Die Causa Knauer: Ein Versagen auf vielen Club-Ebenen

2.5.2021, 18:50 Uhr
Sperrzone: Beim Club soll auch in Zukunft kein Platz für Rassismus sein.

© Sportfoto Zink / OGo Sperrzone: Beim Club soll auch in Zukunft kein Platz für Rassismus sein.

Auf den ersten Blick wirkt Maximilian Knauer sicher nicht wie einer, dem man solches Gedankengut zutrauen würde. Ob der 32-Jährige wirklich ein Rassist ist, können wohl nur diejenigen beurteilen, die ihn persönlich gut kennen.

Keine Cancel Culture

Fakt ist aber, dass Knauer in München das eindeutig rassistisch motivierte Treiben seines Chefs nicht nur jahrelang stillschweigend toleriert, sondern in einer WhatsApp-Gruppe auch noch mit zustimmenden Emojis befeuert hat. Im besten Fall war das nur ein devotes, anbiederndes oder feiges Verhalten gegenüber einem strengen Vorgesetzten, vielleicht auch im Dienste der eigenen Karriereplanung - allein damit hätte sich Knauer aber charakterlich als Trainer von Jugendlichen, denen ja auch Werte vermittelt werden sollen, disqualifiziert. Das hat übrigens nichts mit einem Berufsverbot oder Cancel Culture zu tun, es gibt im Fußball ja durchaus noch andere Betätigungsfelder.

Und natürlich hat jeder Mensch eine zweite Chance verdient, diese muss er dann aber auch überzeugend ergreifen. Knauers Versuch, seine Verfehlungen zu bagatellisieren und als "naiv und unachtsam" abzutun, lassen aber kaum Einsicht erkennen. Vielleicht hätte die "Resozialisierung" in Franken sogar gelingen können, hätte man die brisante Personalie von Beginn an transparent, offen und ehrlich kommuniziert.

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Stattdessen zu hoffen, Knauers Schattenseite würde schon irgendwie nicht ans Licht kommen, ist an Naivität und Dilettantismus kaum zu überbieten und dokumentiert ein strategisches Versagen auf vielen Ebenen. Wer jede noch so belanglose Phrase seiner Profis wie Reden zur Lage der Nation behandelt und stets partout die Deutungshoheit behalten will, darf sich ein solches Kommunikationsdesaster nicht leisten.

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Nur Schadensbegrenzung

Die Entscheidung, nach den massiven Protesten vieler empörter Fans und Mitglieder auf den "hochqualifizierten Trainer" zu verzichten, war die einzige logische Konsequenz, aber nur noch Schadensbegrenzung. Das Image des Vereins, dem einige Ultras erst im vergangenen Jahr mit einem Gedenkbanner für einen verstorbenen Neonazi hässliche braune Flecken zugefügt hatten, hat wieder einmal gehörig gelitten. "Respekt und Offenheit sind für uns mehr als nur eine Worthülse", heißt es im offiziellen Statement. Daran sollten sie sich auch messen lassen. Und zwar am besten "#allezamm".

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