Endlich Halligalli? Sallis Wandlung zum coolen Vollstrecker

23.7.2018, 05:54 Uhr
Dem 4:0-Sieg in Würzburg hatte vor allem Doppeltorschütze Edgar Salli seinen Stempel aufgedrückt.

© Sportfoto Zink / DaMa Dem 4:0-Sieg in Würzburg hatte vor allem Doppeltorschütze Edgar Salli seinen Stempel aufgedrückt.

Die schwierigste Hürde erwartete Edgar Salli in Würzburg nach dem Schlusspfiff. Als ein lokaler TV-Reporter den Doppeltorschützen des 1. FC Nürnberg auf Deutsch befragen wollte, erntete er nur ein verlegenes Lachen und den hilfesuchenden Blick zu Pressesprecher Daniell Westgate. Auch in seinem dritten Jahr beim Club sind Sallis Sprachkenntnisse rudimentär, der Kameruner kommuniziert lieber auf Englisch – lässt dafür nun aber Taten sprechen. Am Samstag beim durchaus souveränen 4:0 (2:0)-Sieg im Testspiel gegen die Würzburger Kickers gefiel der flinke, aber bislang nicht besonders torgefährliche Stürmer erneut zweimal als cooler Vollstrecker.

Ebenso wie Neuzugang Törles Knöll hat Salli, der durch seine unkonventionelle Spielweise polarisiert wie kaum ein anderer Club-Profi und sich mitunter zwischen Geniestreich und Slapstick bewegt, nun schon vier Tore auf dem Konto. Vor allem das 2:0 geriet zu einem kleinen Kunstwerk: Nach Pass von Hanno Behrens in den Rücken der Abwehr hatte der 25-Jährige den Ball gekonnt mitgenommen und seelenruhig Kickers-Keeper Patrick Drewes umkurvt (34.). In der zweiten Halbzeit verwertete er dann aus kurzer Distanz eine Hereingabe von Adam Zrelak (59.).

Löwen eröffnet, Palacios beschließt

Glaubte man dem Stadionsprecher am Dallenberg, zählte auch schon das 1:0 zur Salli-Show. Allerdings war es doch recht eindeutig Eduard Löwen gewesen, der in der 21. Minute Nürnbergs ersten gefährlichen Angriff nach einem klugen Rückpass von Knöll aus zwölf Metern erfolgreich abgeschlossen hatte. Federico Palacios’ Abstaubertor zum 4:0 (79.) bildete dann den Schlusspunkt der bislang besten Nürnberger Leistung in dieser Vorbereitung, wie nicht nur Löwen befand.

Knapp 20 Minuten hatte man sich ein bisschen sorgen müssen um den Bundesliga-Aufsteiger, weil doch zu spüren war, dass Würzburg bereits am nächsten Samstag beim VfL Osnabrück in die neue Drittliga-Saison startet. Entsprechend forsch begannen die Unterfranken bei ihrer Generalprobe vor 4060 Zuschauern und setzten die unsortierte Club-Abwehr auf regennassem Rasen mit schnellem Direktspiel unter Druck.

"Da hat man schon gemerkt, dass wir uns erst ein bisschen die Beine freilaufen mussten", resümierte Trainer Michael Köllner. Nach Löwens 1:0 bekam seine Elf die Partie aber in den Griff, überzeugte mit hoher Effizienz, gutem Positionsspiel und auch der Bereitschaft, im fünften Testkick innerhalb von 14 Tagen noch einmal an die körperlichen Grenzen zu gehen. Selbst Köllner staunte, "wie spritzig wir nach drei intensiven Trainingswochen waren".

"Ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann"

Und auch wenn dem Coach Ergebnisse in dieser eher von konditioneller Grundlagenarbeit geprägten Phase der Saisonvorbereitung ja angeblich "völlig wurscht" sind, freute er sich doch, dass seine Mannschaft nach der 1:2-Pleite gegen den Halleschen FC im nächsten Duell mit einem Drittligisten als standesgemäßer Sieger vom Platz ging – weil sich "Ergebnisse ja auch auf die Psyche der Spieler auswirken". Und nebenbei wohl auch den einen oder anderen nervösen Fan etwas beruhigen dürften.

Sallis starke Frühform hat Köllner natürlich registriert, "auch wenn er uns am Anfang in der Defensive schon vor die eine odere andere Aufgabe gestellt hat", wie der Coach in Anspielung auf einige Ballverluste süffisant anmerkte. Prinzipiell sei Salli aber "ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Es freut mich für ihn, dass er immer mehr das Tor findet und sich über die Vorbereitung Selbstvertrauen holt." Salli selbst wollte seinen gelungenen Auftritt nicht überbewerten. "Klar ist es immer gut, wenn man Tore schießt, aber es war ja nur ein Freundschaftsspiel", sagte er. Auf Englisch, versteht sich.

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