Eishockey-Länderspiel in Nürnberg: Kein Geschenk für Treutle

29.4.2021, 19:57 Uhr
Zwei Drittel lang hatte Niklas Treutle ordentlich zu tun. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / Thomas Hahn Zwei Drittel lang hatte Niklas Treutle ordentlich zu tun. 

Der Abend des 30. Geburtstags ließe sich angenehm in einem Restaurant verbringen, oder, die Zahl ignorierend, erst auf einem Barhocker und später in einem Club. Niklas Treutle hat gemacht, was er seit zwei Jahrzehnten täglich macht, nicht selten zweimal: Er hat sich routiniert in seinen Michelin-Männchen-Panzer gezwängt und seine einzigartige Maske aufgesetzt, um sich von einer bis zu 150 km/h schnellen Hartgummischeibe treffen zu lassen. Herzlichen Glückwunsch.

Gut, was hätte der Torhüter der Nürnberg Ice Tigers während der Pandemie auch anderes machen sollen? Außerdem will Treutle ja nach Riga, wo am 21. Mai die Eishockey-WM beginnt, so wie alle Nationalspieler, die sich in diesen Tagen in der Arena Nürnberger Versicherung einem Casting unter der Aufsicht von Bundestrainer Toni Söderholm stellen. Am Freitag spielen die vier verbliebenen DEL-Teams die zwei Finalisten aus. Noch besteht die Nationalmannschaft nicht unbedingt aus den besten, sondern den besten verfügbaren Spielern. Auf der anderen Seite war das am Donnerstagabend nicht anders, dass Tschechien beim 1:4 (0:0, 1:2, 0:2) zwei Drittel lang die bessere Mannschaft stellte, dürfte Söderholm die Trainingsarbeit in den nächsten Tagen leichter machen.

Starke Ex-Ice Tigers

Gegen sehr routinierte und robuste Tschechen mussten einige Spieler erkennen, dass sich eine starke DEL-Saison auf internationalem Niveau nicht zwangsläufig fortsetzen lässt. Der Verteidiger Marcel Brandt zum Beispiel, in Straubing bis zum Samstag noch herausragend, hatte sowohl im Aufbau als auch im Zweikampf an der Bande Probleme – und war damit nicht alleine. Mit Leon Draisaitl, Dominik Kahun, dem gebürtigen Nürnberger Lukas Reichel und Tim Stützle hat Eishockey-Deutschland in den letzten Jahren Weltklasse-Stürmer hervorgebracht, mit Moritz Seider aber nur einen Verteidiger von Format – und der bewirbt sich derzeit noch mit Rögle BK um die schwedische Meisterschaft.

Nur ein Testspiel? Aber eben immer noch Eishockey. Korbinian Holzer legt sich hier mit Ondrej Beranek an. 

Nur ein Testspiel? Aber eben immer noch Eishockey. Korbinian Holzer legt sich hier mit Ondrej Beranek an.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / Thomas Hahn

In Nürnberg erzielte erst Matej Blümel mit Ablauf einer Strafzeit nach präziser Vorarbeit das 0:1 (28. Minute) und Lukas Radil verdeckt für Treutle das 0:2 (33.), ehe die Deutschen besser zu ihrem Spiel fanden. Dass dabei ausgerechnet jene auffielen, die sich in dieser Arena besonders gut auskennen, war kein Zufall. Der Ex-Ice Tigers Daniel Fischbuch (Düsseldorf) und Andreas Eder (Straubing) zählten nach ihren Wechseln zu besten einheimischen Stürmern der DEL und auch gegen Tschechien zu den aktivsten Angreifern. Fischbuch traf bereits in der 3. Minute den Pfosten. Immer wenn es wuchtiger wurde, war Eder beteiligt. Zusammen bereiteten sie im Power-Play den Anschlusstreffer von Simon Sezemsky (38.) vor.

Zwei Treffer ins leere Tor

Nach der zweiten Pause bestimmte Deutschland das Spiel. Auch Eder traf den Pfosten. Das Geburtstagskind im Tor hatte gar nichts mehr zu tun, bis er gegen Lukas Kousal die Vorentscheidung verhinderte (56.). 96 Sekunden vor dem Ende nahm ihn Söderholm vom Eis, acht Sekunden später traf Lukas Radil ins leere Tor (59.). Söderholm probierte es noch einmal, Ondrej Beranek stellte den Endstand her (60.).

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