Der beste Javier Pinola seit über zwei Jahren

4.8.2012, 06:57 Uhr
Der beste Javier Pinola seit über zwei Jahren

© Sportfoto Zink

Es war Ende November 2011, als Javier Pinola begann, seiner Frau auf die Nerven zu gehen. Pinola war da schon fast vier Wochen lang verletzt zuhause geblieben, er hatte versucht, sich als Hausmann nützlich zu machen – vergebens. „Meine Frau“, sagte Pinola, „fragt jetzt schon immer, wann ich wieder Fußball spiele.“ Sie beließ es nicht dabei, Mariela Pinola wurde auch ein wenig rabiater: „Geh’ zum Club, da bist du viel nützlicher.“

Aber bis Pinola zurück zum Club durfte, um nützlich zu sein, hat es lange gedauert – viel länger, als es alle erwartet hatten. Die siebte Spielzeit mit dem 1. FC Nürnberg war eine der schwierigsten für den argentinischen Linksverteidiger, der einst mit einer famosen Final-Leistung half, den DFB-Pokal zu gewinnen. Erst am 25. März stand Pinola wieder auf einem Bundesligaspielfeld, Nürnberg verlor beim VfB Stuttgart mit 0:1, aber Pinola durfte immerhin wieder mitspielen. Er hat danach keine Rückrunden Partie mehr verpasst, es war der versöhnliche Abschluss einer Saison, in der Pinola und der 1. FCN ein wenig gefremdelt hatten miteinander.

Im Winter hatte der verletzte Pinola die Mannschaft im türkischen Trainingslager besucht. „Kommt er nur, um für immer zu gehen?“ — selbst die Bildzeitung hatte damals offenbar Angst um das, was bis dahin immer als glückliche Beziehung galt. Pinola lag das Angebot eines argentinischen Erstligisten vor. „Blödsinn“, sagte Nürnbergs Sportvorstand Martin Bader zu Pinolas Wechselabsichten, die vielleicht auch dadurch befeuert wurden, dass der Verein sich in der Winterpause Ersatz beschafft hatte: Aus Jablonec war Adam Hlousek, ein tschechischer Nationalspieler, verpflichtet worden, der in die Rückrunde als Linksverteidiger Nummer eins startete.

Kurz vor Pinolas Comeback gab es weitere Irritationen, weil Trainer Dieter Hecking dem Publikumsliebling vorwarf, er habe seine Verletzung zu lange verschwiegen. Pinola musste länger auf sein Comeback warten, als er wollte, sogar in der zweiten Mannschaft musste er spielen – gegen den FC Bayern zwar, aber gegen den aus Alzenau. „Die Bundesliga ist eine Leistungsgesellschaft, der Trainer bewertet die Spieler, das muss Pino akzeptieren“, sagte Bader damals.

Wieder mittendrin

Jetzt, im Trainingslager in Längenfeld, gibt es keine Vorwürfe mehr, Pinola ist längst wieder mittendrin in der Leistungsgesellschaft. Es scheint, als habe ihm die schwierige Vorsaison sogar gut getan. Fit wie selten sieht der Argentinier aus, das findet auch Pinola. Sogar im Urlaub hat er an sich gearbeitet – anders als früher. „Sonst habe ich immer drei Wochen Urlaub gemacht“, sagt der 29-Jährige, „erst in den letzten zehn Tagen vor Trainingsstart habe ich dann mit dem Fitness-Programm begonnen.“

Diesmal war alles anders, obwohl der Urlaub viel länger dauerte, hat Pinola viel mehr trainiert. „Ich habe auch wegen der Verletzung schon in der zweiten Woche angefangen“, sagt Pinola. Auch jetzt, da sich die Vorbereitung schon so lange hinzieht, sieht man ihn oft nach dem Training neben dem neuen Innenverteidiger Marcos Antonio Kraftübungen machen. Sein Konkurrent Hlousek ist verletzt, aber nicht nur deshalb ist Pinola derzeit unumstritten als Linksverteidiger. „Ich bin ja jetzt auch schon zweieinhalb Jahre in Nürnberg“, sagt Dieter Hecking, „aber von den körperlichen Voraussetzungen her ist das der beste Pinola, den ich hier gesehen habe. Mit ihm bin ich sehr zufrieden.“ Und Pinola ist wieder zufrieden mit dem Club. Ein Jahr läuft sein Vertrag noch, Gespräche über eine Verlängerung hat es schon gegeben.

Wie wichtig Pinola für Nürnberg ist, zeigt sich an einer anderen Personalie. Marcos Antonio spricht noch kein Deutsch, weshalb jetzt immer, wenn er irgendwo zum Gespräch gebeten wird, Pinola daneben sitzt. Die Rolle als Dolmetscher ist ihm nicht neu, auch Breno hat er unterstützt bei seinem kurzen Nürnberg-Gastspiel. Pinola macht sich nützlich beim Club – Mariela wird es gefallen.

 

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