Entzaubert im Dreierregen: Bamberg verliert in Crailsheim

23.11.2020, 10:33 Uhr
Obenauf? Nein! Chase Fieler - hier in Hamburg am Ball - und seine Bamberg haben in Crailsheim verloren.

© Georg Wendt/dpa Obenauf? Nein! Chase Fieler - hier in Hamburg am Ball - und seine Bamberg haben in Crailsheim verloren.

Wie kam es zur Niederlage? Vor allem nach der Pause stieg die Anzahl der Turnover bei Brose stetig an und stand am Ende bei 15 (Crailsheim 16), es war aber viel mehr die eigene Defense, die einen Sieg fast unmöglich machte. Allen voran Crailsheims Point Guard Trae Bell-Haynes, der mit seinem Double-Double aus 30 Punkten und zwölf Assists persönliche BBL-Bestwerte hinlegte, konnte nicht gestoppt werden. In der Crunchtime waren es dann ausgerechnet die beiden früheren Bamberger Maurice Stuckey und Elias Lasisi, die mit ihren Dreiern für die Entscheidung sorgten. Insgesamt trafen die Hohenloher 17 Mal (bei 32 Versuchen) von "downtown", Bamberg hielt zwar mit starken 46 Prozent von draußen dagegen, versenkte dabei aber sechs Bälle weniger - was in Summe 18 Punkten entspricht - im Crailsheimer Korb (11/24).

Offensivspektakel in Halbzeit eins

Obwohl Coach Johan Roijakkers durch den zu erwartenden Ausfall von Tyler Larson (verletzte sich am Donnerstag gegen Chemnitz an der Achillessehne) seine Startformation - Devon Hall startete für Larson, zudem erhielten Chase Fieler und David Kravish den Vorzug vor Christian Sengfelder und Norense Odiase - umbauen musste, kam seine Truppe nach einem 5:0-Blitzstart der Hausherren selbst in einen guten Rhythmus. Dabei waren es gerade die drei "Neuen" in Bambergs "Starting Lineup", die die Offensive ihrer Farben ankurbelten.

Doch auch die Hausherren, bei denen Coach Tuomas Iisalo nach seiner zweiwöchigen Corona-Quarantäne wieder in die Coaching-Zone zurückkehrte, ließen nicht locker und feuerten vor allem in Person von Trae Bell-Haynes weiter aus allen Rohren, sodass sich ein Offensivspektakel anbahnte. Im Verlauf des ersten Viertels konnten die Oberfranken dennoch zwischenzeitlich bis auf sieben Punkte (16:9, 5. Min.) davonziehen. In einer Begegnung, in der beide Seiten hochprozentig trafen, sorgten auf Bamberger Seiten wieder einmal vergebene Freiwürfe dafür, dass man es verpasste, sich in eine noch bessere Ausgangsposition zu bringen.

Auf der anderen Seite des Courts konnten die Brose-Boys neben dem überragenden Bell-Haynes (17 Punkte in 18 Minuten in Halbzeit eins), auch Jamuni McNeace und Bogdan Radosavljevic zu selten stoppen. Über dieses Dreiergespann kamen die Gastgeber noch im ersten Viertel zurück, übernahmen mit dem letzten Angriff zum 28:27 die Führung und gaben diese über die kompletten zweiten zehn Minuten nicht mehr ab. Mehr als der 42:42-Ausgleich in der 16. Minute durch Devon Hall sollte nicht gelingen. Die Merlins blieben ihrerseits cool und erspielten sich bis zum Seitenwechsel eine Vier-Punkte-Führung (58:54).

Hohes Tempo auch in Durchgang zwei

Auch wenn beide Coaches in ihren Kabinenansprachen vermutlich mehr Defensive eingefordert hatten, wurde eben diese auch weiterhin eher klein geschrieben. Weiterhin drückten die zehn Akteure auf dem Feld extrem aufs Tempo, auch wenn die Treffsicherheit und Konzentration - Bamberg leistete sich allein im dritten Spielabschnitt sechs Ballverluste - stellenweise etwas verloren ging. Da Bamberg es folglich nicht schaffte, Crailsheims Offensive zu stoppen, blieb auch der Rückstand, der sich im Verlauf von Viertel Nummer drei zwischen drei und neun Zählern einpendelte, bestehen - und das obwohl man zumindest Trae Bell-Haynes etwas abkühlen konnte.

Mit fortschreitender Spielzeit kühlten auch die restlichen Aktiven auf dem Feld mehr und mehr ab und die Partie wurde zusehends umkämpfter. Mit Unterstützung der Bamberger, die weiter Ballverlust an Ballverlust reihten, konnte Crailsheim seine Führung dabei trotzdem konstant halten. Dennoch blieb es bis zum Schluss eine enge Angelegenheit, bei der Bamberg nichts unversucht ließ, um die Partie noch zu drehen.

Zwei Ex-Bamberger drehen am Ende auf

Erschwert wurden die Unternehmungen ausgerechnet von den beiden Ex-Bambergern Maurice Stuckey und Elias Lasisi. Vor allem der Belgier, der bis vor wenigen Wochen noch als Trainings- und Gastspieler in der Domstadt weilte und aufgrund inkonstanter Offensivleistungen doch keinen Vertrag erhielt, netzte im zweiten Durchgang wichtige Dreier ein und traf seinen Kurzzeit-Arbeitgeber mitten ins Herz. Am Ende war es vermutlich auch eine Kraftfrage - Bamberg spielte ja zuletzt am Donnerstag -, sodass die Oberfranken mit 95:101 ihre zweite BBL-Niederlage hinnehmen mussten. Die Tatsache, dass mit Larson der etatmäßige Point Guard fehlte, kann vernachlässigt werden, da auch bei den Baden-Württembergern mit Nimrod Hilliard ein Aufbauspieler verletzungsbedingt fehlte.

Auch wenn die Nationalspieler Hundt, Sengfelder, Lockhart, Ogbe und Vitali jetzt zu ihren Länderteams reisen, hat Coach Roijakkers mit dem Rest des Kaders jetzt bis zum 3. Dezember (Heimspiel gegen Würzburg) Zeit, um die großen Defizite in Sachen Defensivverhalten und Freiwurfquote zu verbessern.

HAKRO Merlins Crailsheim: Bell-Haynes (30 Punkte), Stuckey (14), Radosavljevic (12), McNeace (11), Coleman (11), Lasisi (9), Jones (9), Highsmith (3), Bleck (2)

Brose Bamberg: Hall (21), Kravish (18), Vitali (14), Hundt (13), Lockhart (9), Sengfelder (9), Fieler (7), Ogbe (2), Odiase (2)

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