Diese Aktivitäten bieten Sportvereine im zweiten Lockdown

7.11.2020, 18:20 Uhr
Diese Aktivitäten bieten Sportvereine im zweiten Lockdown

© Foto: SV Postbauer

Nach monatelanger Vorbereitung war es eine herbe Enttäuschung, als der SV Postbauer die als großes Begegnungsfest angelegte Eröffnung seiner neuen Fitness-Halle im Mai absagen musste. Auch wenn sie die damalige Erfahrung nicht sofort als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, wie die zweite Vorsitzende Christiane Böhme-Wilk verrät, so stellte sich die Gymnastik-Abteilung nun umso schneller der Situation im zweiten Lockdown.

Die im Frühjahr frisch installierten Kurse wie Yoga, Smovey oder High Intensity Interval Training wurden in den digitalen Raum verlegt. Das heißt, das von Übungsleitern vor Ort in der SVP-Halle vorgeführte Programm wird per Video im Internet übertragen und kann in sicherer Umgebung absolviert werden.


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Die Teilnahme erfolge "auf freiwilliger Spendenbasis" und stehe auch "für Nicht-Mitglieder offen", erklärt Böhme-Wilk. Dass der Verein die Vergütung seiner Honorarkräfte hauptsächlich aus eigener Kraft stemmt, sieht die Funktionärin als sinnvolle Investition, um in schwierigen Zeiten Kontakt zur eigenen Basis zu halten und "sichtbar zu bleiben".

Radeln im Trockenen

Zum Vorreiter im Klub avancierte Rad-Experte Manfred Büttner. Die Bedenken mancher älteren Interessenten nahm er zum Anlass, seine für den Herbst als Präsenz-Veranstaltung geplanten Spinning-Einheiten – dank der technischen Kenntnisse eines Vereinsfreundes – über das Kommunikations-Netzwerk Skype abzuhalten. "Wir fahren nach Puls, da kommt der 70-Jährige genauso auf seine Kosten wie der 20-Jährige", berichtet Büttner von seinen Eindrücken aus den ersten Stunden mit insgesamt knapp 35 Köpfen.

Während Mitglieder teils Vereinsgeräte zur Verfügung gestellt bekommen, sind die mehrheitlich externen Gäste meistens erfahrene Wettkämpfer und selbst ausgerüstet. Vom Trio des Ausdauer-Teams Klinikum Nürnberg bis zur Pfarrerin aus Frankfurt, für die interaktive Motivationshilfe beim Trockentraining zahlen sie ihren Obolus gerne.

Denn reguläre Ausfahrten sind momentan maximal im Zweier-Gespann erlaubt. Beschränkt sich Manfred Büttner, der sich gleichzeitig beim Neumarkter Triathlonverein Twin engagiert, bei der Einzelbetreuung auf den talentierten Mountainbike-Kaderathleten Niklas Pfeiffer aus Ezelsdorf, hält er seine Jugendgruppe mit Video-Aufgaben zum Nachmachen auf Trab.

Ballsport im Garagenhof

Gleiches haben auch die Fibalon Baskets Neumarkt für ihre knapp 100 Jugendlichen im Sinn, in dem sie auf eine gemeinsame Initiative des bayerischen Verbandes sowie verschiedener Spitzenklubs zurückgreifen. Das just am 4. November gestartete Projekt "Bayern bleibt am Ball", durch die Zugehörigkeit zum Kooperationsbündnis Tornados Franken und der Oberpfälzer Vereine quasi direkt aus Neumarkt mitfinanziert, bietet Nachwuchskräften ab der U 10 pro Woche bis zu sechs kostenlose Online-Trainingsstunden unter professioneller Anleitung über die Plattform "Zoom" an, die in Echtzeit im Garagenhof oder auf einer einsamen Spielplatz-Anlage absolviert werden können.

"Unsere Jungs und Mädchen wurden von ihren Coaches informiert", freut sich Vorstandsmitglied Maximilian Richter über einen spannenden Lückenfüller. Neben dem Fokus auf Koordination und Technik sorgen sogenannte Challenges für Nervenkitzel. Die Aufgabe für den gestrigen Freitag lautete, den Ball 30 Sekunden oder länger auf einem Finger kreisen zu lassen und davon ein Video einzuschicken. Zur Belohnung schaltete sich der deutsche NBA-Profi Maximilian Kleber zu.

Die erwachsenen Aushängeschilder hingegen sind zunächst sich selbst überlassen. Viel mehr Anklang als die Verabredungen zum Fitness vor dem Bildschirm fanden im Frühsommer die sporadischen Zusammenkünfte auf dem asphaltierten Basketball-Platz des Hauptsponsors. "Wenn das Wetter mitspielt und die Beschränkung der Personenzahl angehoben wird, könnten wir das wiederholen. Aber viel lieber würden wir im Dezember nochmal zum Training in die Halle", konstatiert Maximilian Richter.

Berührungsängste mit neuen Medien hat der Neumarkter Turn-, Tanz- und Zirkusverein artico derweil längst abgelegt. Über Nacht verwandelten die Verantwortlichen um Heidi und Alexander Radeck die Heimstätte bereits Mitte März in ein improvisiertes Filmstudio, von dem aus ein Youtube-Kanal und bald der eigene Videostream-Auftritt mit den Trainingsinhalten sämtlicher Kurse bespielt wurde.

Artistik aus dem Studio

Die vom Bayerischen Landessportverband mit dem Titel "Sportliche Helden in der Krise" ausgezeichnete Aktion, die zwischen 150 und 200 Teilnehmer pro Tag erreichte, "hat den Zusammenhalt gestärkt", sagt Alexander Radeck. Darum sollen die Mitglieder eine Teil-Rückzahlung ihrer Gebühren erhalten, falls die beim Freistaat Bayern beantragte finanzielle Unterstützung genehmigt wird.

Immerhin aus eigener Kraft steigerte der Verein in den vergangenen Monaten seine Bekanntheit, konnte daraufhin sogar Neuzugänge begrüßen, die sich ausdrücklich auf das digitale Angebot beriefen. Selbstredend ist artico TV seit Anfang November wieder auf Sendung. Allerdings zollt man dem geleisteten Anfangsaufwand Tribut und produziert – bei einer geschätzten Laufzeit bis Weihnachten – keine neuen Aufnahmen mehr.

Ausgenommen sind die Tanz-Einheiten, die auf "Zoom" stattfinden. Denn hier hätten die Erkenntnisse des Frühjahrs laut Radeck gezeigt, dass eine direkte Hilfestellung notwendig sei. Kinder und Jugendliche, deren Konzentrationsfähigkeit bei Live-Übungen mitunter überstrapaziert wurde, sollen wiederum mit einem Zusatz-Wettbewerb angesprochen werden.

Bis Ende November gilt es, bei der gleichnamigen Challenge 1000 Wiederholungen einer beliebigen Übung wie Liegestütze, Spagat, Salto oder Handstand zu schaffen und dies mit einem Foto zu dokumentieren. Wer durchhält, bekommt ein schickes T-Shirt und darf sich selbst auf die Schulter klopfen.

www.svpostbauer.de, www.basketballverband-bayern.de, www.artico.de

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