Diese Nürnberger wollen zu Olympia in Tokio

17.1.2020, 21:23 Uhr
Die fünf vom goldenen Ring geladenen Sportler traten sportlich in ihren Trainingsjacken auf. Von links: Simon Henseleit, Nadja Pries, Taliso Engel, Alema Hadzic und Thomas Steiger.

© Roland Fengler Die fünf vom goldenen Ring geladenen Sportler traten sportlich in ihren Trainingsjacken auf. Von links: Simon Henseleit, Nadja Pries, Taliso Engel, Alema Hadzic und Thomas Steiger.

Max Müller hat es schon erlebt. Christopher Wesley auch. Und Nadja Pries kann es am eindrücklichsten schildern. Wie es ist, wenn dieses Monster über einen hereinbricht, das Monster Olympia. Krass sei diese Erfahrung gewesen, "zu krass", wie sich die BMX-Fahrerin Pries erinnert, als sie noch einmal nach ihrer Teilnahme in Rio de Janeiro 2016 gefragt wird, "wie eine Flutwelle, die mich irgendwo hingeschwemmt hat". Die vielen Fans, die Stars im Olympischen Dorf, die Aufmerksamkeit der Medien – aufwühlend, unkontrollierbar und zuweilen überfordernd. Pries scheiterte im Halbfinale.

Zusammen mit vier weiteren Athleten ist sie an diesem Freitagnachmittag den Fanshop des 1. FC Nürnberg gekommen, um über ihre Aussichten auf Tokio zu sprechen. Insgesamt gibt es in der Stadt zwölf Sportlerinnen und Sportler, die sich Hoffnungen über eine Teilnahme an den Olympischen und Paralympischen Spielen im Sommer machen dürfen, wahrscheinlich werden es deutlich weniger schaffen und sehr wahrscheinlich werden noch weniger eine Medaille mit nach Hause bringen. Auch Pries muss in den kommenden Monaten noch um ihr Ticket kämpfen.

Ins "Clubhaus" hat der Goldene Ring geladen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Spitzensport in Nürnberg zu unterstützen, in letzter Zeit auch immer häufiger im Austausch mit den berühmtesten Sportlern der Stadt. „Damit Nürnberger Olympia-Träume wahrwerden“ – der Slogan ist seit der Gründung 2015 unverändert. Insgesamt 15 Medaillen haben die geförderten Athleten seitdem vor allem bei Welt- und Europameisterschaften gesammelt, die bislang einzige olympische brachte Hockeyspieler Wesley aus Rio mit.

Dieses Jahr, das betont Benny Jung von der Sparkasse und 2. Vorstand beim Goldenen Ring, dürfte es gerne etwas mehr Edelmetall sein, Müller, 1. Vorstand, und selbst zweifacher Hockey-Olympiasieger, glaubt, dass "die Medaillenaussichten diesmal etwas besser sind". Wesley wird in Tokio nicht mehr dabei sein, seinen Nachfolgern kann er die Erfahrung, es bis zum größten Sportereignis der Welt zu schaffen, nachhaltig ans Herz legen. "Es war wie in einem Rausch", sagt er am Freitag, alle gut gemeinten Ratschläge im Vorfeld von Mitspielern, sich auf die Welle vorzubereiten, hätten nichts genützt.

Medaillen-Hoffnungsträger aus Nürnberg

Während Pries bereits am Wochenende nach Australien fliegt, um nach schweren Verletzungen 2019 in der Weltrangliste wieder nach oben zu klettern, stehen die Chancen für Schwimmer Taliso Engel und Goalballer Thomas Steiger schon sehr gut. Die beiden sehbeinträchtigen Sportler stehen im deutschen Paralympics-Kader, Engel als amtierender Weltmeister über 100 Meter Brust, Steiger als Europameister. Oder Matthias Schindler, Vizeweltmeister im Paracycling. Lediglich Verletzungen könnten sie wohl noch ausbremsen.

Andere müssen genau darauf hoffen, auch wenn sie das natürlich so nie formulieren würden: darauf, dass sich jemand, der aktuell besser platziert ist, noch verletzt, dass sie sich bei den nächsten Turnieren in der Rangliste noch nach oben kämpfen oder die Bundestrainer bei ihnen das größte Potenzial sehen.Tahir Gülec (Taekwondo) zum Beispiel, Marie Retzer (Boxen), Patrick Schneider (Leichtathletik), Hasim Celik (Para-Taekwondo), Florian Hartig (Para-Tischtennis) oder Simon Henseleit (Triathlon), Alema Hadzic (Taekwondo) und Roland Schwarz (Ringen), die drei neuesten Mitglieder des Goldenen Rings. Für manche kommt Rio sicher zu früh, die 400 Euro, die sie im Monat dank lokaler Sponsoren bekommen, könnten aber ein Anschub sein, es nach Paris 2024 zu schaffen.

Max Müller, der ein Experte darin war, mit Übergepäck von den Olympischen Spielen zurückzukommen, rät denen, die es nach Japan schaffen, folgendes: "Man fährt nicht als Tourist hin. Wer 300 Fotos mit nach Hause bringt, hat ein schönes Album, aber wahrscheinlich keine Medaille um den Hals."

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