Der Gegnercheck: Karlsruhe glaubt an Finale furioso in Fürth

26.6.2020, 19:10 Uhr
Der Karlsruher SC muss in Fürth einen harten Kampf führen, um noch eine Chance auf den direkten Klassenerhalt zu haben.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Der Karlsruher SC muss in Fürth einen harten Kampf führen, um noch eine Chance auf den direkten Klassenerhalt zu haben.

So ist die Lage Verzwickt, skurril, spannend, herausfordernd. Trotz der offensichtlichen Ambivalenz treffen all diese Attribute auf das Duell zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem Karlsruher SC am Sonntag im Ronhof zu. Die Badener müssen gewinnen, wollen sie quasi in letzter Sekunde eine lange sehr zäh verlaufene Saison noch mit einem Happy End abschließen. Mit einem Sieg und einem gleichzeitig ausbleibenden Erfolg des 1. FC Nürnberg in Kiel würde der momentan mit 34 Punkten auf Platz 16 stehende Aufsteiger noch am Club (36) vorbeiziehen und den Relegationsrang hinter sich lassen. "Ich habe große Hoffnung, dass die Mannschaft so viel Kraft mitnimmt, dass es gelingt, den großen Wurf zu schaffen", gibt sich KSC-Trainer Christian Eichner im "kicker" recht zuversichtlich.

Top & Flop Philipp Hofmann sticht nicht nur aufgrund seiner imposanten Statur heraus. Der 1,95m große Hüne ist mit seinen 16 Toren und sieben Torvorlagen in dieser Spielzeit so etwas wie die Lebensversicherung der Karlsruher. In Fürth trifft er unter anderem auf seinen Kumpel David Raum. Ansonsten hatte Hofmann am Laubenweg von Juli 2017 bis Januar 2018 in neun Ligaspielen (1 Tor) keinen bleibenden Eindruck hinterlassen: Damals schleppte er zu viel Gewicht mit sich herum und soll sich nicht immer sehr professionell verhalten haben. Das hat sich offenbar geändert.


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Weiterhin als Sorgenkind gilt dagegen Änis Ben-Hatira: Der gebürtige Berliner mit tunesischen Wurzeln wurde im Januar verpflichtet. So etwas wie die letzte Patrone. Nach neun Monaten ohne Anstellung und den zuvor jeweils kurzen Auslandsengagements in der Türkei, Tunesien und Ungarn sollte der KSC so etwas wie die letzte Chance sein für den streitbaren Charakter. Der wuselige Mittelfeldspieler wurde einst beim HSV ausgebildet und galt später noch in Duisburg, Frankfurt und Darmstadt als Hoffnungsträger. Jetzt ist er 32 und hat in zehn Partien für den KSC mit einem Treffer nicht unbedingt aufhorchen lassen. Gut möglich, dass die Dienstzeit des einstigen Talents beim KSC gleich wieder endet.

Im Fokus Man darf am Sonntag durchaus gebannt auf die KSC-Abwehr blicken. Hält sie der Fürther Spielkunst stand? Leistet sie sich wieder mal haarsträubende Fehler? Zuletzt kassierte man in 20 Minuten drei Gegentreffer gegen Bielefeld. Gut, der Klassenprimus steht nicht ganz zu Unrecht da oben – da kann man sich so einen Dreierpack schon mal einfangen, findet Eichner und versichert versöhnlich: "Das passiert auch nicht alle Tage."

Glauben an die eigene Stärke

Das Hinspiel Da erwischten die Fürther in der letzten Partie vor der Winterpause Mitte Dezember einen Sahnetag und präsentierten sich gnadenlos effektiv. Beinahe jede Aktion in Richtung Tor wurde gefährlich, beinahe jeder Schuss war ein Treffer. Konnte der KSC die Führung der Kleeblatt-Elf noch egalisieren, bestimmte das Team von Stefan Leitl nach Tobias Mohrs erneuter Führung das Geschehen nach Belieben und feierte nach einer einseitigen zweiten Hälfte mit 5:1 den höchsten Saisonsieg.

Wer/Was ist neu? Eichner, vor allem und immer wieder Eichner, heißt es rund um den Wildpark in Karlsruhe. Anfang Februar wurde Alois Schwartz nach vier Niederlagen in Serie und Platz 17 entlassen. Zwei Tage vor dem Pokal-Achtelfinale, das der KSC dann gegen Viertligist Saarbrücken verlor. Mit Eichner (37) übernahm der Co-Trainer des zuletzt ratlos wirkenden Schwartz und vermittelte dem Team vor allem den Glauben an die eigene Stärke.


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Und sonst so? Als ob man gerade keine anderen Themen hätte – doch das derzeit verwaiste Amt des Präsidenten will ja besetzt werden. Fünf Kandidaten haben es in die zweite Wahlrunde geschafft. Mit Dorothee Springmann kandidiert eine Frau, mit Rolf Dohmen ein ehemaliger Spieler und Aufstiegsmanager von 2007 sowie Titan-Bruder Axel Kahn. Schon am Sonntag könnte sich zeigen, welche sportlichen Hürden als erstes auf die im Oktober zu wählende KSC-Führung warten.

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