Dolce vita für Julia Simic? Fränkische Fußballerin startet bei Milan durch

13.11.2020, 05:57 Uhr
Dolce vita für Julia Simic? Fränkische Fußballerin startet bei Milan durch

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Zur Europa-Bummlerin in Sachen Fußball ist Julia Simic im Laufe ihres Lebens geworden. Nach den Stationen Bayern München, Turbine Potsdam, VfL Wolfsburg und SC Freiburg spielte die 31-Jährige zwei Jahre lang in London bei West Ham United in der englischen Women’s Super League, ehe sie im Sommer dieses Jahres zum AC Mailand in die Serie A der Frauen wechselte.

"Doch dann kam das Angebot aus Mailand"

Das eigentlich fast schon beschlossene Karriereende hat die gebürtige Nürnbergerin und heute in Fürth beheimatete Profi-Fußballerin im Mai doch noch einmal verschoben. "Das passierte relativ spontan. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, einen Schlussstrich zu ziehen, weil ich zuletzt noch einmal ein bisschen Knieprobleme hatte. Doch dann kam im Mai aus dem Nichts das Angebot aus Mailand", erzählt die Ex-Nationalspielerin am Telefon.

Zwei Kreuzbandrisse hat Simic hinter sich, seit dem Frühjahr plagten sie Knieprobleme, "aber die Ärzte haben mir gesagt, ich könne weiterspielen, wenn ich eine vernünftige Reha mache". Die Problematik habe sie auch mit den Mailänder Verantwortlichen offen und ausführlich besprochen, nach "einem überaus gründlichen Medical Check" habe man sich auf einen Einjahresvertrag geeinigt.

"Das ist meine letzte Chance, noch mal Fußball zu spielen, etwas Neues zu erleben, und das Paket war ganz cool", nennt sie die Gründe für ihr Umdenken. Während Simic sich in der Reha quälte, um wieder fit zu werden, spielten ihre Teamkolleginnen recht erfolgreich, haben das bisher jahrelang dominante Duo Juventus Turin und AC Florenz gesprengt und belegen aktuell den zweiten Tabellenplatz. "Am letzten Sonntag war ich erstmals im Kader", berichtet die Offensivspielerin und hofft, demnächst auch wieder auf dem Feld ins Geschehen eingreifen zu können.

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Kollegiale Unterstützung

Fast ein wenig erstaunlich, mag man denken, da die Kommunikation innerhalb des Teams nicht nur für sie als einzige Deutsche eher schwierig sei. Der Trainer spreche so gut wie kein Englisch, ähnlich die meisten der italienischen Mitspielerinnen. Immerhin habe sie zwei Kolleginnen, mit denen sie in Freiburg beziehungsweise Potsdam zusammenspielte. Mit denen könne sie sich auf Deutsch unterhalten, und die würden auch notfalls dolmetschen.

Nach einem Vierteljahr in der Lombardei kann die deutsche Meisterin (2017 mit Wolfsburg) und dreifache DFB-Pokalsiegerin Vergleiche mit dem Frauenfußball in England und hierzulande anstellen. "Die Plätze hier sind meist Kunstrasenplätze, die Stadien ein bisschen älter und kleiner, alles nicht so modern." Und: Noch hinke Italien ein wenig hinterher, "aber der Frauenfußball ist auch hier im Kommen".

"Es ist alles sehr, sehr diszipliniert"

Überrascht sei sie dennoch gewesen: Sie habe die Italiener lockerer erwartet, dass sie vieles entspannter dem Klischee des "dolce vita" entsprechend angehen. "Es ist alles sehr, sehr diszipliniert, es wird Wert auf viel Training und harte Arbeit gelegt – wir trainieren hier bei Milan mehr und härter als in England."

In einer schwierigen Zeit wechselte die Fränkin Anfang August nach Italien. Zwar habe sich das Leben da normalisiert, und sie habe viele Ausflüge auch in die Umgebung von Mailand und ans Meer unternommen. Inzwischen seien aber angesichts der deutlich gestiegenen Zahl von Coronafällen die Maßnahmen wieder sehr strikt. "Ich verlasse meine Wohnung derzeit nur, um zum Training zu fahren und einzukaufen."

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