Endlich wieder mutig: Der FCN im leichten Aufwärtstrend

17.2.2020, 05:50 Uhr
Wann der Club das letzte Mal so gut war? Georg Margreitter kann sich nicht erinnern.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / DaMa Wann der Club das letzte Mal so gut war? Georg Margreitter kann sich nicht erinnern.

Nach dem späten Ausgleich offenbarten sich bei Georg Margreitter plötzlich ein paar Gedächtnislücken. "Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Standard-Tor kassiert haben", erklärte der Abwehrspieler des 1. FC Nürnberg durchaus glaubhaft, es müsse jedenfalls, so viel wusste er noch, ziemlich lange her sein.


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Die gemeinsame Verteidigung sogenannter Standards hatte in der Hinserie schließlich zu den ansonsten überschaubaren Stärken von Margreitters Mannschaft gezählt. Letztmals ist ihnen so etwas wie am Freitagabend demnach am 4. November in Bochum passiert, als ein miserabel abgewehrter Freistoß zum zwischenzeitlichen 0:2 geführt hatte.

Es geht dezent aufwärts beim 1. FC Nürnberg

Diesmal sorgte ein raffiniert ausgeführter Eckstoß für lange Gesichter beim Club; eine simple Kopfballverlängerung genügte, um den kompletten Defensivverbund zu eliminieren, worüber sich die Nürnberger fürchterlich aufregen konnten.

Der Ärger galt vor allem ihrer eigenen Nachlässigkeit bei 2:1-Führung, deren Entstehung erneut Hinweise auf eine insgesamt positive Entwicklung lieferte. Besonders in den 20 Minuten zu Beginn und nach der Pause wiesen die Gäste nicht mehr für möglich gehaltene Fertigkeiten in der aktiven Spielgestaltung nach.

Eine "phasenweise sehr gute Leistung in beide Richtungen" hatte nicht nur der Sportvorstand gesehen, wollte sein Kompliment aber keinesfalls zeitlich isoliert verstanden wissen. Schon seit Mitte Dezember beschlich Robert Palikuca hin und wieder das Gefühl, dass es dezent aufwärts gehen könnte mit seinem tief gefallenen Club, wobei noch weiter abwärts ja zwischenzeitlich kaum noch möglich war.


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Der kurze Zwischenspurt nach der Winterpause scheint besonders das Zutrauen ins eigene Leistungsvermögen neu geweckt zu haben; weil zumindest der Abstand nach ganz unten etwas größer geworden ist mit den Arbeitssiegen gegen Sandhausen und Osnabrück, versuchten sie am Freitagabend in Heidenheim auch mal wieder, mutig zu sein. Mit und ohne Ball.

Margreitter spürt auf dem Platz "ein gutes Gefühl"

Innenverteidiger Margreitter spürte auf dem Platz gar "ein gutes Gefühl" beim gemeinsamen Nach-Vorn-Verteidigen, "das beginnt schon im Mittelfeld, sie trauen sich, den Schritt nach vorn zu gehen, wo wir uns vor einem halben Jahr noch hätten fallen lassen", erklärt Margreitter, "dem Gegner Zeit und Raum gegeben hätten". So aber stand die hinterste Abwehrreihe beim Pressing häufig auf Höhe der Mittellinie, womit sich selbst bei einem Tabellen-Vierten unzählige Fehler im Aufbau provozieren lassen.

Der von Jens Keller verordnete Vorwärtsdrang schien die Heidenheimer nachhaltig zu verwirren; dass es der Club letztlich verpasste, sich noch mehr zu belohnen für den enormen Aufwand, trübte hinterher etwas die Stimmung, als aber dennoch die erfreulichen Aspekte eindeutig überwogen.

Auch der Trainer wollte sich nicht lange aufhalten mit den zwei verlorenen Punkten und freute sich stattdessen lieber über einen gewonnenen. "Im Großen und Ganzen zufrieden mit der Leistung" zeigte sich Keller, der überraschend Nikola Dovedan aufgestellt hatte gegen dessen Ex-Verein. Sein 1:0 nach nicht einmal einer Minute trug zusätzlich zur Beruhigung und Stärkung des ganzen 1. FC Nürnberg bei, wenngleich Keller in seiner Analyse nicht verschweigen wollte, dass der Österreicher "natürlich noch eins oder zwei machen muss".

Gegen Darmstadt wartet der nächste Härtetest

Bloß nicht zu viel loben, sollte das wohl heißen, schon am Sonntag gegen den SV Darmstadt wird die Stabilität des Aufwärtstrends erneut einer schweren Prüfung unterzogen. "Unser Ziel ist es, das Polster immer weiter auszubauen", so ließ sich Hanno Behrens im Heidenheimer Stadionheft zitieren, "aber wir bleiben demütig".

Der Formanstieg des wieder sehr weit vorn eingesetzten Kapitäns, der als Schütze oder Vorbereiter an fünf der letzten acht Tore beteiligt war, hilft dem Club ebenfalls sehr dabei, künftig noch etwas länger so aufzutreten wie am Freitag in den ersten 20 Minuten. "Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal so gut gespielt haben", staunte Georg Margreitter. Noch eine Gedächtnislücke, die sich allerdings nicht so einfach schließen ließ.

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