Deutschland scheitert im Viertelfinale der Eishockey-WM

23.5.2019, 22:53 Uhr
Markus Eisenschmid und seine Teamkollegen unterlagen Tschechien im WM-Viertelfinale mit 1:5.

© Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa Markus Eisenschmid und seine Teamkollegen unterlagen Tschechien im WM-Viertelfinale mit 1:5.

Vier Zehntel einer Sekunde hatten zur Sensation gefehlt. Vier Zehntel einer Sekunde waren noch übrig von 60 Minuten regulärer Spielzeit in Kosice, als der Puck die Torlinie überquerte. Der Favorit rettete sich in die Verlängerung, die er dann schnell für sich entschied. Der Schweizer Mannschaft blieb nach dem 2:3 die Erkenntnis, dass sie mithalten kann mit der Auswahl einer Eishockey-Nation wie Kanada und damit auch mit jedem anderen Land. In Bratislava führte derweil die USA vor, dass die Rote Maschine ins Stottern zu bringen ist. Trotzdem setzte sich Russland durch, 4:3. Die beiden ersten Viertelfinalspiele zeigten ein weiteres Mal, wie eng es in der Weltspitze zugeht. Am Abend bewies dann auch Deutschland, dass es inzwischen zu dieser Weltspitze zu zählen ist.

Für den ersten Einzug in ein WM-Halbfinale seit dem Turnier in Köln 2010 reichte es trotzdem nicht. Beim 1:5 (0:0, 1:1, 0:4) gegen Tschechien fehlte es der jungen deutschen Mannschaft in den wenigen entscheidenden Szenen allein an Ruhe und Erfahrung. Der Treffer des Münchners Frank Mauer war zu wenig, um ein starkes Turnier zu veredeln.

Das Spiel begann mit einem harten Check gegen Moritz Seider, der trotz einer Gehirnerschütterung nur acht Tage aussetzen musste. Seider konnte auch diesmal weiterspielen, verlor aber den Puck. Zwei Pässe später brannte es erstmals vor Philipp Grubauer. Der Torhüter der Colorado Avalanche spielte die Hauptrolle in der Anfangsphase – und er schien zunächst der einzige Deutsche zu sein, der dem Tempo der Tschechen folgen konnte. Es ist aber eine Stärke dieser Mannschaft und ihres neuen Trainers Toni Söderholm, sich dem Gegner während des Spiels anzupassen, taktisch zu reifen. Nach zehn Minuten hatte Deutschland den tschechischen Aufbau verstanden und die Gastgeber in der slowakischen Hauptstadt ausgebremst.

Hochkonzentrierte Deutsche hielten dagegen

2012 hatte Tschechien zuletzt eine WM-Medaille geholt. Zuletzt gab es zwei siebte Plätze in Folge und einen Trainerwechsel. Die Sehnsucht eines ganzen Landes entlud sich in der Lautstärke im Zimný štadión Ondreja Nepelu. Die Fans aber mussten mitansehen, wie schwer sich ihre Mannschaft gegen diese hochkonzentrierten Deutschen taten – trotz der zehn NHL-Profis im Aufgebot – und wie gefährlich es immer wieder für ihren Torhüter wurde. In der 13. Minute tauchte plötzlich Leon Draisaitl alleine vor Patrik Bartosak auf, in der 22. Minute war es Frank Mauer, vier Minuten später Yasin Ehliz. Bartosak, der unbekannteste Profi, wurde zum wichtigsten.

Einen Fehler aber durfte sich Deutschland trotzdem nicht leisten. Einen Fehlpass an der tschechischen blauen Linie aber leistete sich Draisaitl, die deutsche Abwehr ließ eine zu große Lücke. Jan Kovar hatte viel Zeit, seinen Abschluss vorzubereiten – 0:1 (33.). Die deutsche Mannschaft hat aber noch eine Stärke: den Torerfolg zum richtigen Zeitpunkt.

Geduld fehlte

Der erneut beeindruckende Seider hatte den Puck in die Ecke gearbeitet, Bartosak verlor den Puck, Frederik Tiffels spielte Mauer frei – 1:1 (37.). Mit dem Ausgleich begann die Zeit der Ausnahmespieler: Einen der wenigen Konter vollendete Jakub Voracek, der rotbärtige Stürmer-Star aus Kladno, im zweiten Versuch (45.). Danach versuchte Draisaitl auf der anderen Seite immer wieder, die Partie alleine durch seinen Willen, sein Talent und seine Wucht auszugleichen. Das reichte, um zwei, teilweise drei Tschechen niederzuringen, aber nicht zu seinem sechsten Turniertreffer und auch nicht zu einer entscheidenden Vorlage. Ehliz vergab die beste deutsche Chance im Schlussdrittel nach einem Pass von Draisaitl.

Es fehlte dieser jungen Mannschaft an der nötigen Geduld. Nicht nur Draisaitl reagierte übermotiviert. Seider tauchte tief ins tschechische Drittel ein, verlor den Puck und fehlte in der Verteidigung, um Dominik Kubalik am Schlagschuss aus vollem Lauf zu hindern – 1:3 (52.). Auf Vorlage der Bande erhöhte Ondrej Palat kurz danach um ein weiteres Tor. Den Endstand stellte Kovar her, ins leere Tor (60.). Deutschland hat in der Slowakei beeindruckt. Für die absolute Weltspitze aber hat es nicht gereicht. Noch nicht.

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