Der Club als Spaßbremse

19.11.2012, 10:00 Uhr
Der Club als Spaßbremse

© Sportfoto Zink

Allen voran fuhr Bastian Schweinsteiger schweres Geschütz auf. „Sie haben versucht, den Schiedsrichter zu beeinflussen, zu provozieren. Es war halt nicht so richtig einfach, wenn du immer wieder einen Tritt bekommst. Das hat keinen Spaß gemacht“, klagte der Vizekapitän und lästerte: „Nürnberg kann ja nicht anders.“ Indirekt unterstellte er sogar Verletzungsabsichten: „Wir haben bestimmt auch gefoult, aber die Nürnberger haben auf den Körper gezielt. Da geht es nur gegen die Gesundheit.“ Verbalen Beistand erhielt er von Torhüter Manuel Neuer, der sich zu der gewagten Behauptung verstieg, der Club habe „unser Spiel kaputtgefoult“. Eine These, die nicht nur unter Berücksichtigung der offiziellen Foulstatistik (FCB 24, FCN 12) abenteuerlich anmutete.


Dieter Hecking konterte die Vorwürfe am Samstag rhetorisch geschickt. „Ich glaube, dass Schweinsteiger einfach enttäuscht war“, sagte der Club-Trainer und wertete das Lamento des Nationalspielers als Beleg, „dass wir heute vieles richtig gemacht haben“. Schließlich könne man ja „nicht einfach brav neben den Bayern herlaufen, dann gewinnen sie 4:0, und alle sagen, was sie für einen tollen Fußball spielen.“ Auch Sportvorstand Martin Bader befand: „Das größte Lob ist, dass sich der FC Bayern über unsere Spielweise ärgert.“

Gestern wollte Hecking seine Replik aber noch einmal relativieren. Wenn man Schweinsteigers Aussage „auf ihn persönlich bezieht, kann man ihn verstehen“, sagte der Coach und gab zu bedenken, dass gerade Münchens Mittelfeldstar in diesem Derby einiges hatte einstecken müssen. Vor allem natürlich Timo Gebharts zu Recht mit Gelb-Rot bestraften Ellbogencheck, aber auch eine grenzwertige Grätsche von Sebastian Polter am Mittelkreis. „Das war nicht in Ordnung“, räumte Hecking ein.

Weniger Mitgefühl zeigte Kapitän Raphael Schäfer. „Wenn man irgendwann keine Mittel mehr hat, ist es immer einfach, sich hinzustellen und zu sagen: Sie provozieren“, wiegelte der Keeper ab. Zudem erinnerte er daran, dass Schweinsteigers Würgegriff an Gebharts Hals ebenfalls nicht unbedingt gentlemanlike anmutete. Und auch in jener Situation, als Per Nilsson verletzt im eigenen Strafraum lag und sich Thomas Müller über die Unterbrechung des Referees echauffierte, vermisste Schäfer den Fairplay-Gedanken. Direkt nach dem Abpfiff stellte er Müller deshalb wutentbrannt zur Rede. „Ich habe ihn gefragt, ob er so gegen Nürnberg gewinnen muss, weil er keine anderen Mittel hat. Das hat er bejaht. Und dann bin ich ein bisschen wütend geworden.“
 

 

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