Ehrliche Selbstkritik: Noch keine Euphorie beim Club

31.7.2017, 11:50 Uhr
Kevin Möhwald ging kaum einem Zweikampf aus dem Weg und setzte mit seinem Treffer zum 3:0 den spektakulären Schlusspunkt.

© Sportfoto Zink / DaMa Kevin Möhwald ging kaum einem Zweikampf aus dem Weg und setzte mit seinem Treffer zum 3:0 den spektakulären Schlusspunkt.

Besser hätte die Woche nicht laufen können. Hanno Behrens ging dieser Satz locker von den Lippen. Eigentlich stimmte er dem Journalisten nur zu, der ihm nach seiner Ernennung zum Kapitän des Clubs, der erfolgten Vertragsverlängerung und dem am Sonntag auch noch erzielten 1:0-Führungstreffer gegen den 1. FC Kaiserslautern das wohl erreichbare Optimum binnen sieben Wochentagen attestierte.

Für Behrens hätte es tatsächlich kaum besser laufen können. Sportlich fast zu gut war es in den Wochen zuvor schon für den Blondschopf gelaufen, als dass noch eine Steigerung zu erwarten gewesen wäre. Doch seinen sechs Vorbereitungstreffern ließ er nun zum Auftakt gleich einen Punktspieltreffer folgen: "Ich denke, dass es schon ein guter Lauf ist, aber ich spiele jetzt ja auch ein bisschen offensiver." Als verantwortungsbewusster Capitano ließ sich Behrens nicht dazu hinreißen, die bei den Fans absolut erwünschte Euphorie ("Sie trägt uns durch so ein Spiel") über Gebühr zu teilen: "Sie dürfen feiern. Hier kann schnell viel Euphorie entstehen. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben."

Auch Kevin Möhwald, der mit einem beherzten Fernschuss den spektakulären Schlusspunkt zum 3:0 gesetzt hatte, war um eine realistische Einstufung bemüht: "Wir haben sehr gut angefangen, hatten dann aber immer auch wieder Phasen, in denen wir zu passiv waren", analysierte der Offensivspieler. Nach einer extrem kräfteraubenden Partie – "das Wetter war ganz schön ekelhaft" – liegt der Fokus zunächst auf einer "ausgiebigen Regeneration und dann müssen wir an einigen Dingen noch feilen". Beispielsweise an den Konterchancen, deren erfolgversprechendes Ende immer einer schludrigen Ausführung zum Opfer fiel.

Weil es sich aber nach einem 3:0-Erfolg in den Trainingseinheiten viel leichter feilen lässt, schaut auch Michael Köllner ein wenig entspannter auf die Details. "Bis zur ersten Trinkpause war das schon sehr gut", sagte der Trainer, der sich bis zur 25. Minute in einem von ihm stets angestrebten "perfekten Spiel" wähnen durfte, aber dann doch immer öfter mit den Armen rudern und zum Fehlerkorrigieren ermahnen musste.

Allzu hoch wollte er den klaren Sieg gegen eine offensichtlich noch nicht eingespielte Mannschaft nicht hängen. Zumal er den einkehrenden Schlendrian mittels angedrohter personeller Konsequenzen in der Halbzeitansprache eindämmen musste: "Ich habe Sanktionen angekündigt", erzählte Köllner, der seinem Team aber auch attestierte, sich reif präsentiert und "auch das brutale Wetter sehr gut angenommen" zu haben. Was letztlich dazu führte, dass die über 30.000 Stadionbesucher einen tollen Nachmittag erleben konnten: "Die Fans haben wunderschöne Tore gesehen und einen verdienten Heimsieg", sagte Köllner, der so auch zufrieden einen Haken hinter die Vorbereitungszeit setzen konnte: "Die Mannschaft war topfit und spritzig."

Die Trainingssteuerung hat sich bezahlt gemacht und der erste Saisonsieg setzt zusätzliches Selbstvertrauen frei. Bevor Köllner aber zu sehr ins Schwelgen geriet, ging er lieber vom Gas: "Es war ein guter Start, nicht mehr und nicht weniger. Punkt."

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