Wir haben nachgefragt

Debatte um Kimmich: Wie viele Profis sind eigentlich bei Kleeblatt, Club und Co. geimpft?

26.10.2021, 19:04 Uhr
Im Fokus: In Skopje wurde Joshua Kimmich von einem Laserpointer geblendet, neuerdings dürfte ihm das Rampenlicht noch unangenehmer sein. 

© Federico Gambarini, dpa Im Fokus: In Skopje wurde Joshua Kimmich von einem Laserpointer geblendet, neuerdings dürfte ihm das Rampenlicht noch unangenehmer sein. 

Karlheinz Rummenigge ist nicht verwundert. „Corona verfolgt uns seit anderthalb Jahren. Es überrascht mich nicht, dass es jetzt ein großes Politikum ist“, sagte der langjährige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München zur Debatte über die Bedenken Joshua Kimmichs, sich impfen zu lassen. Uli Hoeneß wählte andere Worte und griff die Medien an: „Sie sind doch verantwortlich für den Tsunami.“ Ausläufer davon bekommen auch die Spielvereinigung Greuther Fürth, der 1. FC Nürnberg, der HC Erlangen und die Nürnberg Ice Tigers ab. Bei steigenden Infektionszahlen, Spielabsagen im Eishockey und der Debatte um die Vorbildwirkung von Profisportlern ist das Coronavirus natürlich wieder ein Thema. Wir haben bei den drei Erstligisten und beim Club nachgefragt, wie sie reagieren – sowie bei den Nürnberg Falcons, die stets eine ganze eigene Sicht auf die Pandemie haben.

100 Prozent bei den Falcons

Viel Überzeugungsarbeit musste Ralph Junge, der Geschäftsführer der Nürnberg Falcons, bei seinen Basketballern nicht leisten. In der vergangenen Saison hatte das Coronavirus den Verein für Wochen, einige aus der Mannschaft sogar für Monate komplett lahmgelegt, phasenweise drohte sogar der Abstieg aus der zweiten Bundesliga, weil sie nicht richtig auf die Beine kamen. „Es ist keiner genötigt worden“, sagt Junge zum Thema Impfung, trotzdem haben die Falcons im Team und auf der Geschäftsstelle eine Quote von 100 Prozent. „Diejenigen, die letzte Saison diese Erfahrung gemacht haben, hatten keine andere Intention als den bestmöglichen Schutz, um nicht noch einmal so niedergestreckt zu werden“, sagt Junge, die Zugänge sahen das ähnlich. Im Zuge steigender Inzidenzen hat der Klub seine Spieler noch einmal „eindringlich ermahnt“, alle Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen und auf den Besuch von Discotheken zu verzichten.

Das Kleeblatt liegt über dem Durchschnitt

So hält man es auch bei der Spielvereinigung Greuther Fürth. „Natürlich schärfen wir immer wieder die Sinne“, sagt Immanuel Kästlen, Leiter Medien und Kommunikation, „aber unsere Jungs verhalten sich wirklich sehr vorsichtig und eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.“ Eine genaue Angabe zur Impfquote möchte man auch in Hinblick auf den Datenschutz nicht machen, nur so viel: „Wir haben unserer Mannschaft in vielen Gesprächen die Vorteile einer Impfung aufgezeigt und liegen vermutlich auch deshalb über dem Impfdurchschnitt der Bundesliga, der ja auch deutlich über dem generellen Durchschnitt in Deutschland liegt.“ Von 94 Prozent hatte DFL-Chef Christian Seifert zuletzt gesprochen, die Zahl derer in Fürth, die es wie Kimmich halten, dürfte also sehr gering sein. Gemäß dem Hygienekonzept der Liga werden ungeimpfte Personen täglich per Schnelltest kontrolliert, die Kosten trägt der Verein.

