DJK Erlangen: Mit der Kraft christlicher Werte

5.4.2021, 06:02 Uhr
DJK Erlangen: Mit der Kraft christlicher Werte

© Harald Hofmann, NN

Matthias Distler geht es wie vielen Menschen, in deren Leben der Glaube noch eine Rolle spielt, aber vielleicht nicht mehr die größte. In die Kirche geht er, wie jetzt an Ostern, vor allem an den Feiertagen. "Damit bin ich aber noch einer der Aktiveren", sagt der Vorsitzende der DJK Erlangen.

Das kommt vielleicht nicht von ungefähr: Neben seinem Amt im Verein ist er Diözesanvorsitzender des DJK-Verbandes im Erzbistum Bamberg. Es ist ein sportliches Amt, kein kirchliches. "Vergleichbar ist es mit einem Bezirksvorsitzenden anderer Sportverbände", erklärt Distler. Denn die DJK, das steht für Deutsche Jugendkraft, ist in ihren Wurzeln ein christlicher, ein katholischer Verein.

DJK-Verband wurde 1920 gegründet

Der Verband der DJK-Vereine wurde 1920 gegründet. Dass sich Katholiken Anfang des 20. Jahrhunderts in eigenen Vereinen sammeln, ist nichts Ungewöhnliches. Neben konfessionellen Sportvereinen wie etwa aus dem jüdischen Makkabi-Verband, gibt es auch solche, die sich an gesellschaftliche Klassen richten, an Bürgerliche oder an Arbeiter.

Die Ideale des katholischen Sports gehen zumindest in eine ähnliche Richtung wie die der Arbeiter-Sportverbände. Dort waren etwa im Fußball Wettbewerbe und auch Fouls anfangs ganz verpönt. Man wollte sich durch Fairness vom bürgerlichen Sport abgrenzen.

Auch im DJK-Verband, der in der Weimarer Republik einen eigenen Spielbetrieb in Konkurrenz zum DFB organisiert, sollen Erfolge nicht alles sein: Neben Punkten für Siege und Unentschieden, gibt es auch einen "Gutpunkt", der faires Verhalten der Mannschaften belohnt.

Große Kulisse in Dortmund

Vor einem Spiel besuchen die Teams seinerzeit oft gemeinsam einen Gottesdienst. Die DJK-Vereine spielen auch eine eigene deutsche Meisterschaft aus. Wie bedeutend die damals ist, zeigt die Zahl der Zuschauer beim Finale 1932, das die DJK Sparta Nürnberg im Dortmunder "Rote Erde"-Stadion gewinnt: es kommen 35.000 Menschen.

Und welche Rolle spielt der Glaube heute noch, wo die Kirche an Einfluss verloren hat? Im Alltag auf dem Fußballplatz oder in der Handballhalle merkt man bei der DJK Erlangen vom christlichen Einfluss zunächst nicht viel. Gemeinsame Gottesdienste vor Spielen gibt es nicht mehr. Auch spielen bei DJK-Vereinen schon seit 1970 nicht mehr nur Katholiken, sondern Menschen aller Glaubensrichtungen und Weltanschauungen.

Unterschiede zwischen Stadt und Land

Es gebe, sagt Distler, Unterschiede zwischen Stadt und Land. In Erlangen als Studenten- und Siemensstadt sei auch bei der DJK die Fluktuation recht hoch. "In der Stadt kommen die Leute vor allem für den Sportbetrieb in den Verein. Wenn sie nicht mehr aktiv sind, gehen sie", sagt Distler. Auf dem Land sei das teilweise noch anders. "Auf dem Dorf bildet der DJK-Verein zusammen mit Kirche und Gaststätte oft noch das gesellschaftliche Zentrum", sagt Distler.

Im Bamberger Bistum sind 48 DJK-Vereine mit 11.000 Mitgliedern organisiert. Auch wenn der christliche Glauben in den vergangenen Jahrzehnten im Vereinsleben in den Hintergrund gerückt ist, prägt er sie in einer Beziehung doch: "Wir versuchen, uns an christlichen Werten zu orientieren", sagt Distler. Was das heißt? "Wichtig ist der Mensch, nicht der Sieg. Er steht im Mittelpunkt."

