Der FCN nach Valencia: Neue Optionen für Köllner

15.1.2018, 05:58 Uhr
Der FCN nach Valencia: Neue Optionen für Köllner

© Foto: Sportfoto Zink

Auch aus Sicht des neutralen Beobachters darf man den achttägigen Aufenthalt im meist sonnigen Valencia als gelungen bezeichnen. Zwar entsprach der Zustand des hoteleigenen Trainingsplatzes nicht unbedingt den üblichen Qualitätsstandards, auch wenn Köllner das im Gegensatz zu vielen Profis etwas anders bewertete: "Ob ein Platz gut oder schlecht ist, entscheide immer noch ich", so der Oberpfälzer trotzig.

Die tägliche Arbeit litt aber kaum unter dem harten Geläuf. Akribisch ließ Köllner im Teamwork mit seinem kongenialen Assistenten Boris Schommers Spielzüge einstudieren, feilte an taktischen und technischen Details und perfektionierte das Positionsspiel. Alle Einheiten wurden von einem eigens mitgereisten Videoanalysten aufgezeichnet und im Nachgang ausgewertet. Dazu blieb in der idyllisch am Meer gelegenen, übersichtlichen Hotelanlage viel Zeit für Gespräche und Teamevents wie etwa einen gemeinsamen Filmabend.

Ein Hauptaugenmerk galt an der Costa Blanca der taktischen Flexibilität. Zu Beginn konzentrierte sich Köllner auf das zuletzt bevorzugte 4-1-4-1-System, ließ dann beim 5:0 gegen Heart Of Midlothian aber auch wieder mit einer Dreierabwehrkette und zwei Stürmern agieren. "Wir müssen gerüstet sein, wenn wir in einem Spiel einmal andere Lösungen brauchen oder personell umstellen müssen", betonte der Trainer, den überzeugenden Auftritt gegen die Schotten wertete er sogar als "klares Plädoyer für dieses System".

Sechser als "Königsspieler

Erfüllt wurde auch Köllners Wunsch nach "mehr Handlungsoptionen für die Startelf". Besonders heftig tobt der Konkurrenzkampf im defensiven Mittelfeld. In Köllners Konzept gilt der Sechser als "Königsspieler, wenn er nicht funktioniert, haben wir ein ernsthaftes Problem". Mit Patrick Erras, Ondrej Petrak und Patrick Kammerbauer stehen drei unterschiedliche Spielertypen zur Verfügung, je nachdem, ob eher ein klassischer Abräumer oder ein strategisch denkender Aufbauspieler benötigt wird. Notfalls könnten auch Eduard Löwen oder Hanno Behrens wieder den Part im defensiven Mittelfeld übernehmen. Pluspunkte sammeln konnte in Spanien Petrak. Vor allem bei der 0:1-Niederlage im ersten Test gegen KAA Gent würdigte Köllner den Tschechen als "auffällige Erscheinung".

Einen großen Schritt nach vorne gemacht hat Alexander Fuchs. Das im Sommer vom TSV 1860 München gekommene Mittelfeldtalent ist deutlich robuster geworden und lässt langsam erahnen, warum Köllner so von ihm schwärmt. Von den aus der U21 hochgezogenen Nachwuchskräften darf sich wohl am ehesten Jonas Hofmann Chancen ausrechnen. "Er bringt eine hohe Aggressivität und viel Leidenschaft mit und hat das klare Ziel, Profifußballer zu werden. Solche Spieler sind bei uns immer herzlich willkommen", lobte Köllner den 20-jährigen Defensivallrounder, der gegen Heart Of Midlothian mustergültig das 1:0 vorbereitete. Maximilian Krauß und Simon Rhein machten ihre Sache in Spanien ordentlich, dürften den Ansprüchen der 2. Liga aber noch nicht genügen.

Teuchert im Doppelpack ersetzen

Zumal sich auch Spieler mit gewissem "Unzufriedenheitspotenzial", wie es Köllner charmant formulierte, keineswegs hängenlassen. "Schottenschreck" Rurik Gislason, die Routiniers Miso Brecko und Laszlo Sepsi oder Dauerreservist Lucas Jäger überzeugten in Valencia mit einem hochprofessionellen Arbeitsethos und großem Engagement. "Alle ziehen an einem Strang", freute sich Köllner über seinen "Gute-Laune-Club".

Der Abgang von U21-Nationalspieler Cedric Teuchert zum FC Schalke 04 wurde mit der Verpflichtung von Federico Palacios (RB Leipzig) und der Ausleihe von Marvin Stefaniak (VfL Wolfsburg) zumindest personell gleich doppelt kompensiert. Die beweglichen und spielstarken Angreifer eröffnen dem Trainer im Offensivbereich neue Möglichkeiten, gerade wenn Top-Torjäger Mikael Ishak einmal ausfallen sollte. Allerdings fehlt es dem talentierten Duo nach monatelangem Reservistendasein an Spielpraxis. Der aus Bremen ausgeliehene Ulisses Garcia hingegen hat sich auf Anhieb gut integriert und könnte schnell eine wertvolle Option für die linke Abwehrseite werden.

Etwas getrübt wurde der Spanien-Trip von einigen Blessuren. Angreifer Adam Zrelak zog sich gleich zu Beginn einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zu, absolvierte im Laufe der Woche aber bereits wieder Lauftraining. Eine längere Pause droht Lucas Hufnagel, der am Samstag wohl einen Bänderriss im Sprunggelenk davontrug. Keeper Thorsten Kirschbaum war wegen Knieproblemen die meiste Zeit außen vor, käme aber so schnell eh nicht mehr an Fabian Bredlow vorbei. "Fabi hat gezeigt, dass er ein Riesentorwart ist", lobte Köllner, nachdem der 22-Jährige gegen Gent mit starken Paraden eine höhere Niederlage verhindert hatte.

Erras musste wegen einer leichten Gehirnerschütterung kürzertreten, zudem waren am Ende Ishak, Behrens und Tim Leibold leicht angeschlagen. Das Quartett dürfte aber bis zur Generalprobe am Mittwoch gegen Dukla Prag wieder einsatzfähig sein.

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