Ein- statt Abräumen: Simic nutzt Corona-Pause in Nürnberg
16.5.2020, 13:40 Uhr
Die Corona-Pandemie hat auch in der Women's Super League, der obersten Profi-Liga der Frauen im Vereinigten Königreich, den Spielbetrieb zum Erliegen gebracht. "Bei uns sind alle Spielerinnen, auch die aus Australien, Kanada oder Südkorea, heimgeflogen", erzählt Simic, die am Wochenende vor der Einstellung des Betriebs nach Franken gekommen war, weil eines ihrer "Girls Camps", Fußballcamps für Mädchen, stattgefunden hatte.
"Andere machen es sich daheim gemütlich"
Auf der faulen Haut zu liegen, das ist allerdings nichts für die junge Frau, die am Donnerstag ihren 31. Geburtstag gefeiert hat. "Andere machen es sich daheim gemütlich und schauen eine Netflix-Serie nach der anderen, das würde ich nicht aushalten." Und so sammelt sie seit fünf Wochen ganz neue Erfahrungen: "Ich arbeite zum ersten Mal außerhalb des Fußballs, außerhalb des Sports", sagte die studierte Sportwissenschaftlerin, die inzwischen auch diverse Trainerscheine erworben hat.
Sie habe sich nach einem Job umgeschaut, bei einer Bäckerei, der Post und Paketdiensten ganz regulär - "mit Lebenslauf" - beworben – und bei denn’s Biomarkt, wo sie derzeit arbeitet. "Die haben sich am nächsten Tag gemeldet und auch ein möglicherweise abruptes Arbeitsende akzeptiert, sollte West Ham rufen, weil der Spielbetrieb in England weitergeht.
"Ich wollte einfach mal den Fokus weglenken vom Fußball"
20 Stunden in der Woche arbeitet Simic. Sie räumt Regale ein, transportiert Waren von A nach B oder sitzt an der Kasse, was sie am liebsten tut, "weil ich da mit Menschen kommunizieren kann". Einer fußballaffinen Kollegin sei sie ein Begriff gewesen, andere Kollegen interessierten sich überhaupt nicht für Fußball. Und einer habe sie, den weiblichen Profi, bedauert: "Ihr verdient ja scheinbar wirklich schlecht, dass Du hier arbeiten musst!"
Ums Geld gehe es ihr bei ihrer aktuellen Tätigkeit nicht, erklärt die Fußballerin, auch wenn der Verdienst ein angenehmes Taschengeld sei. "Ich wollte einfach mal den Fokus weglenken vom Fußball, den Kopf frei kriegen, meinen Tag strukturieren – und gleichzeitig etwas machen, wo Nachfrage bestand." Sie habe durchaus Spaß an ihrem derzeitigen Job, das einzige, was ihr schwerfalle, sei morgens um fünf Uhr aufzustehen, "wenn kurz vor sechs die Regale befüllt werden müssen", räumt sie offenherzig ein.
Virtuelles Training nicht nur mit West Ham
So ganz lässt der Fußball Simic aber auch in Corona-Zeiten nicht los. Via Internet bietet sie Online-Trainingssessions an. "Ich war selbst überrascht, wie gefragt die sind: Ich habe im Moment etwa zehn Mädels und Jungs in London und hier in der Gegend, mit denen ich virtuelles Training mache, und es ist erstaunlich, welche Fortschritte sie machen!" Ihr mache diese durchaus aufwendige Betätigung viel Spaß, "auch wenn die Mädels und Jungs mehr mitnehmen als ich". 40 Euro kosten vier einstündige Einheiten. "Das läuft gut, und ich kann mir vorstellen, das auch nach Corona weiter zu machen." Ebenso wie ihre Camps für Mädchen.
Und während sie Regale einräumt, kann sie über ihre Zukunft nachdenken. Ihr Vertrag bei West Ham läuft zum Saisonende aus, eine Verlängerung sei noch offen. "Ich will aber weiter im Fußball tätig sein", zumindest soviel weiß Simic derzeit schon.
+++ West-Ham-Profi Simic zeigt ihre Tricks +++
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