Zu fokussiert auf Leistung

"Sport um der Menschen Willen" ist das Motto des DJK-Verbandes. "Wir versuchen, das zu leben", sagt Distler. Aber das ist nicht immer einfach. Nicht jeder Trainer rückt gerne von der Idee ab, dass Siege das Wichtigste sind. Es gab schon Übungsleiter, von denen sich die DJK getrennt hat, weil sie zu fokussiert auf Leistung waren. "Und die den zwölften oder 13. Mann in der Mannschaft vergessen haben", sagt Distler.

Ein wirklicher Vorteil gegenüber anderen Vereinen sei die Haltung nicht. Menschen, die gerne ohne Leistungsdruck Sport treiben wollen, kämen jedenfalls nicht vermehrt zur DJK. "Die meisten Mitglieder kommen aus sportlichen Gründen, auch die Lage im Regnitzgrund spielt eine Rolle", sagt Distler. Das Einzugsgebiet Alterlangen teilt sich die DJK mit TV und BSC. "So wie früher, dass die Arbeiter zum BSC und die Katholiken zur DJK gehen, ist es nicht mehr."

Und auch wenn nur noch die grundsätzlichen christlichen Werte im Vereinsleben eine Rolle spielen, Spuren des Glaubens lassen sich rund um die DJK noch einige finden. So sitzt mit Pater Richard Winter etwa ein geistlicher Beirat im Vorstand. "Er hält Gottesdienste bei der Kirchweih und der Weihnachtsfeier, spricht geistliche Worte bei den Versammlungen", sagt Distler. Einmal im Jahr organisiert der DJK-Verband auch eine Wallfahrt auf den Kreuzberg bei Hallerndorf. Gemeinsam laufen 400 bis 600 Mitglieder nach oben und feiern Gottesdienst.

Wichtiger als der erste Vorsitzende

Distler kommt väterlicherseits aus einer katholischen Familie. Er ist in die DJK hineingewachsen, sein Großvater war Gründungsmitglied, sein Vater saß im Vorstand. "Damals waren die Pfarrer noch wichtiger als der erste Vorsitzende", erklärt er.

Es waren die Nationalsozialisten, die den DJK-Verband 1935 verboten. Nach dem Krieg dauerte es, bis die DJK wieder Sport treiben durfte. "Die Amerikaner hatten Bedenken, weil sie den DJK-Verband nicht richtig einordnen konnten", sagt Distler. Manche Vereine begannen deshalb ohne den Verband und benannten sich um. In Erlangen entschied man anders. "Die Verbindung zur Kirche war sehr wichtig, damit wir unser Grundstück nach dem Krieg wiederbekommen haben", sagt Distler.

Auch wenn die DJK-Vereine längst Mitglied beim Deutschen Sportbund oder DFB sind: DJK-Bundesmeisterschaften gibt es noch. Man muss sich dafür qualifizieren, in den vergangenen Jahren gelang das der DJK Erlangen nicht. "Im Tennis sind wir zu sehr Breitensport, im Fußball gibt es zu viele und im Handball hatten wir zuletzt auch keinen Ehrgeiz."

Doch kommendes Jahr finden sie in Schwabach statt, Distler hofft, dass sich die Erlanger dazu motivieren können. Schließlich feiert die DJK Erlangen 2021 auch ihren 100. Geburtstag.

Die Werte sollen den Verein weiter prägen. Einer, der dafür sorge, sei etwa Gerhard Trapper, zweiter Vorsitzender und Fußball-Trainer bei den Kleinsten, erzählt Distler. "Wenn er zwölf Spieler hat, schaut er, dass alle ihre Einsatzzeiten bekommen." Bei den Kindern hinterlässt das bleibenden Eindruck. "Man hört auch Jahre später, dass sie sich daran erinnern", sagt Distler. Die Wurzeln der DJK-Philosophie, sie sind durchaus noch da.

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