Der gefühlte Aufstieg: Fürth besiegt Pauli

13.4.2012, 20:55 Uhr

Ein historischer Augenblick. Rein rechnerisch ist die Spielvereinigung mit Sieg über den Kiez-Klub zwar noch nicht aufgestiegen, aber gefühlt kann die Fürther auf ihrem Weg gen Bundesliga jetzt nichts mehr aufhalten.

„Man kann schon mal ein Bier aufmachen“, sagte Torhüter Max Grün
relativ nüchtern. Nach wie vor halten sich die Spieler beim Jubeln zurück. Die einen mehr, die anderen weniger. „So wie wir uns präsentiert haben, zeigt der Pfeil eindeutig in eine Richtung“, befand Rechtsverteidiger Stephan Schröck. „Das war ein Riesenschritt“, meinte Kapitän Thomas Kleine, mahnte aber auch zur Geduld. „Uns fehlen noch drei Punkte“. Kleine mag sich nicht auf eine Niederlage der Düsseldorfer in Dresden (Mo., 20.15 Uhr) verlassen. „Wir wollen es aus eigener Kraft schaffen.“

An Kraft mangelte es den nur scheinbar Unaufsteigbaren auch diesmal nicht. Beispiel Heinrich Schmidtgal. Der gedrungene Linksverteidiger  würde fraglos auch als Turner eine gute Figur machen. Nach Toren präsentiert er dem staunenden Fußball-Publikum jeweils einen Flick-Flack. Als  Schmidtgal gestern Abend zum vierten Mal in dieser Saison  abhob, spiegelte die anspruchsvolle Übung den Auftritt der gesamten Kleeblatt-Elf wider.

Klaus durfte wirbeln

Mit seinem athletischen und gleichzeitig technisch anspruchsvollen Spiel wies der Tabellenführer der Zweiten Bundesliga Verfolger FC St. Pauli vom Anstoß weg in die Schranken. Nur sieben Minuten waren vergangen, als Schmitgal das Tor zur Bundesliga für Spielvereinigung schon fast bis zum Anschlag aufstieß.

Vorausgegangen waren eine glasklare Steilvorlage von Gerald Asamaoh und ein überlegter Querpass von Edgar Prib. Ob beabsichtigt oder nicht – Schmidtgals Lupfer mit dem eigentlich schwächeren rechten Fuß aus zirka 15 Meter Torentfernung senkte sich präzise in den Winkel des gegnerischen Gehäuses.
Die Torgefahr der Hamburger erschöpfte sich bis zur Pause in einem Beinahe-Eigentor von Asamoah. Der 33-jährige hätte den Ball nach einem Eckstoß fast ins falsche Netz gestochert.

Wie erwartet war Asamoah für das zuletzt doch zu unsichtbare Strafraumgespenst Christopher Nöthe in die Fürther Startelf aufgerückt.  Eine Maßnahme, die sich noch auszahlen sollte. Auf der rechten Außenbahn dürfte wieder mal der junge Felix Klaus wirbeln, er ersetzte Mittelfeldmann Milorad Pekovic.

"Wir sind wahnsinnig glücklich"

Bis zur Pause agierten die Fürther wie ein Boxer, der seinen Widersacher mit der Führhand souverän auf Distanz hält und auf die Deckungslücke für den entscheidenden Punch wartet. In der Kabine muss Gästetrainer Andre Schubert  die richtigen Worte gefunden haben. Sofort nach Wiederbeginn säbelte Marius Ebbers in aussichtstreicher Postion nur Zentimeter am Ball vorbei. Und als sich Denzi Naki wenige Meter vor Kleeblatt-Keeper Max Grün in aller Ruhe zum Torschuss ausrichten konnte, schien der Ausgleich perfekt. Doch Naki scheiterte zum Entzücken des Fürther Anhangs an  der Fußabwehr Grüns.  Es blieb ein kurzes Strohfeuer der Schubert-Elf.

Für die Entscheidung sorgte wenig später ausgerechnet Asamoah, der bis 2011 noch das Trikot des Gegners getragen hatte. Seinen Kopfball nach einer Schmidtgal-Ecke erreichte St. Paulis Schlussmann Philipp Tschauner einen Sekundenbruchteil zu spät. Der 14. und wahrscheinlich wichtigste Heimsieg des Kleeblatts war in trockenen Tüchern. „Wir sind wahnsinnig glücklich“, sagte Trainer Mike Büskens, „aber wir werden nicht nachlassen und wollen auch den letzten Schritt über die Ziellinie machen.“

Fürth: Grün; Schröck, Kleine, Mavraj, Schmidtgal – Klaus (82. Pektürk), Fürstner, Prib (64. Pekovic), Sararer – Asamoah (89. Karaslavov), Occean

St. Pauli: Tschauner; Volz, Morena (67. Sobiech), Thorandt, Schachten – Funk (55. Bruns), Daube -- Bartels, Kruse, Naki (63. Saglik) – Ebbers

Schiedsrichter: Stieler (Obertshausen)  Tore: 1:0 Schmidtgal (7), 2:0 Asamoah (65.), 2:1 Saglik (90.)  -- Gelbe Karten: Asamoah --  Bartels -- Zuschauer: 15.500

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