Derby is Love #2: Oma Christel und die Ronhof-Premiere

20.11.2019, 20:40 Uhr
Derby is Love #2: Oma Christel und die Ronhof-Premiere

© Foto: Stefan Hippel; Montage: Bronislav Hava

Dass Oma Christel in Fürth landete, war eine Laune der Nachkriegszeit. Die raren Gelegenheiten für Opa Alfred, seinen Beruf auszuüben, gaben den Wohnort vor. In einem Dorf in Siebenbürgen aufgewachsen, zog Oma Christel innerhalb weniger Jahre von Rumänien nach Hanau, von Hanau nach Coburg und von dort schließlich nach Fürth. Es waren komplizierte Zeiten.

Ein Softball und spannende Schreie   

Kompliziert ging es auch in Fürth weiter, immerhin blieb die Stadt fortan eine Konstante in ihrem Leben, obwohl es beide Töchter relativ bald in die Nachbarstadt zog. Die Erinnerungen des Enkels: Wenn Oma Christel in Nürnberg war, spielte sie im Keller des Reihenhauses mit Fußball, ein kleiner Softball und eine Wand, die als Tor diente, genügten damals, um den großen Sport zu simulieren.

Oma Christel besuchten wir wiederum am ersten Weihnachtsfeiertag, wenn es Gans und Semmelklöße gab, natürlich an ihrem Geburtstag und immer wieder im Sommer, wenn man draußen Minigolf spielen konnte. Eine weitere Erinnerung an die Wohnung in der Schulstraße: die Schreie, die am Wochenende manchmal durch den Wohnblock halten. Und neugierig machten.

Unkraut, Männer, Aufregung  

Weil der Nervenkitzel beim Minigolf irgendwann nicht mehr genug war, wollte der Enkel irgendwann wissen, woher diese Schreie kamen und was sie zu bedeuten hatten. Der Vater nutzte die günstige Gelegenheit, um den Besuch bei der Schwiegermutter zu verkürzen, und zeigte dem Sohn eine bis dahin unbekannte Welt. Auf den steinigen Rängen blühte noch das Unkraut und kein Kleeblatt, außer der einzig überdachten Tribüne war das Stadion eher so mittelprächtig gefüllt, die Menschen um uns herum - es waren fast ausschließlich Männer - rauchten, tranken Bier und unterhielten sich, das Fußballspiel auf dem Rasen schien sie nicht sonderlich zu interessieren, wenn sie dann doch mal hinschauten, schimpften sie meistens. Über den Schiedsrichter, über die Fans der anderen Mannschaft, vor allem über die eigenen Spieler. Es erinnerte mich an die Schreie, die ich bislang nur aus der Ferne gehört hatte. Es war alles so aufregend. 

Auf jeden Fall ein Derby

Wer damals der Gegner war, lässt sich heute, rund 30 Jahre später, nicht mehr rekonstruieren. Es handelte sich um ein Derby, aber Ende der 1980er Jahre oder Anfang der 90er war für die SpVgg Fürth ja fast jede Partie ein Derby - in der Landesliga Bayern und der Amateur-Oberliga. Die Stimmung bei diesem ersten Besuch in einem Fußballstadion war nicht übermäßig euphorisch und trotzdem so beeindruckend, dass man sein Herz daran verlieren konnte. (Auch wenn man es dann letztendlich dem Verein auf der anderen Seite der Stadtgrenze schenkte.) Das Leben ist zuweilen kompliziert, Fußball eigentlich nicht, denn: Derby is love. 

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