Ein Geniestreich: Hrgota schießt Fürth ins Glück

30.4.2021, 06:00 Uhr
Ein Tor aus dem Nichts: Branimir Hrgota schreit seine Freude heraus.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Ein Tor aus dem Nichts: Branimir Hrgota schreit seine Freude heraus.

Seit einiger Zeit wird versucht, Torchancen im Fußball durch Mathematik greifbarer zu machen. Expected Goals, kurz "xG", nennt sich der Wert, der mit Hilfe von Wahrscheinlichkeiten ausdrücken soll, wie viele Treffer von einer Mannschaft zu erwarten gewesen wären. Das ist eine nette Spielerei, nicht immer ganz nachvollziehbar für Außenstehende – und vor allem der Horror für jeden Stürmer.

Von Stürmern werden ja immer irgendwie mehr Tore erwartet, als sie letztendlich erzielen. Früher wäre da einfach nur dieses Gefühl gewesen, heute lässt es sich in Zahlen messen. Auch Branimir Hrgota haben einige Fans in dieser Saison schon "Chancentod" genannt; bevorzugt in den sozialen Netzwerken, wo es sich ja bekanntlich besonders ungeniert schimpfen lässt.

Hrgota als Chancentod? Naja.

Tatsächlich gab es in dieser Saison die Momente, in denen wahrscheinlich nicht nur die besonders kritischen Fans verzweifelt sind. Gleich am ersten Spieltag zum Beispiel gegen Osnabrück oder am Wochenende gegen den FC Sankt Pauli; die Momente, in denen der Kapitän der Spielvereinigung Greuther Fürth trotz aussichtsreichster Gelegenheiten keinen Treffer erzielte und sich die Kollegen auf der Bank, die Verantwortlichen auf der Tribüne und die Anhänger vor dem Fernseher die Haare gerauft haben.

Am Mittwochabend gegen 20.11 Uhr wollten Hrgota so ziemlich alle seine Kollegen einmal die aktuelle Kurzhaarfrisur raufen. Einen "Geniestreich" nannte Fürths Trainer Stefan Leitl das Traumtor, mit dem der Schwede in der 86. Minute die Spielvereinigung zum 3:2-Sieg gegen Sandhausen und ins kollektive Glück schoss.

Der schönste Treffer der Karriere?

Zwei Gegenspieler ließ Hrgota ganz alt aussehen, bevor er mit perfekter Schusshaltung den Ball aus relativ spitzem Winkel in den Winkel drosch. Der schönste Treffer Ihrer Karriere, Herr Hrgota? "Naja", sagt der stets sehr selbstbewusste Stürmer, "ich habe schon ein paar schöne Tore geschossen in meiner Karriere. Aber damit in einem so engen Spiel noch den Sieg zu holen, ist natürlich super." Dann aber vielleicht der wichtigste Treffer seiner Karriere? Hrgota erinnert sich an ein Tor im Elfmeterschießen im DFB-Pokal zwischen Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach, aber ja: "Dieses Tor nimmt einen sehr, sehr wichtigen Platz ein."

Ob es möglicherweise ein vorentscheidendes Tor zum Aufstieg war, werden die kommenden Wochen zeigen. Wie alle Beteiligten möchte auch Hrgota das Wort noch nicht benutzen oder den Tabellenrechner beim kicker anwerfen. "Es bringt nichts zu spekulieren", findet er und "will mit den Füßen am Boden bleiben." Von Spiel zu Spiel denken und von Torchance zu Torchance.

Von 14 Großchancen nach der Defition des xG-Werts hat er tatsächlich neun Stück vergeben in dieser Spielzeit. Trotzdem kommt er auf stolze 13 Treffer (und sieben nicht weniger wichtige Vorlagen), weil es Branimir Hrgota immer wieder schafft, in Situationen Tore zu erzielen, in denen nicht mit einem Tor zu rechnen war. So wie am Mittwochabend.

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