Der Club ist sich seiner Rolle bewusst

Offiziell drei Coronafälle hatten sie in der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Nürnberg, seit März 2020. Fabian Nürnberger, Hanno Behrens und einen Unbekannten. „Ich glaube, wir sind ganz gut durchgekommen“, sagt Pressesprecher Christian Bönig mit Blick auf andere Standorte, die bislang deutlich mehr Infektionen zu beklagen hatten. Trotzdem bleiben die Antennen ausgefahren, wird das Personal regelmäßig sensibilisiert. Auch in den vergangenen Wochen und Monaten seien sie „extrem vorsichtig“ gewesen, sagt Trainer Robert Klauß. Und schauen einfach, dass sie „außerhalb nicht so viele Kontakte haben“, auf der Geschäftsstelle gilt in den Fluren weiterhin Maskenpflicht, ebenso in engen Räumen. Händeschütteln ist auch wegen der anderen Viren keine gute Idee, sie wissen das ja alles. Von einer internen Impfpflicht hält der Kaufmännische Vorstand jedenfalls nicht viel, da es hierfür keine gesetzliche Basis gibt. Und die Impfquote, wie der Pressesprecher ergänzt, „sehr, sehr hoch“ sei. „Insofern ist es auch keine Überlegung, die Impfpflicht beim FCN einzuführen“, erklärt Niels Rossow, „wir bauen auf das Verantwortungsbewusstsein unserer Belegschaft und sind uns unserer Vorbildfunktion bewusst.“

Der HCE ist seit Monaten doppelt geimpft

Beim HC Erlangen betrachten sie die jüngsten Entwicklungen einigermaßen gelassen. Die Handball-Bundesliga wird ihr Hygienekonzept vorerst nicht überarbeiten, die Spieler sind „grundsätzlich angehalten, verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen“, wie es Geschäftsführer René Selke formuliert. In der vergangenen Saison hat das trotzdem nicht verhindert, dass sich fast die ganze Mannschaft infiziert hat, immerhin hat das vielleicht auch mit dazu beigetragen, dass sie beim HCE keine großen Diskussionen übers Impfen führen müssen. „Betreuer, Mannschaft, Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle – alle“, sagt Selke, „sind seit Monaten doppelt geimpft.“ Auch die Zugänge, die nicht hautnah erlebt haben, welche Konsequenzen die Infektion hat, sind geimpft. Demnächst bekommen die Spieler das Angebot einer Grippeimpfung, außerdem wird regelmäßig gecheckt, wie hoch die Antikörper im Blut der Athleten konzentriert sind – und wer perspektivisch eine Auffrischungsimpfung am nötigsten hätte.

Die Ice Tigers wollen einfach nur spielen

In der Deutschen Eishockey Liga wird in diesen Tagen leidenschaftlich darüber diskutiert, wie viele gerade genesene und gesunde Spieler nötig sind, um überhaupt Eishockey spielen zu können. Dem EHC München mussten am Dienstag in Bietigheim neun Profis und fünf Nachwuchskräfte reichen. Nur diskutieren die Nürnberg Ice Tigers nicht mit, weil sie derzeit nur selten Eishockey spielen dürfen. Zwei ihrer Spiele wurden bereits verlegt, am Freitag werden sie zwar in Straubing antreten, aber schon das Heimspiel am Sonntag (14 Uhr) gegen Iserlohn ist massiv gefährdet, weil im Sauerland auf die eine weitere Infektionen gefolgt sind, weshalb das Heimspiel der Roosters gegen Düsseldorf am Freitag bereits abgesagt wurde. Auch deshalb hat sich die DEL darauf verständigt, die Teststrategie zu verschärfen: Für Nicht-Geimpfte sind ab 1. November drei PCR-Tests in der Woche verpflichtend. Für Geimpfte ist ein PCR-Test pro Woche erforderlich, sofern ungeimpfte Spieler zum Aufgebot gehören. Das betrifft auch die Ice Tigers. Dr. Christian Schacher hatte im Sommer allen Spieler ein Impfangebot unterbreitet und verweist auf „eine Riesenimpfquote“, aber eben auch auf (nach Informationen dieser Zeitung zwei) ungeimpfte Spieler – „die ihre Gründe haben“. Streng getestet wurde in Nürnberg auch schon vor den Ausbrüchen. Hustende Spieler hatte Schacher sofort isoliert. Erst nach einem negativen PCR-Test wurden sie wieder integriert. Sorgen macht sich Sacher keine. Die Ice Tigers wollen nur wieder spielen.

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