Der Club geht weiter auf dem Nürnberger Weg

14.3.2012, 06:49 Uhr
Der Club geht weiter auf dem Nürnberger Weg

© Zink

Hätte der Club einen Weltkonzern im Rücken, wäre die Frage leicht zu beantworten. In Wolfsburg hat man schon vor dem 3:2 gegen Leverkusen aufgehört, sich Abstiegssorgen zu machen. Seit Monaten träumt man in der VW-Stadt unabhängig vom eigenen Tabellenplatz laut von der Europa League; würden sich nächste Woche zwei Champions-League-Teilnehmer für das Pokal-Finale qualifizieren, wäre ja Rang sieben ausreichend.

„Es gibt bei uns keine Kurskorrekturen, wir wollen ins internationale Geschäft“, sagt Wolfsburgs Aufsichtsratsvorsitzender Stephan Grühsem im aktuellen kicker über seine Markenbotschafter in kurzen Hosen und wiederholt damit lediglich das im vergangenen Sommer formulierte Saisonziel. 31 Punkte hat der VfL derzeit und ist damit lediglich vier entfernt vom möglichen Europapokalplatz.

Gleiches gilt ziemlich überraschend auch wieder für den 1. FC Nürnberg. Am Samstag stehen sich die Mittelfeld-Nachbarn im Frankenstadion gegenüber, der Sieger dürfte im Rennen bleiben. An dem der Club eigentlich gar nicht teilnimmt.

Nach wie vor steht der Klassenverbleib über allem; bei acht Punkten Vorsprung auf den Drittletzten und neun auf den Vorletzten stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass sie es zum dritten Mal in Folge schaffen könnten, möglicherweise schon vor dem letzten Spieltag und somit früher als erwartet. Mittelfristig zu den 18 besten Fußballmannschaften Deutschlands zu gehören, wäre nicht selbstverständlich und deshalb ein großer Erfolg für einen vergleichsweise kleinen Verein wie den Club.

"Wollen unser Ding durchziehen"

Also ist die Europa League kein Thema, stattdessen will man einfach nur demütig weitergehen auf dem Nürnberger Weg — wenngleich Dieter Hecking, ein positiv denkender Mensch und somit Anti-Franke, nicht befürchtet, „dass wir noch abgefangen werden“. Dafür ist die Mannschaft wohl tatsächlich zu stabil, mit der er, auch wenn es langweilig und abgedroschen klingen mag, nach wie vor bloß von Spiel zu Spiel denken möchte. Und vor allem nicht zu sehr an die anderen. „Wir wollen“, sagt Hecking, „unser Ding durchziehen.“

Ihr Ding, das bedeutet so viel wie schönen und ergebnisorientierten Fußball spielen. Was am 5. Mai dabei herauskommt, wird man sehen, Hecking mag Hochrechnungen ungefähr so sehr wie vierte Schiedsrichter. Es bringt ja auch nicht viel, sich den Kopf zu zerbrechen über das über- oder überüberübernächste Spiel. Das nächste ist das schwerste. Da hat Hecking schon recht.

Zumal das Gedränge weiter groß ist in der Liga. Mit der kleinen Serie habe man einen „Riesenschritt in die richtige Richtung gemacht“, glaubt auch Hanno Balitsch, „genauso schnell kann es nach drei Niederlagen aber auch wieder in die andere Richtung gehen.“ Der Blick richtet sich nach unten, deshalb werden sie alles versuchen, um Wolfsburg zu schlagen, selbstverständlich ist es nicht.

„Wir sind nicht so weit, dass man von einem Pflichtsieg gegen Wolfsburg sprechen könnte“, so Balitsch im Bayerischen Fernsehen, jedoch könne man nach drei Heimsiegen 2012 selbstbewusst auftreten. Etwa so: „Wolfsburg“, sagte Balitsch noch, „ist auch keine Übermannschaft.“ Aber immerhin ein Europa-League-Kandidat.

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