Dominanz ohne Effekt: Aue-Remis vergrößert die Club-Sorgen

24.5.2020, 09:53 Uhr
Obwohl der FCN den Veilchen in fast allen Punkten überlegen war, konnten die Nürnberger ihre Vorteile nicht nutzen.

© Sven Sonntag / Picture Point / Pool / Sportfoto Zink Obwohl der FCN den Veilchen in fast allen Punkten überlegen war, konnten die Nürnberger ihre Vorteile nicht nutzen.

Dass Erzgebirge Aue mit acht Zählern mehr auf dem Konto im oberen Tabellendrittel der 2. Bundesliga steht, während sich der Club mitten im Abstiegskampf befindet, war dem Spiel am Freitagabend nicht anzumerken. Dass die Veilchen sich bis zum 1:1-Remis in Nürnberg noch den letzten Platz der Auswärtstabelle mit Dynamo Dresden teilten, allerdings schon.

Die Gäste standen tief und in der ersten halben Stunde wurde nicht ein Schuss einem der beiden Tore gefährlich. Zur Halbzeit muss es eigentlich trotzdem 1:1 stehen, sowohl Hanno Behrens - nicht das einzige Mal an diesem Abend - als auch Aues Florian Krüger verpassten jeweils eine dicke Chance, ihre Teams in Führung zu bringen.


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Insgesamt versuchte es der Club 13 Mal, vor dem Kasten von Martin Männel erfolgreich zu sein. Am Ende waren es dann die Auer selbst in Form von Sören Gonther, die das 1:1 für den FCN erzielten. Auf das Tor Felix Dornebusch schossen die Gäste nur siebenmal.

Auch in beinahe allen anderen Belangen waren die Nürnberger den Veilchen überlegen und dominierten das Spiel mit 65 Prozent Ballbesitz. Nach dem Ergebnis zu urteilen, könnte man behaupten, dass sie daraus allerdings herzlich wenig gemacht hatten. So ganz gerecht würde man den Bemühungen des FCN damit aber nicht werden, die zwar nicht so ansehnlich Fußball spielten wie gegen St. Pauli, sich aber dennoch einige gute Chancen erarbeiteten.

Viel Aufwand, wenig Ertrag

Dass es mit dem Sieg wieder nichts wurde, lag nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit an der schlechten Chancenverwertung. Man könnte auch sagen: Ineffizienz. Behrens scheitert allein vor Männel, Hack köpft drüber, Behrens trifft das Lattenkreuz. Insgesamt viermal versuchte sich Robin Hack vor dem Tor der Auer, viermal ohne Erfolg. 11,21 Kilometer war der 21-Jährige unterwegs und damit der aktivste Cluberer und hinter Aues Philipp Riese einer der Laufstärksten auf dem Platz. Mit 55 Ballkontakten hatte er von den vier Offensivkräften am häufigsten das Leder am Fuß und hat eine Passquote von 75 Prozent aufzuweisen.

Diese Werte sind wohl symptomatisch für den Club: Viel Aufwand, wenig Ertrag. Jens Keller hat aber Geduld mit dem Youngster: "Hacki ist sehr bemüht. Er wird jetzt schon seine Tore noch machen."

Leicht hatte es die Offensive des FCN gegen die Veilchen aber alle nicht, vor allem Adam Zrelak ist im Sturmzentrum etwas verhungert. In 67 Minuten kam er auf nur 15 Ballkontakte und konnte keinen einzigen Torschuss verzeichnen. Auch Michael Frey, der für ihn eingewechselt wurde, erging es nicht viel besser: Bei acht Ballkontakten konnte er zumindest einmal auf den Kasten von Männel köpfen.


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Dagegen war es vor allem die Nürnberger Abwehrreihe, die das Spiel tragen musste und ein ums andere Mal die Seite wechselte und den Ball in den eigenen Reihen hielt. Alle drei Verteidiger, die die kompletten 90 Minuten auf dem Platz standen, waren um die 100 Mal am Ball, etwa doppelt so oft also wie die eigenen Offensivspieler. Auch die Passquoten von über 80 Prozent von Tim Handwerker, Konstantinos Mavropanos und Oliver Sorg zeigen, welche Art Spiel am Freitagabend im Max-Morlock-Stadion zu beobachten war.

Dadurch erscheint auch die 83-Prozent-Passquote des FCN sehr schmeichelhaft, zeigt aber dennoch erneut die Überlegenheit zu den den 69 Prozent der Veilchen, wobei die Nürnberger fast doppelt so viele Pässe spielten wie die Gäste.

Gegnerische Konter und Zweikämpfe

Weil der Club aber wie schon auf St. Pauli auch gegen Aue gehörige Probleme beim gegnerischen Umschaltspiel nach eigenen Ballverlusten hatte, bekam er auch von den Veilchen ein blaues Auge verpasst. Besonders über das Gegentor ärgerte sich Club-Coach Jens Keller: "Das darf einfach nicht passieren". Leicht zu verteidigen wäre es gewesen, wäre man vor der Flanke in den Zweikampf gegangen und in der Mitte mitgelaufen, findet der Trainer.

Dabei gingen die Cluberer in 54 Prozent der Zweikämpfe als Sieger hervor, in dieser Szene schien jedoch jeglicher Körperkontakt vermieden zu werden. Allein in der Laufleistung liegt Aue vorn. Die Veilchen waren 113,56 Kilometer unterwegs, die Nürnberger nur 109,73 Kilometer.

Der Club hat also wie bereits gegen St. Pauli viel investiert, schafft es aber nach wie vor nicht, sich für seinen Aufwand zu belohnen. Am Dienstag geht es dann bereits in der ersten englischen Woche nach der Corona-Pause - wohl ohne Lukas Mühl - nach Regensburg, an denen man mit einem Sieg dranbleiben könnte. Viel Zeit bleibt aber nicht, um in puncto Effizienz und Torabschluss noch nachzulegen.

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