Der Trainer ist der Star: FCN-Gegner Freiburg im Check

21.12.2018, 05:42 Uhr
Ein Typ wie kein anderer: Christian Streich ist der Mann des Erfolges beim SC Freiburg.

© Patrick Seeger Ein Typ wie kein anderer: Christian Streich ist der Mann des Erfolges beim SC Freiburg.

So ist die Lage: Auch im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg schlägt sich der SC Freiburg beachtlich, derzeit belegt das Team von Trainer Christian Streich mit 18 Punkten Tabellenplatz zwölf. Allerdings versäumte man es zuletzt gegen Düsseldorf (0:2) und Hannover (1:1), sein kleines Polster auf die Abstiegszone zu vergrößern. Nun geht es in Nürnberg zum dritten Mal in Folge gegen den aktuellen Tabellenletzten. "Es ist an der Zeit, gegen einen vermeintlich Kleinen auch mal dreifach zu punkten", mahnte Nationalspieler Nils Petersen.

Beeindruckend: In Freiburg ist der Trainer der Star – obwohl er selbst das natürlich niemals so sehen würde. Christian Streich betreut Freiburgs Profis nun schon im achten Jahr und ist damit der dienstälteste Cheftrainer der Bundesliga. Das 53-Jährige SC-Urgestein mag aufgrund seiner cholerischen Ausbrüche am Spielfeldrand polarisieren, hat sich aber durch seine authentische, bodenständige und mitunter sympathisch provinziell wirkende Art bundesweit Kultstatus erworben. Zudem bezieht der Metzgersohn auch immer wieder klug und couragiert zu gesellschaftlichen und politischen Themen Stellung. Bemerkenswert auch Streichs Selbstkritik nach dem 0:2 in Düsseldorf: "Die Mannschaft war schwach. Und ich war es wohl auch. Sonst spielt eine Mannschaft nicht so." 

Ausbaufähig: Freiburg gleicht in dieser Saison einer Wundertüte, Konstanz ist nicht gerade die große Stärke der Breisgauer: Einem 1:1 beim FC Bayern ließen sie eine 1:3-Heimpleite gegen Mainz folgen, die 3:0-Gala gegen RB Leipzig konterkarierten sie mit einem leblosen Auftritt in Düsseldorf (0:2).

Im Fokus: Für Freiburger Verhältnisse stolze fünf Millionen Euro hatte man im vergangenen Sommer an den Hamburger SV überwiesen, um sich die Dienste von Luca Waldschmidt zu sichern. Zweifellos eine sinnvolle Investition: Das 22-jährige Sturmtalent kommt immer besser in Fahrt, erzielte bereits fünf Tore und hat sich auch in der deutschen "U21"-Auswahl etabliert.

Die Bilanz: Fast ausgeglichen: Von insgesamt 28 Duellen entschied der Club zwölf für sich, elfmal gewann Freiburg, fünfmal hieß es Unentschieden. Auch das Torverhältnis (43:39) spricht knapp für die Franken. Betrachtet man nur die Bundesliga-Bilanz, ergibt sich allerdings ein anderes, ziemlich düsteres Bild: Zehn Freiburger Erfolgen stehen nur drei Club-Siege gegenüber (fünf Remis). Besonders schlecht in Erinnerung ist die 1:2-Niederlage, die am 29. Mai 1999 den traumatischen Last-Minute-Abstieg besiegelte. Das letzte Aufeinandertreffen gewann der Club in der 2. Liga vor fast genau zwei Jahren mit 2:1, der letzte Bundesliga-Heimsieg datiert vom 17. Oktober 2008 (2:0).

Man kennt sich: Schweren Herzens hatte Mike Frantz den Club 2014 nach sechs emotionalen Jahren verlassen, in 125 Spielen war der Saarländer dank seiner vorbildlichen Berufsauffassung und hohen Identifikation mit dem Verein zu einem Publikumsliebling geworden. In Freiburg wählten die Mitspieler den 32-jährigen Allrounder vor dieser Saison nun sogar zum neuen Kapitän. So viel Renommee konnte sich Patrick Kammerbauer noch nicht erwerben: Nürnbergs Eigengewächs schloss sich in der vergangenen Winterpause dem Sportclub an, musste aber bis zum 25. November auf sein Bundesligadebüt warten: Beim 1:1 gegen Bremen wurde der 21- Jährige eine Minute vor Schluss eingewechselt. Das hätte "Kammer" beim Club vielleicht auch haben können.

Und sonst so? "Salopp gesprochen verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann." Mit dieser erstaunlich offenherzigen Aussage zum Bildungsniveau deutscher Profifußballer hatte es Nils Petersen bei der Wahl zum "Fußballspruch des Jahres" immerhin bis ins Finale geschafft. Beruhigend, dass Freiburg zumindest die intelligentesten Fans der Liga hinter sich weiß: Laut einer Studie des Karriereportals Xing haben 73,4 Prozent seiner User, die mit dem SC sympathisieren, einen Hochschulabschluss. 

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