Der HCE pendelt zwischen Angriffslust und Vorsicht

22.4.2021, 06:00 Uhr

Beim HC Erlangen waren sie alle froh, als die Liga Mitte vergangener Woche zugestimmt hatte, die für Sonntag geplante Partie gegen Minden zu verlegen. Jan Schäffer, der Kreisläufer, war sogar "heilfroh", wie er sagt. Nach der Infektion mit dem Coronavirus und zwei Wochen Quarantäne fielen die ersten Gesundheitschecks bei ihm zwar positiv aus, bei der ersten Trainingseinheit begannen die Muskeln aber doch arg an zu zittern. "Spooky" fühlte sich das für Schäffer an, der ja eigentlich fast nur aus Muskeln zu bestehen scheint; einer, der aussieht, als könne ihn nichts so schnell umwerfen.

Zwei Wochen ohne Sport - so eine lange Pause, erinnert sich Schäffer, der seinen Körper in der Sommerpause unter anderem mit Crossfit in Form hält, hat er seit 14 Jahren nicht mehr eingelegt. Die bange Frage lautete für ihn also: "Wie reagiert mein Körper nach der Infektion?"

Firnhaber war überrascht

So geht es den meisten seiner Mannschaftskollegen, die vor drei Wochen nach der 20:25-Niederlage gegen den Bergischen HC plötzlich mehr oder weniger starken Symptomen zu kämpfen hatten. Zwei Corona-Fälle hatten sie zuvor schon in der Saison, aber weil diese frühzeitig erkannt wurden, steckte sich niemand an. "Dass es dann so reinknallt, hätte keiner gedacht", sagt Sebastian Firnhaber.

Die WM in Ägypten, von Kritikern im Vorfeld zum potenziellen Hotspot erklärt, erlebte der Erlanger Nationalspieler diesbezüglich ohne größere Zwischenfälle, nun dürfte auch die Mutation des Virus' dafür gesorgt haben, dass es fast den ganzen HCE niederstreckte. "Eine gewisse Unsicherheit ist noch da", sagt auch Firnhaber nach dem Ende der Isolation, der Langeweile und den zu vielen Stunden, die sie mit Netflix verbracht haben. Aber: "Ich freue mich über jede Minute, die ich in der Halle stehen darf."

"Dafür sind die Jungs viel zu ehrgeizig", sagt Selke

Schritt für Schritt arbeiten sich Erlangens Bundesliga-Handballer nun mit jeder Trainingseinheit zurück in die Normalität. Dass nach den Spielen gegen Leipzig und Göppingen auch das gegen Minden verschoben wurde, gibt ihnen und den Ärzten etwas mehr Zeit zu beobachten, ob auch jeder schon so weit ist, um den Puls wieder in die Höhe zu treiben.

Bis Sonntag um 16 Uhr soll die Mannschaft von Michael Haaß zumindest wieder so hergestellt sein, dass sie den SC Magdeburg in der Nürnberger Arena empfangen können. Wunderdinge wird gegen den Tabellenvierten wohl niemand erwarten, "wir sind aber", betont Geschäftsführer René Selke, "weit davon entfernt, die Saison abzuschenken". Klar habe die Zwangspause "Substanz gekostet", sagt er, "aber wegen Corona verschwinden nicht unsere Ziele". Im Gegenteil, findet Selke: "Dafür sind die Jungs viel zu ehrgeizig."

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