Diego ist tot: Die Fußball-Ikone Maradona im Portrait

25.11.2020, 19:39 Uhr
Die Welt weint um einen der größten Fußballer aller Zeiten: Diego Maradona.

© 00011034_000001 via www.imago-images.de Die Welt weint um einen der größten Fußballer aller Zeiten: Diego Maradona.

Sie haben ihn umgebracht, auf den Partys der Camorra, mit Kokain, immer, wenn ein Funktionär, ein Krimineller oder ein krimineller Funktionär etwas von der Liebe abhaben wollte, die ihm entgegenschlug. Es waren nicht die Grätschen in der Serie A, in den 80er Jahren viel mehr Überlebenstraining als Fußballliga, die Ellbogen, Fäuste, die brutalen Fouls, mit denen sie ihn aufzuhalten versucht hatten, sie haben ihn nicht gestoppt, er hat sich geduckt, ist gesprungen, noch schneller gerannt. Es waren die Aufmerksamkeit, die Drogen, der Ruhm, die Diego langsam dahingerafft haben – irgendwann vor 30 Jahren schon.

"Mit Diego gehe ich bis ans Ende der Welt, mit Maradona keinen Schritt." Der Mann, der diesen Satz gesagt hat, kannte Diego Armando Maradona wie kein Zweiter. Nachdem ihn Andoni Goikoetxea, "der Schlächter von Bilbao", ins Krankenhaus getreten hatte, war es Fernando Signorini, der die Karriere des gerade einmal 24 Jahre jungen Argentiniers rettete. Später war es der Konditionstrainer, der dafür sorgte, dass der weltbeste Fußballer die Drogen und den Alkohol immer wieder rausschwitzte, dass er rechtzeitig fit wurde, um im WM-Viertelfinale 1986 gegen England die Hand Gottes, 1987 den SSC Neapel zum ersten Meistertitel und 1990 die Albiceleste ins WM-Finale gegen Deutschland zu führen.

Und er war es, der vor allen anderen erkannt hatte, dass es diese Ausnahmeerscheinung zweimal gab: Diego, den freundlichen Jungen aus Villa Fiorito am Rande von Buenos Aires, El Pibe de Oro, den Goldjungen, der mit seinen dicken Oberschenkeln in viel zu kurzen und engen Hosen mit seinen Dribblings die Welt verzaubert und mit seinem Spiel den Fußball verändert hat. Und Maradona, die Kunstfigur in Pelzmantel, den Entertainer, zu laut, später zu dick, immer auf der Suche nach falscher Liebe, nach Schulterklopfen und echter Anerkennung.

"Ho visto Maradona?"

Es ist ein Wunder, dass Maradonas Körper Diego so lange überlebt hat. Die Karikatur, zu der Maradona über die Jahre als Politiker, als Nationaltrainer, als Maskottchen geworden ist, wurde schon oft für tot erklärt. Immer wieder bangte die Welt um einen ihrer Größten. Und immer wieder atmete sie erleichtert auf, wenn er das Krankenhaus wieder verlassen hat, grinsend, feixend, sich selbst feiernd. Am 11. November noch schien er eine weitere Operation überstanden zu haben. Hirnblutung, kein Problem für einen Menschen, der schon immer zwischen Himmel und Hölle lebt. An diesem 25. November aber weint die Welt wirklich um Diego Armando Maradona, den nur diejenigen nicht für den größten Fußballer halten, die ihn nicht mehr haben spielen sehen. "Ho visto Maradona?", haben sie damals im Stadio San Paolo gesungen. Am Tag seines Todes singen es Fußballfans auf der ganzen Welt – mit Tränen in den Augen. Hast du Maradona gesehen?

"Ihr wisst ja nicht, was ihr verpasst habt." Nach dem Meistertitel 1987 hatten sie diesen Gruß an die Toten an die Mauern des städtischen Friedhofs gesprayt. Sie wussten ja nicht, was noch kommen würde. Fernando Signorini ahnte es zumindest. "Er lebt jeden Moment", sagte Diegos Fitnesstrainer. "Wenn Diego einmal nicht mehr da ist, wird er noch mehr geliebt werden."

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