Epochaler Erfolg! Bamberg schnappt sich Basketball-Pokal

17.2.2019, 17:08 Uhr
Bambergs Elias Harris tankt sich durch zwei Gegenspieler. Er setzte im Pokalfinale erste Akzente.

© dpa Bambergs Elias Harris tankt sich durch zwei Gegenspieler. Er setzte im Pokalfinale erste Akzente.

Mit neun Meistertiteln zwischen 2005 und 2017 hat man in Bamberg eine gewisse Routine im Feiern entwickelt. So laut aber, so glücklich und stolz wie an diesem Sonntagnachmittag hat man die Arena an der Forchheimer Straße schon lange nicht mehr erlebt: Nach einem selten hochklassigen, aber stets großartig intensiven Finale gegen Alba Berlin hat sich Brose Bamberg zum sechsten Mal den deutschen Basketball-Pokal gesichert. Vor allem vom Ende des 83:82 (44:37) gegen den Vizemeister wird man sich noch lange erzählen.

In Bamberg sehnt man sich nach alten Zeiten. "Freakcity" war vor nicht allzu langer Zeit Sehnsuchtsort – die lautesten Fans, der beste Basketball, das waren die Alleinstellungsmerkmale. Nachdem Michael Stoschek, der Aufsichtsratsvorsitzende des Namenssponsors, "den Reset-Knopf" jedoch einmal zu oft gedrückt hatte und hässliche Personalquerelen statt grandioser Euroleague-Schlachten die Schlagzeilen bestimmen, hat der Standort an Bedeutung verloren. Bayern München ist dominant, Berlin sexy und Bamberg irgendwie nicht mehr so wichtig. Um das zu ändern, blickten die Fans noch weiter zurück: In der Südkurve wuchs die Graf-Stauffenberg-Halle in die Höhe. 1992 hatte Bamberg (damals noch TTL) erstmals den Pokal gewonnen – dank der Heldentaten von Mike Jaeckel und Kennith Sweet.

27 Jahre später war es Elias Harris, der die Fans in einem, nunja, intensiven Auftaktviertel erstmals von den Sitzen riss. Sein Dunking zum 17:12 in der 9. Minute war die Bestätigung eines leidenschaftlichen Auftakts. Das junge Trainerteam um den 34 Jahre jungen Federico Perego hatte eine Mannschaft aufs Parkett geschickt, die einen instabilen Favoriten ärgern sollte. Spielmacher Peyton Siva war lange verletzt, seine Unterstützung, Derrick Walton, erst kurzfristig verpflichtet worden und der wichtige Luke Sikma angeschlagen. Dort biss also eine Mannschaft, hier wehrte sich die andere. Das Ergebnis war keineswegs hochklassig (Alba leistete sich alleine im ersten Viertel neun Ballverluste), aber so packend, wie man sich das in Bamberg gewünscht hatte.

Zisis gibt Bamberg Sicherheit

Erst allmählich passten sich die Gäste der Intensität an, auch weil Bamberg mit Ricky Hickman als Regisseur aus dem Rhythmus geriet. Gegen Ende der ersten Hälfte aber war es Tyrese Rice, der Kenny Ogbe zwei Fouls anhängte und seiner Mannschaft sieben Punkte in Folge sowie die 44:37-Pausenführung sicherte.

Nach dem Seitenwechsel wurde Berlin dann durch einen Mann ausgebremst, den man im europäischen Basketball als den "Lord of the rings" kennt, weil er seinen Klubs so viele Titel gesichert hat. Auf einfach herausgespielte Berliner Korberfolge ließ Nikos Zisis erfolgreiche Dreier folgen. Der Grieche gab Bamberg Sicherheit. Eine Neun-Punkte-Führung ließ Coach Perego mutig werden, er beendete das Viertel ohne Harris, Zisis und Rice. Tatsächlich kam Alba nicht mehr heran. Bamberg ging mit einem 63:54 ins Schlussviertel.

Schlussminute wird hektisch, unübersichtlich, epochal

Bamberg versuchte es zunächst zu erzwingen, nach einem weiteren unerklärlichen Ballverlust von Alba versuchte es Rice mit einem schnellen Dreier und scheiterte. Statt einer Zwölf-Punkte-Führung kam Berlin auf 65:61 heran (34.). Erst als Zisis den fahrigen Ricky Hickman ersetzte und sich der starke Landry Nnoko mit seinem fünften Foul auf die Berliner Bank verabschiedete, fand Bamberg auch offensiv wieder statt. Nach einem weiteren Dreier des Herren der Ringe schien das Pokalfinale 2019 erstaunlich unaufgeregt zu Ende zu gehen. Nur wollte sich Peyton Siva mit diesem Ende nicht zufrieden geben. Zwei Dreier des Spielmachers brachten Berlin auf zwei Punkte heran. Die Gastgeber wirkten hektisch, die Gäste ruhig. Als Martin Herrmansson zum 80:79 traf, war das erst die zweite Berliner Führung des Spiels.

Die Schlussminute wurde hektisch, unübersichtlich, epochal. 2,1 Sekunden vor dem Ende traf wieder Zisis – natürlich von jenseits der Drei-Punkte-Linie. 83:82. Ein Sieg für die Geschichtsbücher. Vor allem aber ein Sieg fürs oberfränkische Selbstwertgefühl.

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