Eine Grätsche kann viel Respekt verschaffen

17.6.2011, 17:28 Uhr
Eine Grätsche kann viel Respekt verschaffen

© Wolfgang Zink

Den Abschied verdarben ihr gleich drei Beteiligte: die B-Junioren des ASV Vach, die am Ende mit 4:3 siegten. Dann der Schiedsrichter, der ein Abseitstor für den ASV gab. Und schließlich ihre Teamkollegen der „U17 II“ des Post SV Nürnberg, die mit Flüchtigkeitsfehlern die Vacher zum Toreschießen einluden. Da konnte sich Jessica Engelhardt in der Post-Innenverteidigung noch so abstrampeln und Löcher stopfen – in ihrem letzten Spiel als B-Juniorin in einer Jungenmannschaft musste die 15-Jährige eine dieser verhassten Niederlagen akzeptieren.

Eineinhalb Jahre spielte die Bayern-Auswahlakteurin mit einer Sondergenehmigung des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) mit männlichen Altersgenossen, zunächst bei den C-Junioren, dann in der „U17“ des Post SV. Normalerweise endet die gemeinsame Zeit von Buben und Mädchen mit der „U13“. Mit einer Ausnahmegenehmigung und ärztlichem Attest kann sie bis in die C-Juniorenzeit verlängert werden – in speziellen Fällen mit Verbands-Sondererlaubnis auch noch für die „U17“.

Schweren Herzens hat Jessica Engelhardt von ihren Kumpels beim Post SV Abschied genommen, lange schwankte sie zwischen einem Verbleib und einer Rückkehr zu den B-Juniorinnen des 1.FC Nürnberg. Von dort war sie im Winter 2010 zum Post SV gewechselt. Als talentierte C-Juniorin war sie beim „Frauen-Club“ in der „U17 II“ versauert, kämpfte vergebens um eine Chance in der „U17“. Erst als sie zum Post SV wechselte, hieß es plötzlich, sie solle jetzt hochgezogen werden. Doch da war es (vorerst) zu spät. Die „Fußball-Verrückte“, die täglich von Eckental an die Bertolt-Brecht-Schule pendelt, wollte ihre Chance wahren, weiter in der „U15“-Bayernauswahl zu spielen.

Eine Grätsche kann viel Respekt verschaffen

© Wolfgang Zink

Verbandstrainerin Fritzy Kromp hatte ihr den Wechsel zu einem Jungensteam nahegelegt. „ Wir raten den talentiertesten Mädchen, möglichst lange in einem guten Jungens-Verein zu spielen, weil sie da bestmöglich gefördert werden, was Spieltempo und -härte angeht“, bestätigte Kromp der NZ. Dabei komme es vor allem darauf an, dass die Mädels bei den Jungs eben nicht nur in den Spielen, sondern auch in jedem Training richtig gefordert seien, sagte Kromp. Dies helfe ihnen in ihrer Entwicklung enorm weiter.

Vor allem Mädchen im Alter zwischen 13 und 15 Jahren rate sie zu diesem Schritt. Aber es gibt eben auch vereinzelte B-Juniorinnen, die noch mit Jungs kicken. Neben Jessica Engelhardt war dies im Bezirk Mittelfranken „U15“-Nationalspielerin Kristin Wein, die für den TSV Burgfarrnbach in der Bezirksoberliga spielte und jetzt zu Bayern München geht.

„Von den Jungs hat mir am Anfang keiner was ins Gesicht gesagt, aber getuschelt worden ist schon“, erinnert sich Jessica Engelhardt an den Beginn der letzten Saison, als sie zu den B-Junioren stieß. „Am Anfang war es für sie und mich ungewohnt, aber das hat sich ziemlich schnell gelegt. Zumal ihr Trainer Lothar Mack viel Vertrauen entgegenbrachte und sie

in die Innenverteidigung stellte, wo die 15-Jährige mit gutem Stellungsspiel, wenn nötig aber auch mit energischen Grätschen abräumte. Nur von gegnerischen Spielern seien Sprüche wie „duscht die mit euch?“ gekommen, die aber regelmäßig.

Vater Peter Engelhardt, der meist mit dabei war, hat noch etwas beobachtet: „In der ersten Viertelstunde haben sich die Gegenspieler schwergetan, trauten sich körperlich nicht so richtig an Jessi ran – das hat sich aber schnell gegeben.“

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