Erneut "mit aller Macht": FCN muss in Bielefeld punkten

5.6.2020, 19:29 Uhr
Gegen Jahn Regensburg gelang Mikael Ishak sein erster Saisontreffer. Vielleicht glückt gegen Bielefeld der nächste.

© Daniel Marr/ Sportfoto Zink Gegen Jahn Regensburg gelang Mikael Ishak sein erster Saisontreffer. Vielleicht glückt gegen Bielefeld der nächste.

Seine Spieler machen es ihm auch nicht leicht. Und gelinde gesagt durchwachsene Auftritte als Mutmacher zu verkaufen, ist offensichtlich einfach auch nicht das Ding von Jens Keller. "Die Spiele nach der Corona-Zeit waren nicht so schlecht", sagte der Trainer des 1. FC Nürnberg. Keller wirkte dabei wenig überzeugend. Beim Versuch, das zu kaschieren, verkörperte er Ratlosigkeit. Warum ausgerechnet am Samstag (13.00 Uhr) beim Zweitliga-Tabellenführer Arminia Bielefeld ein Sieg oder wenigstens ein Teilerfolg gelingen sollte, vermag Keller ebenso zu vermitteln wie sein Team allzu oft auftritt - wenig überzeugend.

 

Wenn der 49-Jährige also versucht, zu erklären, wie intern auf den Tisch gehauen wurde und erklärt, dass sich "die Mannschaft ihrer Situation bewusst ist" , klingt das inzwischen nur noch wie eine Durchhalteparole. Schließlich erwähnte er es im Vorlauf zu einem Punktspiel nicht zum ersten Mal. Keller ergänzte zwar, dass man die Spieler mit Videomaterial schule und zu besserem Handeln anleite: "Wir korrigieren viel." Das zu tun, bietet sich nach jeder Partie aber auch gerade zu an. Fehler mit Gegentor-Potenzial passieren regelmäßig. Auf einen Sieg wartet der Club deshalb bereits seit fünf Spielen. Weder gegen Hannover 96 (0:3), St. Pauli (0:1), Aue (1:1), Jahn Regensburg (2:2) noch zuletzt gegen den VfL Bochum wollte dem Tabellen-15. ein dringend benötigter Dreier gelingen. Der Abstand zum Relegationsplatz 16 beträgt nur zwei Zähler.

Nun darf sich der FCN auch noch gegen das seit zehn Partien ungeschlagene Spitzenteam Bielefeld – von den vergangenen 20 ging nur eine verloren – versuchen. Weniger Druck, weil die Favoritenrolle eindeutig bei den Ostwestfalen liegt, verspürt Keller aber nicht. Warum auch? Der Druck des Gewinnen-Müssens steigert sich seit geraumer Zeit und von Spieltag zu Spieltag. Nach dieser Partie bleiben nur noch vier weitere, um den deutlich Fahrt aufnehmenden Absturz in die Drittklassigkeit noch rechtzeitig aufzuhalten. "Die Mannschaft muss über die Grenze gehen, sie muss arbeiten. Das wird das Wichtigste sein", fordert Keller also von seiner Mannschaft.

Bielefeld lässt nicht locker

Wie es nicht funktioniert, dafür bietet das Hinspiel gegen Bielefeld Anschauungsmaterial en Masse. Nach der Entlassung des österreichischen Damir Canadi ging das Interims-Trainerdebüt von Vereinsikone Marek Mintal beim 1:5-Drama furchtbar in die Hose.

Seit dieser Vorführung im Max-Morlock-Stadion, für die sich die Arminia das erste Mal in dieser Saison mit der Übernahme der Tabellenspitze belohnte, hat Bielefeld nicht mehr locker gelassen und kaum noch etwas falsch gemacht. "Wer nach dem 29. Spieltag so souverän da oben steht – da wissen wir, was auf uns zukommt", sagte Keller.

Fehlen wird in seinem Aufgebot diesmal Fabian Nürnberger. Der zuletzt gesetzte 20-jährige Mittelfeldspieler erlitt im Training eine Muskelverletzung und fällt voraussichtlich zwei Wochen aus. Im Sturm darf erneut Mikael Ishak sein Glück versuchen. Es muss beim Schweden nach dessen erstem Saisontreffer gegen Jahn Regensburg ja noch nicht aufgebraucht sein. "Er hat seine Chance gegen Regensburg genutzt und hat durchaus seine Berechtigung", erläuterte Keller.

Lob klingt anders. Und Lob hatte sich zuletzt auch der Trainer kaum welches verdient. Rückendeckung von Sportvorstand Robert Palikuca bekam Keller dennoch mehrfach. "Mich freut es und es ist gut, wenn der Verein hinter einem steht", sagte der erfahrende Coach. Dass seine Jobgarantie aber auch nicht unendlich gilt, wenn weiterhin die Ergebnisse ausbleiben, ist selbstverständlich bewusst: "Wir müssen unsere Arbeit machen – und das sind Punkte."

Um die zu holen, müsste sein Team allerdings seinen gerne wiederholten Ratschlag beherzigen: "Wir müssen mit aller Macht ein Tor erzielen und mit aller Macht Gegentore verhindern." Wenn es nur so einfach wäre, denkt sich auch Jens Keller.

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