überraschung ist, entgleisen Ersatztorhüter Marius Funk deshalb auch nicht die Gesichtszüge bei dieser Aussage. "Ich will natürlich immer spielen", sagt er in Belek, "aber ich sehe die Leistung von Sascha seit eineinhalb Jahren, er hat es sich verdient, zu spielen." Dennoch muss sich der ehemalige Deutsche B-Jugend-Meister mit dem VfB Stuttgart langsam Gedanken über seine Karriere machen.

Der 24-Jährige sagt klar: "Ich sollte im nächsten Jahr schon schauen, dass ich regelmäßig spiele. Was der nächste Schritt ist, habe ich aber noch nicht entschieden." Denn nach Balazs Megyeri ist Burchert schon der zweite Stammtorwart, der ihm in Fürth vor die Nase gesetzt wurde.

Funk ist nur noch bis zum Saisonende an den Verein gebunden, Azzouzi will nach und nach die Spieler mit auslaufenden Verträgen kontaktieren. Ausgang offen. "Vertraglich kann viel passieren, da habe ich noch nicht so viel darüber nachgedacht", erklärt Funk. Auf die Frage, ob das Motto "Auf der Bank wird man nicht besser" gelte, sagt er nur: "Genau."

Nur vier Pflichtspieleinsätze haben ihm seine bisherigen Trainer gegönnt – zwei Niederlagen im Pokal und zwei Siege in der Liga stehen auf seinem Konto. Trotzdem blitzen seine Augen, als er davon erzählt: "Die Spiele waren eine coole Erfahrung. So ein Zweitligadebüt prägt einen schon."

Geprägt haben ihn auch seine Eltern zuhause in Aalen. Die Erziehung stand unter dem Credo: "Wir dürfen machen, was wir wollen. Letztendlich müssen wir immer selbst entscheiden." Das führte beim sechs Jahre älteren Bruder Patrick dazu, dass er seine Fußballkarriere als defensiver Sechser nach den Stationen Sankt Pauli, Wehen Wiesbaden und VfR Aalen bereits mit Ende 20 beendete. "Von der Fitness her hätte er locker noch spielen können, aber die Familie war ihm wichtiger", erzählt Marius Funk.

Kind der Stuttgarter Schule

Patrick besuchte wie Marius das renommierte Fußballinternat des VfB Stuttgart. Unter Leiter Frieder Schrof, heute bei RB Leipzig, herrschte sogar ein Dresscode, wie Funk beschreibt: "Keine auffällige Frisur, keine bunten Schuhe und keine Ohrringe. Heutzutage ist das sicher nicht mehr ganz so streng."

Doch das Bild des im Nachwuchsleistungszentrum verzogenen Jungprofis, das zuletzt etwa Daniel Keita-Ruel gegenüber dieser Zeitung zeichnete, mag der Ersatztorwart so nicht bestätigen. "Es kommt auf die Person an – willst du selbstständig sein oder nicht?" Auch zu seiner Zeit gab es Spieler, die es ohne Hausaufgabenbetreuung hätten schleifen lassen, "bei mir war das nie ein Problem".

Trotzdem gibt er zu, dass er den totalen Fokus auf den Fußball genieße. Nach dem Fachabitur in Sport- und Vereinsmanagement "bin ich noch nicht so richtig in Tritt gekommen, was ein Fernstudium anbelangt". Und das, obwohl er wenig Ablenkung von seiner Arbeit zulässt. Mit seiner Freundin, einer Bankkauffrau in Aalen, führt er "von Tag eins an eine Fernbeziehung".

Seine Clique bis vergangenen Sommer bestand beim Kleeblatt aus den eher ruhigen Mitspielern Benedikt Kirsch und Lukas Gugganig. Nachdem beide den Verein Richtung Türkgücü München und VfL Osnabrück verlassen hatten, gründete er eine WG mit Innenverteidigertalent Maximilian Bauer.

Und eine Angelgruppe. Dieses meditative Hobby teilt er mit Julian Green und dem dritten Torwart Leon Schaffran ("Er ist unser Profi"). Mit ihren Berichten von den Ausflügen an den Rothsee steckten sie auch Marco Caligiuri und Sebastian Ernst mit dieser Leidenschaft an. Nun lernen beide auf die Prüfung zum Angelschein.

Bei Dreien aus dem Angelquintett gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit: Für Caligiuri und Green gilt es genau wie bei Funk abzuwarten, ob am Ende der Saison eine Vertragsverlängerung am Haken hängt.

Keine Kommentare